Grüne Gentechnik

Landwirtschaft

Bio mit Biotechnologie?

Die Grüne Gentechnik ist auch auf den aktuellen Feldtagen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) auf dem Rittergut Bockerode bei Hannover Schwerpunktthema. Eine Lösung aus dem Dilemma gab es erwartungsgemäß nicht – aber eine neue Idee.

Noch Grundsatzdiskussion oder nur noch Koexistenzfrage?
Thomas Dosch, Präsident des Anbauverbandes Bioland verweist die Frage, ob die grüne Gentechnik aus ethischen oder religiösen Gründen zulässig ist, auf den privaten Bereich. Als praktizierender Landwirt hat er mehr mit den Sorgen der realen grünen Gentechnik zu kämpfen. Seit sie die Landwirtschaft erobern wollte, gebe es das Versprechen der Koexistenz. Die Praxis aber zeige, dass es immer wieder zu Verunreinigungen kommt. Weil der ökologische Landbau seine Produkte im Versprechen gegenüber den Verbrauchern ohne Gentechnik produzieren will, müssen die Betriebe zwischen sieben und zehn Prozent ihrer Kosten für zusätzliche Kontrollen aufwenden, was nicht nur die Produkte des Ökolandbaus, sondern auch die des konventionellen verteuere, der ebenfalls auf Gentechnik verzichten wolle.
Studien, die wie bei der Baumwolle belegen, dass die gentechnisch veränderte Sorte indischen Bauern zu Wohlstand verhülfe, zeigten bei näherer Betrachtung, dass das nur unter optimalen Anbaubedingungen geschehe. Weichen die Witterungsverhältnisse vom Optimum ab, zeigten sich die „alten ertragsärmeren Baumwollsorten“ als ertragsstabiler.

Lösung unter vielen
Dem Vorwurf, dass die grüne Gentechnik die Suche nach anderen Alternativen unterbinde, entgegnete Dr. Elke Duwenig von der BASF, dass die Biotechfirmen diese vorzögen, gäbe es sie. Entwicklungskosten bis zu 80 Millionen Euro seien ein Zeichen, dass es keine Alternativen gäbe. Nach der Stärkekartoffel Amflora, die in diesem Jahr die Zulasung erhielt, will die BASF bis 2014 noch trockentoleranten Mais und die Pythophtora-resistente Kartoffeln „Fortuna“ auf den Markt bringen. Dem Argument der Abhängigkeit der Bauern von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln entgegnete sie, dass die Bauern in Deutschland zwischen 70 Kartoffelsorten wählen könnten und nicht auf die Amflora angewiesen seien.
Prof. Dr. Andreas Schier von der Fachhochschule Nürtingen beklagte, dass politische Entscheider wissenschaftliche Ergebnisse wie die Maisstudie der TU München „ausblenden“ und auf die Mehrheitsmeinung der Verbraucher achteten. Dort sei aber das wissen sowohl über den ökologischen als auch über den konventionellen Anbau unvollständig. Schon in der Schule müsse klar werden, dass Krankheiten und Schädlinge bekämpft werden müssten. Mit detaillierterem Wissen, würden die Verbraucher die Lösungsansätze der grünen Gentechnik eher akzeptieren.
Dr. Duwenig und die Wissenschaftler Dr. Schier und Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel von der Justus-Liebig-Universität Gießen betonen, dass die grüne Gentechnik kein Allheilmittel sei. Sie sei aber einer von mehreren Wegen, Probleme zu lösen.

Bio mit Biotechnologie?
Nach Dr. Kogel haben Ökolandbau und Gentechnik der Landwirtschaft wichtige Impulse gegeben. Man solle die Polarisierung unterlassen. Angesichts von Klimawandel, steigender Weltbevölkerung und schwindender landwirtschaftlicher Nutzfläche könnte die Biotechnologie auch ein Helfer für den Ökolandbau sein, meinte Dr. Kogel. Denn auch der Ökolandbau sei kein Allheilmittel. So könnten sich mit Bio und Biotechnologie neue Allianzen gegen den chemischen Pflanzenschutz finden lassen.
Thomas Dosch verteidigt den Ökolandbau, dem oft vorgeworfen wird, dass er aus einer Marktminderheit heraus, die Mehrheit nicht gegen die Gentechnik zwingen solle. Die Marktwirtschaft, so Dosch, ist die Summe aller Marktnischen. „Unsere solle aber auch bezahlbar bleiben“, so Dosch.

Roland Krieg

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