Gute Stimmung in der "new economy"

Landwirtschaft

Branche verdient am Export

Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), sieht in der Landwirtschaft den Wandel von der „old“ zur „new economy“. In einigen alten Bundesländern wachsen die Ausbildungsstellen zweistellig, weil die jungen Menschen erkennen, dass es um Nahrungsproduktion, den Anbau nachwachsender Rohstoffe und Multifunktionalität im ländlichen Raum geht. Interessante Herausforderungen für die Zukunft. Das aktuelle Konjunkturbarometer des DBV spiegelt das im letzten Jahr gewonnen Selbstvertrauen der Bauern wieder, gebraucht zu werden. Trotzdem verdienen sie sich mit durchschnittlich 2.100 Euro Brutto keine goldene Nase.
Dem Biomarkt gibt er gute Zukunftschancen. Im abgelaufenen Jahr hatte die Branche wieder um 20 Prozent zugelegt und setzt mittlerweile rund 5,5 Milliarden Euro um. Teilhaben würden die deutschen Biobauern aber nur, wenn Verarbeiter und Händler langfristige Abnahmegarantien und entsprechende Preise während der Umstellungsphase von zwei Jahren auf Grünland und drei Jahren bei Ackerland anbieten. Die Bundesländer sollten deshalb ihre Umstellungsprämien erhöhen, forderte Sonnleitner.
Um der künftigen Herausforderung durch den Klimawandel gerecht zu werden, dürfe nicht im Bereich der Agrarforschung gekürzt werden. Auch die Pflanzenzüchtung sei zu intensivieren und auszubauen.

Konjunkturbarometer Dezember 2007

Wachstum durch Export
Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) gab die ersten Zahlen für das abgelaufene Jahr bekannt. 516.000 Menschen haben in der Ernährungsindustrie rund 147,4 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Das sind 6,7 Prozent nominal und 2,3 Prozent real mehr als im Vorjahr. Im Inland wurden 111,1 Mrd. umgesetzt, 4,7 Prozent mehr als 2006, ins Ausland wurden Waren im Wert von 36,6 Mrd. Euro, einem Plus von 13,1 % mehr verkauft. Mit 24,6 Prozent Anteil hat die Exportquote der Branche das größere Wachstum gebracht.

Anfang Januar hat der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium eine Verstärkung der Agrarexportförderung in Aussicht gestellt. „Um dieses Ziel zu erreichen wurden die personellen Ressourcen im Ministerium gebündelt und abteilungsübergreifend eine Projektgruppe gegründet. Der Charakter der Agrarexportförderung als Querschnittsaufgabe wird damit unterstrichen“, sagte Dr. Müller.
Es geht um die Identifizierung von Zukunftsmärkten und Festlegung von regionalen Schwerpunkten für die Förderung – aber auch um Handelshemmnisabbau im Bereich der Veterinär- und Phytomedizin. Handelsabkommen sollen auf ihre Wirkung gegenüber des deutschen Exportinteresses hin untersucht werden. Nur steigender Export würde angesichts des gesättigten Marktes in Europa neue Arbeitsplätze schaffen und bestehende sichern.
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Abraham nutzte die Gelegenheit, die Verbraucher daran zu erinnern, dass sie für Lebensmittel nur 12 Prozent ihres Budgets aufwenden würden. Die Preissteigerungen seien moderat gewesen und Lebensmittel sind im europäischen Vergleich in Deutschland immer noch preiswert. Der Preistrend wird aber anhalten, weil es jedes Jahr 83 Millionen mehr Menschen gibt, die nicht nur ernährt, sondern auch hochwertigere Nahrungsmittel haben wollten. Preissteigerungen führt Abraham auf knappe Vorräte, begrenzte Anbauflächen, Klimaveränderungen und Konkurrenz durch erneuerbare Energien zurück. Für 2008 rechnet er mit einer moderaten Steigerung von zwei bis drei Prozent.

Grüne wollen neues Fördermodell
„Auf die Finger gucken“, will Bärbel Höhn, Bundestagsabgeordnete der Grünen, dem Handel, denn sie hält die Höhe der Preissteigerungen für nicht gerechtfertigt. Auf der Pressekonferenz von Bündnis 90 / Die Grünen rechnete sie vor, dass die Endverbraucherpreise gegenüber den Rohstoffpreisen überproportional gestiegen seien.
Fraktionsvorsitzende Renate Künast setzt sch für ein neues Finanzierungsmodell in der Landwirtschaft ein. Die Branche ist nicht nur Opfer des Klimawandels, sondern auch Täter. Nach verschiedenen Berechnungsgrundlagen hält die Landwirtschaft in Deutschland zwischen sieben und 12 Prozent Anteil an den Treibhausgasen. „Die Landwirtschaft ist ein großes Loch im Klimaschutz,“ sagte sie. Besonders die Tierhaltung produziert Methan- und Lachgasemissionen: „Die Rinderhaltung ist das Kohlekraftwerk der Landwirtschaft!“
Der Ökolandbau sei die richtige Strategie, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Zudem gerate die Agrarpolitik unter großem Legitimationsdruck, wer wie viel Geld für welche Leistung erhielte. Die Reform von EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel sei der richtige Weg, wenn auch noch nicht weit genug. Ab 2013 sollte es für landwirtschaftliche Betriebe nur noch eine Basisprämie geben. Hinzu käme ein Klimabonus, der Sozial-, Umwelt- und Klimaschutzstandards beinhaltet. Damit könnten die Betriebe Finanzmittel erhalten, die mit den heutigen vergleichbar seien. Allerdings, so musste Künast zugeben, sind die Parameter für den Bonus noch nicht festgelegt.

roRo; Grafik: DBV

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