GVO-freies Soja aus dem Donauraum
Landwirtschaft
Donau-Soja geht in die nächste Runde
Soja liefert den Tieren das wertvollste Eiweiß. Der Anbau in Übersee und der Anbau von gentechnisch veränderten Sorten stehen in der Kritik der Verbraucher. Einheimisches Soja würde sowohl den regionalen Aspekt als auch die Gentechnikfreiheit garantieren. Bayern sucht schon seit Jahren nach Alternativen, forciert die einheimische Sojaforschung und ist auf der Suche nach den richtigen Lieferanten [1 + 2]. Zusammen mit Österreich verfolgt Bayern mit dem Verein Donau-Soja eine ehrgeizige Strategie für einen europäischen Sojaanbau.
Am Samstag sind im Rahmen der Grünen Woche in Berlin mit Serbien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Herzegowina sowie der Schweiz sieben weitere Länder dem Verein beigetreten und sind dabei, den Plan für einen europäischen Sojaanbau umzusetzen. Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte dazu noch am Morgen mit dem polnischen Landwirtschaftsminister Stanislaw Kalemba ein Gespräch geführt. Polen wird als nächstes Mitgliedsland dem Verein beitreten.
Importsubstitution
Das drängendste Problem ist die Importabhängigkeit von Übersee-Soja. Österreich verbraucht rund 600.000 Tonnen Soja im Jahr. Schon 2008 wurde mit dem ersten Sojaanbau in der Alpenrepublik begonnen. Seitdem hat sich die Anbaufläche von 18.000 auf 37.000 Hektar mehr als verdoppelt, sagte Österreichs Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (re. im Bild). Mit 100.000 Tonnen Soja ist Österreich mittlerweile Europas drittgrößter Sojaproduzent, liefert aber nur 13 Prozent seines Eigenbedarfes.
Bayern verbraucht im Jahr rund 800.000 Tonnen Sojaextraktionsschrot und sieht mit dem Anbau im Donauraum die Sicherung der Eiweißversorgung mit qualitativ hochwertiger Ware. Rund 15 bayerische Molkereien haben einen ausgesprochenen Bedarf an GVO-freiem Soja, sagte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (li. im Bild). Die Agrarreform will vielleicht noch den Anbau von Leguminosen auf den ökologischen Vorrangflächen realisieren. Das ist neben Ackerbohnen und Futtererbsen eben auch Soja.
Der Donauraum
Die teilnehmenden Regionen bilden als mögliche Anbauregion alle Länder der internationalen Donauschutz-Kommission und Abnehmerländer außerhalb der EU wie die Schweiz. Die detaillierte Festlegung des Raumes ermöglicht gegen über dem Verbraucher eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung.
Nach Thomir Jukovina, kroatischer Landwirtschaftsminister, gibt es viele Bauern, die ihr Interesse am Sojaanbau bekannt gegeben haben. György Czevan, ungarischer Landwirtschaftsminister betonte, dass Ungarn die Gentechnikfreiheit als einziger europäischer Staat in der Verfassung verankert hat. Ungarn ist ein wichtiges Vermehrungsland für Saatgut und will damit mögliche Kontaminationen ausschließen. Prof. Dr. Bernhard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft in der Schweiz begründet die Teilnahme mit der hohen Importabhängigkeit an Futtermitteln. Mehr als 90 Prozent der Eiweißfutter müssen importiert werden und auch die Schweizer Verbraucher kritisieren die Herkünfte aus Übersee. Die Schweiz ist mit ihren Forschungsinstituten auch an der wissenschaftlichen Begleitforschung beteiligt.
Wo liegt das Potenzial?
Derzeit wird rund eine Million Tonnen Soja in Europa selbst produziert, obwohl die klimatischen Bedingungen für den Schmetterlingsblütler nicht die besten sind. Die EU importiert derzeit jährlich 23 Millionen Tonnen Soja im Jahr, das auf rund 20 Millionen Hektar Ackerfläche in Nord- und Südamerika angebaut wird.
Bei der Umstellung auf europäisches Soja in der österreichischen Schweineproduktion könnte rund die Hälfte der erzeugten Kohlendioxidemissionen von 1,1 Millionen Tonnen im Jahr eingespart werden.
Gegenüber Herd-und-Hof.de geht Matthias Krön, Vorsitzender des Vereins von einem Ertrag in Höhe von 2,5 bis drei Tonnen je Hektar aus. Das würde für das mögliche Produktionspotenzial von vier Millionen Tonnen Soja etwa 1,5 Millionen Hektar Ackerland beanspruchen. Zwischen 15 und 20 Prozent des derzeit importierten Sojas könnte dadurch ersetzt werden. In etwa wächst Soja auf den Flächen, die derzeit für den Maisanbau genutzt werden. Krön unterstreicht, dass in der Donau-Region etwa vier Millionen Hektar brach liegen.
Josef Groß von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft hat auf dem ersten Sojasymposium mitgeteilt, dass Bayern bereits Erträge von 2,7 Tonnen pro Jahr erreicht. Das ist knapp über dem globalen Durchschnittsertrag. In den USA werden rund vier Tonnen Soja geerntet. Kritische Faktoren für den Anbau in Bayern sind Wasserverfügbarkeit während der Blüte, die Temperaturen dürfen dann auch nicht unter acht Grad Celsius fallen und im September müssen die Bauern ihre Arbeitsspitzen auf die Ernte einrichten. Als schwierig gilt derzeit auch noch die Unkrautkontrolle. Während es in der östlichen Donauregion noch Brachflächen gibt, muss sich der Sojaanbau in Bayern die Flächen Weizen, Mais oder Hafer teilen.
Im Verein Donau-Soja sind Bauern, Verarbeiter, Züchter, der Handel und Futtermittelhersteller vertreten, die mit dem europäischen Soja eine neue Wertschöpfungschance verbinden. In den beiden nächsten Monaten wird es in den neuen Mitgliedsländern Informationsveranstaltungen dazu geben. Des Weiteren sollen Versuchsfelder und Pilotprojekte aufgebaut werden, um die Zielmarke von vier millionen Tonnen Donau-Soja zu erreichen.
Lesestoff:
[1] Bayern forciert den einheimischen Soja-Anbau
[2] Bayern sucht GVO-freies Soja in Brasilien
Roland Krieg; Grafik: Donau-Soja; Foto: roRo
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