Haplic Albeluvisol
Landwirtschaft
Fahlerde als Boden des Jahres 2006
>Als zweite erinnernde Vorschau neben des Baum des Jahres stellt Herd-und-Hof.de zu Jahresbeginn auch den Boden des Jahres vor, der am Tag des Bodens gekürt wurde.Begrifflichkeiten
Wie Pflanzen oder Tiere tragen auch unsere Böden wissenschaftliche Namen, die der Klassifizierung und weltweiten Wiedererkennung dienen. In Mitteleuropa weisen die meisten Böden eine braune Farbe durch Brauneisen auf, was ihnen den Namen Braunerde gab. Darunter sind allerdings drei verschiedene Bodentypen zusammen gefasst: Braunerde, Parabraunerde und die Fahlerde.
Der lateinische Name Haplic bedeutet, dass die vorgefundene Bodeneigenschaft typisch und keiner weiteren Bedeutung bedarf. Der Nachname Albeluvisol setzt sich aus den beiden Eigenschaften zusammen, dass die Farbe weiß (albus) und der Boden ausgewaschen (eluere) ist. Damit beschreibt der Bodenkundler, dass innerhalb eines Meters unterhalb der Oberfläche, lehmige Bestandteile durch nach oben reichende ausgebleichte Bodenzonen unterbrochen sind.
Nach Angaben der FAO bedecken Fahlerden rund 320 Millionen Hektar in Europa, Nord- und Zentralasien und kleinere Gebiete in Nordamerika. Sie liegen meist in kalten Teilen Nordosteuropas, Nordwestasiens und Südwestkanadas , aber auch noch in feuchteren und temperierteren Gebieten in Frankreich, Belgien und Westdeutschland.
Entstehung
In Deutschland ist die "Braunerde - Fahlerde aus Geschiebedecksand über Geschiebemergel", so die offizielle Bezeichnung, in Mecklenburg-Vorpommern am weitesten verbreitet. In der Spätweichseleiszeit drang das Eis, dass Felsbrocken aus dem heutigen Finnland herbrachte, noch einmal weiter landeinwärts. Vor rund 11.000 Jahren zog es sich wieder zurück und hinterließ die Felsen und Steinchen in der so genannten "Velgaster Rückzugsstaffel". Zusammen mit angewehtem Flugsand bildete sich daraus eine rund 50 Meter dicke Schicht aus Geschiebedecksand. Diese Vermengung aus Steinen und Sand entstanden durch erneutes einsetzen des Frostes sowohl von der Oberfläche, als auch von der noch dauerhaft gefrorenen Unterseite aus. Dabei wird die nicht gefrorene Auftauzone des Bodens ungleichmäßigem Druck ausgesetzt, der die Bodenbestandteile regelrecht miteinander verknetet - die Kyroturbation.
Dabei haben sich "Auswaschungszungen" gebildet, die im lehmigen Grundboden weiter als 5 mm sind, oder weiter als 15 mm im sandigen Boden. Diese "Autobahnen" für das Wasser müssen tiefer als ihre Breite sein und 10 Prozent des Bodenvolumens umfassen. Das darin abfließende Wasser hat die Carbonate mit in die Tiefe ausgewaschen und somit den Boden ausgebleicht. Dem Kalk folgten basische Bestandteile, Tonverlagerung und Verlehmung. Die Entkalkung hat heute eine Tiefe von 150 cm erreicht. Die Besiedlung des Bodens mit Pflanzen hat die obere Schicht wieder mit Humus angereichert.
Fruchtbarkeit der Fahlerde
Die Fahlerde zeigt also zwei verschiedene Gesichter: Im oberen Bereich verschwindet der Ton, der sich weiter unten ansammelt. Das lockere Gefüge der oberen Bodenschicht ist für die Wurzeln der Pflanzen leicht zu durchwachsen. Wasser und Luft können ebenfalls gut in den Boden gelangen. Im tieferen Bodenhorizont allerdings führt die Tonansammlung oft zu Staunässe, die ein weiteres Wurzelwachstum in die Tiefe behindern. Oben fehlen die Nährstoffe und weiter unten können sie wegen der hohen Dichte nicht erschlossen werden. Das behindert oft auch die Umsetzung der organischen Substanz und damit eine verminderte Stickstoff-Mineralisierung. Den Regenwürmern bereitet die Fahlerde auf Grund der chemischen und physikalischen Verhältnisse auch kein Paradies.
Zwar ist die Fahlerde damit nicht so fruchtbar wie beispielsweise die Schwarzerde. Aber bei günstigen Klimaten können die Bauern auf ihr ähnlich gute Erträge an Winterweizen, Wintergerste, Raps oder auch Holz erzielen.
Da die Fahlerde ein gutes Wasserspeichervermögen aufweist, kann sie die geringen Niederschläge in Nordostdeutschland ausgleichen. Empfindlich ist der Boden gegenüber schwerer Ackertechnik, denn er reagiert auf zu viel Druck mit der ?Pflugsohlenverdichtung?. Dabei werden die Wasser und Nährstoffe führenden Poren so zusammen gedrückt, dass der Austausch zwischen den Bodenschichten gestört ist.
In den Boden schauen
Es ist oft ziemlich schwer die Welt unter unseren Füßen zu erkunden. Der Fahlerde vergleichbare Böden finden sie auf dem Bodenlehrpfad Jägerhof im nordostdeutschen Jungmoränentiefland südöstlich von Greifswald. Er liegt zwischen Wolgast und Züssow an der B 111 oder ist über die L 26 Greifswald - Wolgast zu erreichen. Wenn die Sonne wieder wärmt und lacht, dann planen Sie doch einen ersten Frühlingsausflug zum Jägerhof.
roRo