Gute Milchbauern gibt es auch 2030 noch

Landwirtschaft

Konferenz der Milchexporteure

Nach dem Trockenjahr überlegt der eine oder andere Milchviehhalter, seine Kühe abzuschaffen. Zu viele Jahre mit niedrigen Preisen, jetzt droht nach Aufbrauchen der Liquiditätsreserve auch noch ein Futterengpass vor dem ersten Grünlandschnitt 2019. Der Konsummilchabschluss zum 01. November hat kaum mehr als eine „Seitwärtsbewegung“ gebracht. Rene Döbelt, Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), rechnet auf der EuroTier 2018 in Hannover auch nicht mit einem positiven Preiseffekt zum Jahresbeginn 2019. Die Wechselkurse zum US-Dollar und fortschreitende Handelssanktionen dämpften alles wieder ein, prognostizierte er auf der Internationalen Konferenz der künftigen Milchexporteure.

Über den Erfolg am Markt entscheiden die Kosten für Futter und Färsen, die Arbeitsproduktivität und gesellschaftliche Wünsche. Zusammen würden sie die „Butter von der Milch“ trennen, also ausmachen, wer sich am Markt halten kann. In den traditionellen Milchexportländern haben die Konsumenten einen anhaltenden Trend zu Regionalisierung eingeleitet, während die Länder in Zentralasien, Russland, Indien und der Region Nordafrika und des Mittleren Ostens ihren Milchkonsum nicht decken können. Dort, wo Futter angebaut werden kann, steigt die Milchproduktion bis 2030 an. Vertreter der Länder suchen auf der EuroTier Lösungen für das neue „Digital Animal Farming“: Im Rahmen des Tierwohls die vorhandenen Ressourcen optimal einsetzen.

Torsten Hemme vom International Farm Comparison Network (IFCN) aus Kiel, das sich mittlerweile auf den Schwerpunkt Milchmarktforschung konzentriert, weiß, dass Milchbauern mit einer guten Strategie und Innovationskraft auch 2030 noch die Märkte bedienen werden. Innerhalb eines Zehnjahres-Zeitraums werden zwei bis drei Milchkrisen um einen relativ stabilen Weltmarktmilchpreis von 30 Euro je 100 kg Milch schwanken. Damit müssen die Milcherzeuger rechnen. Allerdings braucht es rund sechs bis neun Monate bis auf der Erzeugerebene auf ein Preissignal reagiert werden kann.

Bei Kunden bleibt die Milch beliebt, auch wenn in Industrieländern die vegane Ernährung größer wird. Pro Jahr braucht die Welt 20 Millionen Tonnen zusätzliche Milch, was dem Erzeugungsvolumens Neuseelands entspricht. Bis 2030 müssen 304 Millionen Tonnen zusätzlich erzeugt werden; jeder aktuelle Betrieb müsste sein Liefervolumen mit einer Erhöhung der Jahresmilchmenge pro Kuh um 23 Prozent mehr als verdoppeln. Der Milchkonsum wird pro Kopf um 16 Prozent steigen. Die Milch wird überwiegend lokal produziert. Europa oder die USA werden die gebrauchten Mengen nicht liefern können. Allein in Indien und Pakistan gibt es mit rund zehn Millionen Milcherzeugern zehn Mal so viele wie in der EU. Die Zahl der Milchkühe wird 2030 von 372 auf 417 Millionen steigen, die Zahl der Betriebe von 118 auf 104 Millionen fallen. Länder wie Südafrika, aber auch wie heute schon die Türkei und Uganda, steigen zu einem Milchnettoexporteur auf. Russland, Zentralasien und China werden zu einem Nettoimporteur. Für Torsten Hemme wird sich der Weltmilchmarkt ändern. Schneller als viele denken.

Roland Krieg

Zurück