H5N1 aus Bayern?

Landwirtschaft

Derzeit keine Alternative zur Keulung

Die nach Angaben des bayrischen Umweltministeriums „größte Keulungsaktion“ in Deutschland wurde gestern Nachmittag abgeschlossen. Zusammen mit Mitarbeitern des Geflügelhofes in Wachenroth bei Erlangen haben acht Veterinäre die Keulung von 160.000 Enten durchgeführt. Auf dem Geflügelzuchtbetrieb wurde vergangenen Samstag nach Bestätigung des Vogelgrippefalls die Tötung des gesamten Bestandes angeordnet.

Nach der allgemeinen Stallpflicht hatte es Auflockerungen in wenigen Gebieten gegeben, wo dann auch die Freilandhaltung wieder möglich ist. So hatte das Landratsamt Erlangen-Höchstadt am 15. Mai 2006 Geflügel wieder außerhalb des Stalls erlaubt. Mit Ausnahme von Krausenbechhofen und Poppenwind in der Gemeinde Gremsdorf, Biengarten und Mohrhofen in der Stadt Höchstadt a. d. Aisch, sowie Buchfeld und Warmersdorf, wo der betroffene Geflügelhof liegt, die beide zur Gemeinde Wachenroth gehören.
Nach Angaben des Landratsamtes gehört das Gebiet zu den ersten in Süddeutschland, in denen Vogelgrippe festgestellt wurde. Vor eineinhalb Jahren wurden in der Nähe mehrere Schwäne mit H5N1 entdeckt.

Da der Betrieb vor vier Wochen 44.000 Eintagsküken aus Niedersachsen aufgenommen hatte, richtete sich auch der Verdacht der Viruseinschleppung zunächst auf dieses Bundesland. In den Herkunftsbetrieben liegen jedoch keine Todes- und Krankheitsfälle vor und die Untersuchung richtet sich derzeit auf die Einstreu des Betriebes. Ottmar Fick, Leiter des Kreisveterinäramtes Erlangen-Höchstadt vermutet als Quelle des Virus Stroh der umliegenden Flächen, „die durch Kot von infizierten Zugvögeln verunreinigt sein könnten“. Vermutet wird der Eintrag in den Bestand am 15. oder 16. August. Andere Übertragungswege werden jedoch weiter überprüft.

Impfen oder Keulen?
Erst im Juni 2007 hatte das Bayrische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz auf seiner Internetseite www.stmugv.bayern.de eine 8-seitige Informationsbroschüre bereitgestellt, die Verbraucher über die Vogelgrippe informiert.
Angesichts der hohen Zahl an getöteten Tieren wird die Diskussion über Impfen oder Keulen wieder angefacht.
Grundsätzlich verhindert eine Impfung nur die Erkrankung von Tieren und nicht deren Infektion. Geimpfte Tiere können also den Virus in sich tragen und weiter verbreiten. Solche Tiere sind nur ausfindig zu machen, wenn der Impfstoff zusätzlich einen Marker trägt, mit dem solche Tiere identifiziert werden können. Solchen Impfstoff gibt es derzeit nicht.
Derzeitige Impfstoffe sind durchaus in der Lage, Tiere nicht erkranken zu lassen und die Ausscheidung von Viren zu mindern, so dass die Gefahr der Übertragung auf Menschen verringert wird. Norditalien jedoch zeigt, dass Impfen den Virus nicht ausrottet. Auch Indonesien hatte zunächst auf die Impfstrategie gesetzt, aber mittlerweile durch Todesfälle bei Menschen begleitend die Keulung eingeführt.
Die Mehrzahl der bislang verwendeten Impfstoffe basiert nach Aussagen des Friedrich-Loeffler-Instituts auf inaktivierte Viren. Und die müssten jedem Tier individuell verabreicht werden.

Politische Dimension
Für Tiermediziner sind noch viele Fragen ungeklärt, weswegen es keine einheitliche Strategie gibt. Das macht anfällig für Auslegungen.
Die großen Tierzüchter wollen virenfreie Bestände, die am ehesten durch konsequente „Stamping-out-Strategie“ zu erzielen sind. Die ökologischen Verbände hingegen fürchten dadurch einen Strukturwandel und das Verschwinden der Freilandhaltung. Gesundheit, Zucht und Bäume als präventive Maßnahmen, wie sie im letzten Jahr auf der BioFach vorgestellt wurden, haben einen Nachteil: Sie brauchen Zeit. So ist die Antwort auf die Frage nach Impfen oder Keulen vor allem eine politische.

VLE

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