Gruppenzertifizierung für Europas Ökobauern?

Landwirtschaft

Warum es eine neue Öko-Verordnung gibt

Für eine Debatte im EU-Agrarrat ist es noch zu früh. Deshalb hat EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am Montag auch nur ausführlich dargelegt, warum die Kommission eine neue Öko-Verordnung will, obwohl die „alte“ erst aus dem Jahr 2007 stammt.

Die Kommission will damit auf die Marktveränderungen reagieren. Der Ökoanbau sei schon längst keine Nische mehr. Um die hohe Nachfrage zu decken, wollen die einen die Zahl der Erzeuger erhöhen, andere wiederum wollten die Standards absenken, damit mehr Bauern in den Genuss ökologischer Standards kommen. Der Europäische Rechnungshof habe jüngst die Qualität der Ökokontrollen gerügt. Die Branche habe sich auf die Erzeuger fokussiert, aber Verarbeiter und Handel vernachlässigt, erklärte Ciolos. Eine neue Verordnung will Rechtssicherheit bei erlaubten Stoffen einführen und Betrug vorbeugen, der angesichts der hohen Nachfrage lohnend erscheint.

In der Verordnung wird auch ein Verhandlungsmandat für die Kommission untergebracht, um Rechtssicherheit bei Drittstaaten einzuführen. Viele Bio-Produkte kommen mittlerweile aus Drittstaaten. Im Ausland sind viele Ökobauern Kleinbauern, die es mit Hilfe von Gruppenzertifizierungen schaffen, den europäischen Markt zu bedienen. Eine Gruppenzertifizierung könnte auch innerhalb der EU Kleinbauern helfen, einen Anschluss an den lukrativen Biomarkt zu finden.

Die Vorschläge der Kommission resultieren aus mehr als 45.000 Antworten aus öffentlichen Konsultationen. Das Thünen-Institut hatte die Vorschläge bereits evaluiert. In der Tat sind zu viele Rechtsunsicherheiten vorhanden, die spezifiziert werden müssen [1]. Verbesserungsbedarf sieht das Institut auch bei den Kontrollen. Ciolos will Risikoorientierte Kontrollen, wie sie in der konventionellen Lebensmittelwirtschaft vorhanden sind auch auf den Ökobereich übertragen, sagte er am Montag.

Lesestoff:

[1] Thünen-Institut: Gut, aber es geht noch besser

Roland Krieg

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