Große Betriebe lohnen sich nicht
Landwirtschaft
Großbetriebe ohne interne Wirtschaftskreisläufe
Die
großen Betriebe in Ostdeutschland erwirtschaften einen Gewinn in Höhe von 200
Euro je Hektar. Darin enthalten sind bereits, so Kurt-Henning Klamroth, Präsident
des Deutschen Bauernbundes (DBB) zu Herd-und-Hof.de, 300 Euro Subventionen. Die
bekommen auch die Familienbetriebe in Westdeutschland – aber die erwirtschaften
insgesamt 600 Euro je Hektar.
Als
Zeichen, dass bei den großen Einheiten die Gewinne ausbleiben, wertet Klamroth,
dass die Betriebe beginnen, einzelne Produktionsteile an Söhne und Töchter als
GmbH auszugliedern. Als hilfsreichste Methode, den Betrieben ihre Grenzen
aufzuzeichnen, sei die Einstellung der Subventionen ab 1.000 Hektar: Dann regele
der Markt auch sinnvolle Betriebsgrößen.
Wem gehören die Betriebe?
Im
Windschatten von Dioxin gab es in Sachsen-Anhalt auch einen Fall verbotener Antibiotika im Futter.
Die Globalisierung habe ein Maß überschritten, wenn 20 Betriebe gesperrt werden
müssen, die Futter aus Niedersachsen beziehen, das Komponenten enthält, die in
China hergestellt wurden.
Zerrbilder
gibt es auch im kleinen Maßstab. Klamroths Milchviehbetrieb bekommt seine
Abrechnungen von der Molkereigenossenschaft Seesen – auf der anderen Seite des
Harzes, nur 30 Kilometer entfernt. Dort gibt es aber nur einen Firmensitz und
keine Produktionsanlagen. Der Milchlaster transportiert Klamroths Milch nach
Dresden, 200 Kilometer entfernt. Im näheren Umkreis gibt es keine Molkerei
mehr, klagte der DBB-Präsident.
Zerrbilder
biete auch die Statistik. Mit 0,3 Großvieheinheiten je Hektar hat Ostdeutschland
eine viel niedrigere Viehdichte als beispielsweise Niedersachsen mit 1,2
Großvieheinheiten. Aber die Tierproduktion ist auf wenige Standorte
konzentriert. Auf die einzelnen Betriebe bezogen, übersteigen die Bestände die
Aufnahmekapazität der Regionen an Gülle und Abfall. Die Schweinehaltung sei so
durch industrialisiert, dass die Produktion nur noch eine bauliche Hülle
benötige. Das machen sich vor allem Holländer und Dänen zu Nutze, die zu Hause
nicht mehr wachsen können. Die Betriebsliste der größten Sauenhalter und
Schweinemäster liest sich wie das europäische Who-is-Who des Schweinesektors.
Beispielsweise ist der achtgrößte Betrieb mit 7.000 Sauen in Thiemendorf auch
an der polnischen Poldanor mit 18.000 Sauen beteiligt. Auch ein Teil der
ukrainischen Danosha mit 10.000 Sauen und 140.000 Mastschweinen gehört zu
Kirketerp.
Fast
ein Drittel der Milchquote in Sachsen-Anhalt wird durch Holländer erzeugt, so
Klamroth.
Ein
weiteres Zerrbild macht Klamroth im Arbeitsargument aus. Für 10.000 Schweine
reichen zwei Arbeitskräfte. Davon müsse nur einer den Computer für das
Fütterungsmanagement bedienen können. Außerdem sind die Arbeitskräfte nur
saisonal tätig, gelten aber bei einer Anstellung von über drei Monaten als
ganzjährig beschäftigt. Spätestens nach der Herbstbestellung melden sie sich
beim Arbeitsamt.
Ordnung schaffen
Um
die Betriebe wieder auf ein wirtschaftliches Maß zurückzuführen hat der DBB zur
Grünen Woche einen Forderungskatalog aufgestellt.
Demnach
sollen Bestandsobergrenzen eingeführt werden. Die Futterversorgung müsse sich
auf heimische Eiweißquellen fokussieren und die Haltungssysteme müssen
artgerecht ausgestaltet sein. Bau- und Planungsrecht müssen die Interessen von
Tier-, Arbeits- und Umweltrecht sowie den Verbraucherschutz ausbalancieren.
roRo
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-11“ anzeigen lassen]