Grüne Woche 2017 geht erfolgreich zu Ende

Landwirtschaft

Bauernverband zieht positives Resümee zur Grünen Woche

Bauernpräsident Joachim Rukwied

Wieder hat die Grüne Woche rund 400.000 Besucher in die Messehallen unter dem Funkturm angelockt. Mit über 120 Euro je pro Kopf haben die Gäste etwa 48 Millionen Euro in die Kassen der Aussteller gelegt. Die Messe GmbH ist hoch zufrieden, schon vor dem Schlussspurt am Sonntag.

Zufrieden zeigte sich auch Bauernpräsident Joachim Rukwied. Die Fachforen waren gut besucht und die Diskussionen sind sachlicher als in der Vergangenheit verlaufen. Das haben auch die 103 Agrar-Scouts gesagt, die auf dem ErlebnisBaunerhof das Gespräch mit den Besuchern suchten. Kritik gab es, aber sachlicher. Die Landwirtschaftsbranche hat aus Sicht des Bauernpräsidenten ihr Kernanliegen des notwendigen Praxisbezugs trotz aller Veränderungen  bei Verbrauchern und Politik unter bringen können. Das zum Start der Messe vorgelegte Positionspapier „Landwirtschaft ist in Bewegung“ wurde verstanden: „Die Landwirtschaft ist nicht das Problem, sondern dein Teil der Lösung. Landwirtschaft funktioniert nicht nicht ohne Emissionen.“ Tierwohl, die Reform der TA Luft, Landwirtschaft als moderner Arbeitsplatz sind Bausteine, die eine gute Abwägung zwischen Notwendigkeit und Umsetzungsmöglichkeiten brauche.

DLG und DBV

Allerdings hat die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) dem Bauernverband den Wind aus den Segeln genommen. Deren Präsident Carl-Albrecht Bartmer hatte mit zehn Thesen zu seiner Wintertagung im Februar schon vor Start der Grünen Woche Veränderungen eingefordert – dringlicher als der DBV. Die Aufteilung zwischen Politik und Wirtschaft, jeweils von DBV und der DLG getragen, gerät ins Wanken. Nicht für Rukwied, der Bartmer im Februar noch zu einem Meinungsaustausch eingeladen hat. Doch der Druck steigt, wie auf den Verbandsständen auf dem ErlebnisBauernhof zu hören ist. Im Gegensatz zu Rukwieds Aussage kam das DLG-Papier nicht zu Unzeiten. Dass die DLG mittlerweile ein eigenes Büro in der Hauptstadt hat, wird ebenfalls als Zeichen gewertet, dass sich neben dem DBV noch ein weiterer gewichtiger Mitspieler intensiv in die Politik einmischen möchte. Es geht um nichts weniger als den Vertretungsanspruch der Landwirte und bei wem sie sich im gesellschaftlichen Diskurs besser aufgehoben fühlen.

Schmidt und DBV

Da wird sich der Deutsche Bauernverband auch noch intensiver mit dem politischen Ressortchef in Berlin auseinander setzen müssen. Die Präsentaion des staatlichen Tiweohllabels bleibt allzuweit hinter den Erwartungen zurück. Nicht nur die Kriterien, auch die Verzahnung mit bestehenden Siegeln bleiben weiter offen. Spontan hatte Schmidt sogar noch eine dritte Bewertungsstufe ins Spiel gebracht. Im Fachpressegespräch sagte Rukwied „Wir brauchen einen Konsens“; der auf der Berliner Bühne offensichtlich noch immer nicht gefunden ist. Und: „Bis 2020 haben wir die Brancheninitiative Tierwohl!“ Seit Schmidts Label-Desaster steht das oft totgesagte Branchensiegel auf einmal als Gewinner dar. Mit seiner Weiterentwicklung bis 2020 hinkt plötzlich Schmidt der Realität hinterher.

Das ist nicht seine einzige Baustelle. Auf der Eröffnung zum Zukunftsforum Ländlicher Raum veröffentlichte er seinen Plan die beiden Gemeinschaftsaufgaben GAK und GRW in eine einzige umwandeln zu wollen [1]. Das kommt nicht gut an. Rukwied kurz und knapp: „Darüber müssen wir intern und intensiv sprechen!“

Märkte und der DBV

Der russische Markt ist weg. Sollte das Embargo einmal enden, müssen die Zugänge und Beziehungen neu geknüpft werden, sagte Rukwied. Was auf der westlichen Seite geschieht bleibt ebenfalls offen. Die „neuen Gepflogenheiten“ im Weißen Haus, habe es noch nie von einem US-Präsidenten gegeben. Der Bau einer Mauer, die Stornierung von TPP: „Niemand ist vor Überraschungen gefeit“, sagte der Präsident. Ernster wird es, wenn die USA und Großbritannien nach dem Brexit einen gemeinsamen Markt aushandeln. Dann steht Deutschland nicht mehr in einer engen möglichen TTIP-Beziehung zu den USA, sondern außerhalb zweier wichtiger Märkte. Die Agrarbranche exportiert Produkte im Wert von mehr als fünf Milliarden Euro zu den Briten.

In einem Jahr, auf der Grünen Woche 2018 werden die Geschichten weiter geschrieben. Die findet zwischen dem 19. und 28. Januar statt.

Lesestoff:

[1] Die Bundesrepublik ist föderal aufgebaut und sieht eine Trennung von Verantwortlichen zwischen Bund und Länder vor. Doch sieht das Grundgesetz mit zwei definierten Gemeinschaftsaufgaben eine konzertierte Aufgabenstellung vor: Die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) und die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW). Änderungen müssen über eine Änderung des Grundgesetzes 91a definiert werden.

Roland Krieg; Foto: roRo

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