Gute Biobilanzen
Landwirtschaft
Bio wächst auf der Fläche und im Fachhandel
Vom Ziel, den Ökolandbau bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent auszudehnen, ist der Ökolandbau weit entfernt. Aber er wächst unaufhaltsam, wenn auch weniger schnell als die Verbraucher es sich wünschen.
Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft hat zu Beginn der BioFach die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2012 veröffentlicht. Demnach stieg die deutsche Öko-Anbaufläche um 27.902 Hektar auf 1.043.528 Hektar, was einem Anstieg von 2,7 Prozent bedeutet. Um vergleichbare Prozentpunkte stieg auch die Zahl der Biobetriebe um 590 auf 23.096.
Der BÖLW unterscheidet zwischen Verbands- und EU-Bio-Betrieben. Die Verbandslandwirte haben ihren Anteil am Biomarkt von 52,5 auf 68,3 Prozent ausbauen können. Mit durchschnittlich 58,8 Hektar sind diese Betriebe deutlich größer als der EU-Bio-Betriebe mit 30,2 Hektar. Zum einen liege das an der Möglichkeit der Teilumstellung. Viele Bauern stellen lediglich kleine Flächen wie Streuobstwiesen um. Zum anderen liege das sicher auch an dem Gesamtpaket der Verbände, die neben der Umstellungsbetreuung auch Marketingkonzepte bereit halten.
Nach Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW, steigt vor allem die Fleischnachfrage. Bio-Rotfleisch wie Rind, Schwein, Schaf und Ziegen haben um 18 Prozent zulegen können, Geflügel um elf Prozent und Bio-Eier um acht Prozent.
Es könnte mehr sein. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW, sieht die Politik mehr als Verhinderer als Förderer der Biolandwirtschaft. Die Ökobauern kämpfen gegen hohe und steigende Pachtpreise. Die EU hat gerade erst in ihrem Budget-Vorschlag für die nächsten sieben Jahre vorgeschlagen, 15 Prozent der Mittel aus der ersten Säule der Direktzahlungen in die zweite Säule für die Entwicklung des ländlichen Raumes umzuschichten, da fordert Löwenstein die Mittel für die Unterstützung des Öko-Landbaus ein. Zudem sollte jedes Bundesland ein eigenständiges Förderprogramm auflegen und sieht in dem jüngst vorgeschlagenen bayerischen Modell ein Vorbild [1].
Fachhandel legt zu
Das Wachstum zeigt sich auch im Naturkostfachhandel. 7,04 Milliarden Euro wurden im letzten Jahr umgesetzt. Dabei hat der Naturkostfachhandel gegenüber dem konventionellen Lebensmitteleinzelhandel mit sieben Prozent Wachstum ein Prozentpunkt mehr zugelegt. Elke Röder, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren BNN, sieht in der Konkurrenz eher einen Wettbewerb, den der Fachhandel durch Fachberatung offenbar gewinnen kann. Andere Vertriebskanäle stehen in der Kritik: Demeter wollte im letzten Jahr die Belieferung an Kaiser´s einstellen, Rewe und Edeka werden Preisdrückereien nachgesagt und regionale Erzeuger liefern aus den gleichen Gründen bevorzugt in den Fachhandel und nicht in die die Biosupermärkte. Während die deutschen Bauern ihre regionalen Produkte in den Fachhandel liefern, beliefern Bio-Exporteure wie Rumänien gezielt die Bio-Supermärkte. Verschiedene Marktsegmente im Bio-Bereich schärfen ihr Profil. Der Naturkostfachhandel ist für Elke Röder auch ein Zeichen der Stadtentwicklung. Wenn in Berlin die Spielhallen verschwinden und der Naturkostfachhandel einzieht, ist das der Beginn der Gentrifizierung, so Röder.
Lesestoff:
BioRegio 2020 in Bayern
Roland Krieg
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