Habemus Reginam Asparagus

Landwirtschaft

Spargelanstich in Beelitz

Damit Christiane Eiserbeck in diesem Jahr hoch zu Ross zum offiziellen Spargelanstich in Beelitz kommen konnte, musste die junge Beelitzerin vorher zunächst das Reiten lernen. Für das Spargelstechen hingegen hat die frisch gekürte Spargelkönigin hat sie keine Vorbereitungen nötig, denn sie kennt das Geschäft vom elterlichen Betrieb. Und trotz des langen und kalten Winters zeigen sich die Spargelbauern optimistisch. „Wenn der Boden lange durchgefroren ist, dann wird der Spargel hohl“, erklärte Jürgen Jakobs gestern bei der Eröffnung gegenüber Herd-und-Hof.de. Aber es sieht gut aus.

Spargelhof Josef Jakobs in Schäpe
Jürgen Jakobs stieg im Januar 2004 in den Betrieb seines Bruders Josef in Beelitz-Schäpe mit ein. Vater und Großvater waren in Nettetal am Niederrhein bereits als Spargelbauern tätig. Dort wird der Betrieb von dem dritten Bruder Dieter Jakobs weiter geführt. Josef Jakobs konnte im August 1996 den Bauernhof in Schäpe kaufen und mit einer eigenen Existenz die familiäre Spargeltradition in Brandenburg weiterführen. Während am Niederrhein die Märkte bereits besetzt sind, bot sich in der Beelitzer Spargelregion mit der Metropole Berlin als lohnender Absatzmarkt eine attraktive Gelegenheit.
Beelitzer Spargelkönigin Christinae Eiserbeck Foto roRoGelingen kann es aber nur, wenn auch Asparagus officinalis (Spargel) gute Wachstumsbedingungen hat: Dazu brauchen die Bauern einen steinfreien und leichten Boden. Der Spargel muss das Grundwasser gut erreichen können ohne das es zu Staunässe kommt. Der Vierseithof in Schäpe bot ihm ideale Voraussetzungen und zudem direkt an der Auffahrt Beelitz an der A9 gelegen auch eine gute Infrastruktur.
Die „Spargel“-Brüder bauen auf rund 75 ha Bleichspargel an und benötigen etwa fünf Hektar für die Spargeljungpflanzen. Während der Saison, die bis zum 24. Juni dauert, sind 150 Saisonarbeitskräfte auf den Feldern unterwegs. 20 Mitarbeiter werden für die Sortierung und weitere zehn für die Aufbereitung beschäftigt. An den Spargelständen, die es auch in Berlin gibt, stehen noch einmal 40 Mitarbeiter, die von 15 Auslieferungsfahrern und fünf Bürokräften für die Bestellannahme unterstützt werden.
Im Gegensatz zum Niederrhein sieht Jürgen Jakobs in Brandenburg die besseren Vermarktungschancen. Während dort die Betriebe kleiner sind und nur geringe Mengen vermarkten können, hat gerade die Brandenburger Vermarktungsorganisation pro agro den Absatz gut im Griff.

Brandenburg auf Platz drei
Der Spargelhof Jakobs steht auf Platz zwei der Beelitzer Vermarkter, die das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Deutschland noch einmal leicht auf mittlerweile 950 ha ausweiten konnten. Insgesamt wird in Brandenburg auf 2.400 ha Spargel angebaut und wird nur noch von Nordrhein-Westfalen und Niederachsen übertroffen. In anderen Bundesländern geht die Fläche hingegen wegen der steigenden Spargelimporte leicht zurück. Jürgen Jakobs rechnet auf seinem Betrieb mit gut 6.000 kg Spargel pro Hektar und schätzt, dass die Preise in etwa auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Ein leichter Preisdruck sei durch die steigende Anbaufläche aber schon zu spüren. Im Hofladen gibt es den Spargel für fünf bis sechs Euro je Kilogramm. Zudem, so Thomas Wadin, Bürgermeister von Beelitz, haben die Spargelbauern höhere Kosten durch die Abführung der Sozialabgaben der saisonalen Arbeitskräfte.
Landrat des Kreises Potsdam-Mittelmark, Lothar Koch, sieht im Beelitzer Spargelanbau die Vereinigung zwischen Berlin und Brandenburg als vollendet an. Die Bauern, die mit ihrem Anbau durchgehalten haben, konnten mit dem königlichen Gemüse der Region ein Alleinstellungsmerkmal geben und dem Landkreis ein wichtiges Standbein verleihen. Die Spargelsaison lockt viele Touristen in die Region, die auch mit Schlunkendorf bedeutsame Reiterhöfe hat – weswegen die Beelitzer Spargelkönigin hoch zu Ross zur Eröffnung kam.
Brandenburgs stellvertretender Ministerpräsident Jörg Schönbohm prognostizierte, dass er den Spargel beim Anstich im Damm wohl treffen werde, aber ob er ihn auch in der richtigen Höhe abschneidet, da zeigte er sich skeptisch. Bereits im letzten Jahr zeigte Jürgen Frankenthal vom Spargelhof Klaistow Herd-und-Hof.de wie wichtig es ist, spezialisierte Spargelstecher zu haben. Bei der Diskussion um den Ernteeinsatz von ausländischen Saisonarbeitskräften oder deutschen Arbeitslosen sollte das qualitative Ernteergebnis nicht außer acht gelassen werden.

