Gülleaktion zur Dünge-Verordnung

Landwirtschaft

Dünge-Verordnung in der Kritik

Die neue Kampagnen-Organisation „Aktion Agrar“ aus dem niedersächsischen Verden startete am Montag ihre erste Kampagne gleich vor dem Bundeslandwirtschafts-ministerium in Berlin. Als Teil der „Wir haben es satt“ – Demonstration am 17. Januar haben sie sich das Thema Gülle aus Tierfabriken“ ausgewählt und leidenschaftlich vor dem Ministerium aufgeführt.

Für Jutta Sundermann, eine der Gründerinnen von Aktion Agrar, begründet die Taufe einer neuen Kampagnen-Organisation mit der Flexibilität für lokale Bürgerinitiativen, was die großen Bündnis-Partner der Agrarwende nicht könnten. Mit schnellen Kampagnen in Zusammenarbeit mit den Bauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) stehen sie für eine bäuerliche Agrarposition, die der Deutsche Bauernverband nicht vertrete, sagte sie zu Herd-und-Hof.de

Sundermann weiß was sie will. Denn auch die Milchquote hat den Strukturwandel nicht aufhalten können. Deshalb spricht sie vom falschen System der Exportorientierung, das landwirtschaftliche Betriebe auch in Zeiten der Quote immer größer hat werden lassen. Der DBV arbeite im Gleichklang mit den großen Molkereien und Schlachtereien.

Demgegenüber werde die Agrarwende immer vielfältiger und könne die Interessen von Menschen vertreten, die nicht nur demonstrieren, sondern auch in Stadtgärten ihre landwirtschaftliche Lebenswelt aufbauen wollen.

Gute Gülle – schlechte Gülle?

Aktuell nehmen sich die Niedersachsen den Entwurf zur Düngeverordnung vor. „Das ist kein akzeptabler Entwurf“, erklärte Sundermann. Die Reduzierung des Überschusses von 60 auf 50 Kilogramm entspräche mehr einer „Überdüngungsverordnung“.

Unterstützung bekommt sie von Dr. Werner Kratz vom NABU Brandenburg. Zusammen mit der Luftreinhaltung und der Wasserrahmenrichtlinie sei die Düngeverordnung ein Baustein für den Artenschutz und die Biodiversität. „Die Novelle ist allerdings kein Paradigmenwechsel, sondern eine Fortführung der industrialisierten Landwirtschaft“. Die Gute Fachliche Praxis des Leguminosenanbaus und der Fruchtfolgen hingegen würden vernachlässigt.

Deutliche Worte sind von Sybilla Keitel zu hören, die in Haßleben die Bürgerinitiative Kontra Industrieschwein leitet: Gülle „könnte man schlicht als Giftmüllverklappung bezeichnen. Es ist kein Stallmist – von Tieren, die anständig auf Stroh gehalten werde“.

Doch Gülle gilt auch den ökologischen Betrieben als Wirtschaftsdünger – neben Festmist und Jauche. Zudem haben nach den Eingriffen in das EEG Güllekleinanlagen noch ziemlich die einzige Chance einer Rohstoffverwertung. Daher will Jutta Sundermann gegenüber Herd-und-Hof.de nicht von guter und schlechter Gülle unterscheiden. Zwischen er aus dem Ökobetrieb und der aus den gro0ßen Tierhaltungsanlagen. Die Gülle wird in dem ausgelegten Papier auch als „wichtiger Mehrnährstoffdünger“ bezeichnet. Die Versorgung der Pflanzen mit lebenswichtigen Stickstoff, Kalium und Phosphor erkennt sie an.

Hoftorbilanz

Sundermann plädiert für eine Hoftorbilanz, die in der Düngeverordnung zu wenig Beachtung findet. Tierhaltende Betriebe müssen darlegen, welche Stoffe auf den Hof gelangen und welche ihn als Fleisch oder Pflanze wider verlassen. Damit kann eine flächengebundene Tierhaltung, so wie sie auch in der Politik gefordert wird, umgesetzt werden.

Nordostdeutschland zeichnet sich dadurch aus, dass auf der Fläche nur wenig Großvieheinheiten vorhanden sind – diese aber auf wenigen Punkten stark konzentriert sind. Die Lösung ist nach Sundermann komplex. Wie die Tiere auf die Fläche zu verteilen sind, könne über eine Bodenpolitik gesteuert werden. Das sei Aufgabe der Agrarpolitik. Existenzgründer für kleinere, bäuerliche Betriebe haben derzeit keine Chance auf Pachtland.

Lesestoff:

www.aktion-agrar.de

[1] Schmidt bringt Novelle der Düngeverordnung auf den Weg

[2] Hat die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern Zukunft?

Für Gesprächsstoff auf der Grünen Woche sorgen nicht nur diese Aktion, sondern auch die „etablierten Berufsvertreter“

Stickstoff ist ein Teil der Düngeverordnung. In der kommenden Woche wird der Sachverständigenrat für Umweltfragen sein Gutachten zum Nährstoff N vorstellen.

Roland Krieg, Fotos: roRo

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