HANPP kaum noch steigerbar

Landwirtschaft

Im 20. Jhd. hat sich die Landnutzungsintensität verdoppelt

Das Wachstum grüner Pflanzen ist die energetische Basis für das Leben auf der Erde. Das Maß dieses Wachstums wird als Nettoprimärproduktion (NPP) bezeichnet. Den Anteil, den die Menschen durch Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bioenergieproduktion, Siedlung, Degradation und Vegetationsfeuer aneignet, heißt Human Appropriation of Net Primary Production (HANPP) und hat in den letzten Hundert Jahren eine interessante Entwicklung genommen.

Kaum noch weitere Steigerungen

Wissenschaftler des Instituts für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt haben den Zuwachs der HANPP zwischen 1910 und 2005 berechnet. Das Maß gibt an, wie sich das menschliche Tun auf die Biosphäre auswirkt und die NPP beansprucht. Steigende Weltbevölkerung und Ressourcenhunger haben nach dem Autorenteam um Fridolin Krausmann bislang nur wenig ausgemacht. In dem untersuchten Zeitraum ist die Weltbevölkerung um das Vierfache, die industrielle Produktion um den Faktor 17 angewachsen – der HANPP hat sich aber „nur“ von 13 auf 25 Prozent verdoppelt. Das ist ein Zeichen, dass die Menschen die Nutzung der Biomasse immer effektiver vorantrieben.

Es ist aber auch dem Einsatz der fossilen Energie zu verdanken, die Biomasse für die energetische Nutzung ersetzt hat. Krausmann setzt daher ein dickes „Aber“ hinter das letzte Jahrhundert: „Wir setzen für die Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge verstärkt fossile Energien ein, nützen den Boden zu sehr aus, verwenden zunehmend Methoden der industriellen Massentierhaltung und nehmen Verlust an Biodiversität in Kauf.“

Eine Fortsetzung des aktuellen Trends ließe die HANPP nur mäßig auf 29 Prozent ansteigen. Doch wenn die Biomasse im Sinne des Weltklimarates IPCC ausgebaut würde, wäre ein Wert von 44 Prozent möglich. Die Klagenfurter warnen, dass sich die Bioenergie durch die Nutzung riesiger Flächen negativ auf die Ernährungssicherheit, Waldbestände, Böden und Biodiversität auswirken könnte. Krausmann: „Überzogene Erwartungen an Bioenergie können letztlich dazu führen, das Ziel der Reduktion der Treibhausgase zu verfehlen. Vor allem gilt, es auf nachhaltige Intensivierung der Landnutzung zu setzen und die möglichen negativen Folgen von ökologisch kontraproduktiver Formen der Landnutzungsintensivierung zu vermeiden.“

Lesestoff:

Fridolin Krausmann, Karl-Heinz Erb, Simone Gingrich, Helmut Haberl, Alberte Bondeau, Veronika Gaube, Christian Lauk, Christoph Plutzar & Timothy D. Searchinger (2013). Global human appropriation of net primary production doubled in the 20th century. PNAS, Early Edition (EE), week of June 3, 2013.

roRo

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