Hanflabyrinth in Bayern

Landwirtschaft

FH Weihenstephan informiert unterhaltsam

Die Getreidepreise sind im Keller und die Zuckerrübenreform macht einer weiteren ackerbaulichen Kultur den Garaus. Auf einem Markt können die Bauern weiterhin punkten und sind sich der breiten Unterstützung sicher: Nachwachsende Rohstoffe als Alternative für Produkte aus fossiler Energie. Unterpunkt: Faserpflanzen.

Alternative Hanf
Der Forschungsbericht Nr. 112 der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn („Faserqualität einheimischer Faserpflanzen (Hanf)“) kommt zu dem Ergebnis, dass Faserpflanzen als Ausgangsmaterial für Faserverbundwerkstoffe „positiv zu beurteilen“ ist. Synthetische Glas- und Asbestfasern zur Verstärkung von Kunststoffen sind für die Gesundheit problematisch, schwierig wieder zu verwerten und zu entsorgen. Cannabis sativa (Hanf) und Linum usitatissimum L. (Lein) hingegen weisen als Naturfasern günstigere Faserlängen und damit eine geringere Gesundheitsgefährdung auf, sind leichter wieder zu verwenden und zu entsorgen. Den Bauern können Hanf und Lein ökonomische Alternativen bieten, denn die Industrie hat bereits eine Vielzahl neuer Produkte entwickelt. Seit 1996 ist der Anbau von Faserhanf in Deutschland auch wieder erlaubt.

Freizeithanf in Freising
Jetzt haben zwei Studenten der Fachhochschule Weihenstephan ein Studentenprojekt gestartet, dass sie im Rahmen ihres Studienganges Agrarmarketing und Management bis zum Sommer 2006 vollenden wollen. Der genaue Standort wird zwar noch geheim gehalten, aber vor den Toren der bayrischen Landeshauptstadt in Freising wurde ein Hanflabyrinth angelegt. In das Feld wurden mit modernster Technologie des satellitenverbundenen Informationssystems Pfade bei der Aussaat hinein geschnitten, welche später auch den Fluggästen bei der Landung auf dem Flughafen ein Muster erkennen lassen wird.
Christian Gehret und Markus Sauerhammer bei der AussaatDie Studenten Christian Gehret und Markus Sauerhammer haben jetzt ihre Idee aus dem letzten Jahr realisiert, das Hanflabyrinth zu veranstalten. Dabei geht es, so die Pressemitteilung, nicht nur um den obligatorischen Irrgarten, sondern auch um ein „ansprechendes Programm“: Geisternächte, Gewinnspiel und kulturelle Veranstaltungen. Markus Sauerhammer am Telefon gegenüber Herd-und-Hof.de: Es gibt in dem Labyrinth auch einen Lehrpfad, der über Hanf und nachwachsende Rohstoffe informiert.
Für Bayern ist das ein „innovatives Projekt“ und verdient im Empfehlungsschreiben des Fachbereiches von Prof. Dr. Monika Gerschau eine weitere Unterstützung. Auch Dieter Thalhammer, Oberbürgermeister von Freising sieht in dem Projekt eine weitere Profilierung des Lehr- und Forschungsstandortes. Als Hauptsponsor haben die Studenten die Nördlinger Thermohanf-Firma Hock gewinnen können.

Um eine Fragenkamen Christian Gehret und Markus Sauerhammer nicht herum:
Hanf als nachwachsender Rohstoff ist nichts neues. Außer Raps für Biodiesel hat es noch keine Kultur nachhaltig auf die Felder geschafft. Besetzt Hanf mehr die emotionale als die ökonomische Nische?
"Natürlich besetzt Hanf auch die emotionale Nische. Uns ist es aber ein besonderes Anliegen, die Nutzpflanze Hanf vorwärts zu bringen und von dem "Schmuddelimage" zu befreien. Viele unserer Sponsoren haben es erreicht, mit Hilfe dieser Pflanze ein Unternehmen zu führen."

Welches bedeutendste Qualitätsmerkmal Hanf als nachwachsenden Rohstoff aufweisen muss, beantwortete Bernd Frank, Geschäftsführer der Badischen Naturfaseraufbereitungs GmbH (BaFa): Das wichtigste bei der Rohstoffnutzung ist der relative Fasergehalt der Pflanze, sagte Frank am Telefon. Die BaFa ist der Erstverarbeiter des Hanfprojekts. Es können rund 6 bis 10 Tonnen Stroh je Hektar geerntet werden, in dem etwa 30 Prozent verwertbare Faser enthalten sind. Der Ertrag ist von vielen Faktoren abhängig: So kommt es auf die richtige Bodenbearbeitung der Bauern an, die Sortenwahl und die Aussaatstärke. Die beeinflusst die Stängeldichte. Optimal sind dann fingerdicke Stängel. Die Feldröste, also die Trocknung beeinflusst die Faserqualität: Je länger sie durchgeführt wird, desto geringer wird beispielsweise die Höchstzugkraft der späteren Bündel. Entgegen der Meinung, dass Hanf nicht extra gedüngt werden muss, vertritt Bernd Frank von der Badischen die Meinung, dass es den Fasergehalt positiv beeinflusst.

Das Labyrinth und die relevanten Termine sind im Internet unter www.hanflabyrinth-bayern.de einzusehen.

Roland Krieg
Foto: Gehret und Sauerhammer

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