Nutzungsart in Brandenburg

2002

2003

2004

2005

2004:2005

in %

Gartenbaulich genutzte Fläche insgesamt


dar.: Freilandgemüse

dar.: Erdbeeren

Spargel

Gemüse unter Glas

Obstflächen

Zierpflanzen im Freiland

unter Glas

Baumschulen



11.458

5.628

270

1.769

39

3.701

110

70

1.015



11.829

6.263

312

2.038

36

3.547

118

59

978



11.891

6.287

339

2.143

34

3.594

86

50

1.080



12.112

7.260

401

2.391

45

3.540

89

54

1.114



101,9

103,0

118,2

111,6

132,7

98,5

115,5

108,1

103,1

(Quelle: LDS Brandenburg, Außenstelle Frankfurt (Oder)); Gemüseanbauerhebung

Spargel satt
Der Hofladen von Josef und Jürgen Jakobs liegt direkt an der Dorfstraße in Schäpe. In der Saison hat er täglich zwischen 06:00 und 20:00 Uhr geöffnet und bietet ab 11:00 Uhr Spargelküche im romantischen Innenhof an. Wer einen Garten hat und selbst Spargel anbauen möchte, kann sich auf dem Betrieb mit eigenen Spargelpflanzen versorgen. Vorab können Sie den Betrieb unter www.Jakobs-Spargel.de besichtigen.

Auch in Bayern ein Erfolg
Zwei Tage früher hat der bayrische Landwirtschaftsminister Josef Miller die freistaatliche Spargelsaison eröffnet. Nach Angaben des Ministeriums haben die Bayern ihren Selbstversorgungsanteil zuletzt von 50 auf 65 Prozent ausgebaut. Seit 1990 hat sich die bayrische Anbaufläche um das dreifache erweitert und umfasst mittlerweile auch bereits 1.725 ha. Weitere 300 ha sind schon für die erste Ernte 2007 bebaut. Die kühle Witterung hat den bayrischen Bauern im letzten Jahr einen Ertrag von 3,7 Tonnen gebracht und lag damit um 16 Prozent niedriger als der Sechsjahres-Schnitt. Im Spitzenjahr 2003 wurden im gesamten Freistaat 7.856 Tonnen geerntet.
Auch hier trägt die Gastronomie zum Erfolg bei, die gezielt heimische Spezialitäten anbietet. Mit etwas mehr als einem Kilogramm Spargel pro Kopf und Jahr liegt der weiße und grüne Fitmacher voll im Trend. Mit nur 13 kcal je 100 g und dem besonderen Geschmack bietet das Gemüse auch einen hohen Gesundheitswert: Die Stangen sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen und weisen eine Menge Ballaststoffe auf. Die Asparaginsäure ist verantwortlich für den typischen aromatischen Geschmack und erhöht gemeinsam mit Kaliumsalzen und schwefelhaltigen ätherischen Ölen die Nierentätigkeit.

„Essbares Elfenbein“
Ab acht Grad Bodentemperatur beginnt der Spargel zu wachsen. Ideal sind Außentemperaturen von 20 bis 25 Grad, die ja nun auch endlich kommen werden. Damit schätzt der Deutsche Bauernverband (DBV) eine Gesamternte für 2006 von rund 80.000 Tonnen Spargel. Spargel sollte noch am gleichen Tag zubereitet werden und ist damit das typische Beispiel für eine Direktvermarktung und Frischegarantie. Auf diesem Wege erfahren Sie auch, dass der Spargelhof der Brüder Jakobs auf vier Hektar Kulturheidelbeeren anbaut – für später.

roRo

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