Haltungsmanagement und Ebergeruch

Landwirtschaft

Skatolbildung beim Transport

Männliche Schweine, die nicht kastriert werden, können unangenehm riechen und diesen Geruch bis zum Schlachtkörper erhalten. Zur Vermeidung werden die Tiere wenige Tage nach der Geburt kastriert, was Tierschützer immer wieder kritisieren. Bis zum Alter von sieben Tagen ist es ohne Betäubung erlaubt. Doch steht fast überall in Europa der Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration an. Eine der Alternativen ist die Ebermast, also das Mästen von nicht kastrierten Tieren, die dafür früher geschlachtet werden müssen, bevor die beiden Stoffe Androstenon und Skatol als Verursacher des Ebergeruchs „zuschlagen“.
Bei Ebern sollen auch zahlreiche Managementverfahren in der Haltung den Ebergeruch verhindern helfen. Dr. Ulrike Weiler von der Universität Hohenheim hat auf der Grünen Woche in einem Fachgespräch die diskutierten Möglichkeiten analysiert. Zu den Managementverfahren zählen das soziale Umfeld der Tiere, die Umwelt sowie die Fütterung.

Zwei unterschiedliche Stoffe

Um die beiden Stoffe zu verstehen, muss deren Herkunft geklärt werden.
Androstenon riecht urinartig und ist ein Pheromon, das durch die Hodenaktivität gebildet wird. Skatol ist ein Abbauprodukt des Eiweißstoffwechsels und entsteht im Darm aus Tryptophan. Daher unterscheiden sich die Verfahren des Haltungsmanagement.
Bei Androstenon wirkt alles, was die Hodenaktivität reduziert. Und das über einen langen Zeitraum. Zwar ist die Hodenaktivität diskontinuierlich, aber in den „Ruhezeiten“ wird der Stoff im Fett zwischengelagert und ist daher doch wieder ständig vorhanden. Um die Belastung zu vermindern, können spätreife Tiere gezüchtet werden, oder sie werden früher geschlachtet. Dr. Weiler ist bei Zuchtansätzen skeptisch. In der Praxis wird die Schlachtung mitunter nach hinten verschoben, so dass selbst bei den spätreifen Ebern dieser Lösungsansatz ins Leere laufen kann.
Das Bilden von stabilen Gruppen ohne Rangkämpfe hingegen scheint einer der besseren Methoden zu sein. Die Bauern müssten darauf achten, dass nur noch „Looser“ in der Gruppe heranwachsen. Auch Langtagsbedingungen haben einen Einfluss auf die Hormonbildung und können den Gehalt an Androstenon senken.

Tryptophan

Ausgangsstoff ist Tryptophan-Indol, das bei einer normalen Darmflora nicht zu einem Problem wird. Wenn die Darmbakterien allerdings diesen Ausgangsstoff als alternative Energiequelle nutzen, dann entsteht im Darm Skatol. Daher ist das Ziel, die Verringerung von Skatol über die Fütterung. Alles was den Gehalt an abgestoßenen Zellen im Darm erhöht, führt am Ende zur Skatolbildung. Es gebe aber auch eine positive Korrelation zu hohen Androstenongehalten.
Ziel der Eberfütterung ist also das richtige Füttern der Darmbakterien mit Inulin und Rohfaser oder die Beeinflussung der Darmflora über Kräuter. Gute Wirkung wurde bislang auch mit Kartoffelrohstärke erzielt. Die Bauern sollten auf den Energiegehalt des Futters achten. Ein Anstieg von 12,6 auf 13,8 MJ führt viel Energie zu und erhöht die Darmzellenerneuerung, was wiederum die Menge an abgestoßenen Darmzellen erhöht und zu vermehrter Skatolbildung führe.
Derzeit werden auch Luft und Stallboden als Übertragungsweg für Skatol diskutiert. Dr. Weiler hält beides für zu gering, als dass sie relevant für den Ebergeruch wären. Eigene Untersuchungen zeigen zwar, dass im Bauchbereich stellenweise der Skatolgehalt höher als bei Nacken oder Rücken ist, was auf den vermehrten Bodenkontakt schließen lassen könnte – aber der Skatolgehalt steigt nach innen an. Für Dr. Weiler ein Zeichen, dass der Stoff eher aus dem Darmtrakt in das Fleisch diffundiert.

Transport und Schlachtung

Dr. Weiler forscht in Richtung dänischer Vorlagen, die Ebergeruch mit steigendem Stress in Verbindung bringen. Sie untersuchte Eber, die zwischen 60 und 300 Minuten lang transportiert wurden und im Wartebereich des Schlachthofes zwischen 60 und 480 Minuten verweilten. Beides ist für das Tier Stress. Und tatsächlich steigt der Gehalt von Androstenon um 0,1 Mikrogramm und der von Skatol um 20 Nanogramm jeweils pro Stunde an.
Hier zeigte Dr. Weiler die Grenzen des Haltungsmanagements auf. Selbst wenn die Bauern alles optimal eingestellt haben, können Transport und Schlachtung den Geruch von Ebern verstärken. Fazit: Es müsse offen über Alternativen zur Ebermast diskutiert werden. Wie beispielsweise die Ebermast in Verbindung mit einem Impfstoff.

Roland Krieg

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