Große Ökobetriebe erneut in der Kritik

Landwirtschaft

Bio: Groß gegen Klein?

In Deutschland ist die Biobewegung zwischen Groß und Klein zerstritten. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Niedersachen kritisierte am Sonntag die großen Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern. Anlass waren Berichte über falsch deklarierte Bio-Eier. Im Mittelpunkt steht die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof: „Die Gruppe, mit 14 Farmen und gut 80 Millionen produzierter Bio-Eier im Jahr einer der größten Öko-Erzeuger Deutschlands, arbeitet nach den Vorgaben der EU-Bioverordnung und des Verbandes „Biopark“, stellte die AbL klar. Eine der Famen gehört Graf von Bassewitz, der beim Deutschen Bauernverband den Ökolandbau repräsentiert. Der Kontrollverein, der für Fürstenhof zuständig ist, wurde erst kürzlich wegen mangelnder Qualität aus Sachsen verbannt.

Für Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, ist klar: „Bio und Masse geht nicht zusammen, das macht der neue Skandal um falsch deklarierte Bio-Eier einmal mehr deutlich.“ Für Ostendorff schaden wiederholte Vorfälle in großen Hühnerbeständen der Mehrheit der rechtschaffenden Bio-Bauern. Bio lebe von bäuerlichen Strukturen. Lebensmittelskandale entwachsen „der Massentierhaltung industrieller Agrarunternehmen“ und sowohl Ostendorff als auch die AbL beziehen die großen Bio-Betriebe ausdrücklich mit ein. Die Bundesregierung müsse Forschung und Wissenstransfer im Ökosektor so forcieren, dass „die hohe Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln von echten Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern gedeckt werden kann.“

Kontrollen greifen

Mecklenburg-Vorpommern wehrt sich. Anfang Dezember 2013 wurden im Land 708.000 Legehennen gehalten. In mehreren Fällen haben die Kontrollen Mängel festgestellt. Seit 2010 wurde nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums auf über 100.000 Legehennenplätzen ein Vermarktungsverbot ausgesprochen. Den Betrieben wurde der Bio-Status aberkannt. Für Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus ist das ein Zeichen für funktionierende Kontrollen, aber auch für Probleme bei einigen Betrieben.

Die vier im März von der Staatsanwaltschaft zur Prüfung angezeigten Betriebe wurden durch das Landesamt kontrolliert und sind nicht wiederholt aufgefallen. „Insofern geht das Ministerium davon aus, dass die Staatsanwaltschaft die Strafanzeigen einstellt, weil kein Vorsatz nachweisbar ist.“ Die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens bleibt davon unberührt.

„Da schauen wir genau hin“

Gerade weil es durch die Größe der Betriebe auch um ein größeres Volumen falscher Etikettierung handelt, schaut auch das Bundeslandwirtschaftsministerium genau hin: Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten sollte, dann könnte es um Betrug in größerem Stil gehen, um Betrug an Verbrauchern, aber auch um Betrug an den Biolandwirten, die ihre Ware redlich anbieten und ehrlich arbeiten“, sagte ein Sprecher aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag. „Wo „Bio“ drauf steht, muss auch „Bio“ drin sein“, hat Ressortchef Christian Schmidt in Brüssel bei seinem ersten EU-Agrarrat gesagt.

Das Ministerium verweist auf die in Arbeit befindliche Ökolandbauverordnung und die Kontrollverordnung, die beide eine Qualitätsverbesserung der Kontrollen zum Ziel haben. Weil vor allem die Ökokontrollverordnung im März 2012 erst verschärft wurde, heißt es aus dem Ministerium zum Fall Mecklenburg-Vorpommern: „Da schauen wir jetzt genau hin.“ Zumal auch in Niedersachsen im letzten Jahr zu viele Hennen auf ihrer Ökofläche gehalten wurden.

Lesestoff:

Biobetrieb groß oder klein? Auf der BioFach 2013 hatte sich Herd-und-Hof.de schon bei Minister Backhaus und Carsten Niemann erkundigt

Roland Krieg

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