Hecken: Alte Nutzung neu belebt

Landwirtschaft

Münsterland will Wallhecken wieder nutzen

Als es noch keine Zäune gab, trennten Hecken die Weiden voneinander ab. Die Menschen haben die Niedrig- und Baumhecken aber seit jeher auch vielfältig zu nutzen gewusst. Sie gewannen Brennholz aus den wuchernden grünen Bändern, nutzten die Zweige als Flechtmaterial, Blätter als Einstreu und durchsetzten die Hecken mit Obstbäumen und Beerensträuchern für die eigene Ernährung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichten die Hecken in Norddeutschland ihre größte Ausdehnung, bevor sie größeren Ackerflächen weichen mussten.
Die Hecken verschwanden aber auch, weil die Industrie manche Heckenprodukte ersetzte. Allerdings blieben im Kreis Steinfurt noch rund 3.500 Kilometer Hecken erhalten – und mehr als 10.000 km im ganzen Münsterland.
Steinfurt möchte bis 2050 Energieautark werden und hat ein Wallheckenkonzept vorgelegt, die grünen Zäune wieder zu nutzen und dabei die Kulturlandschaft zu erhalten. Alleine der Kreis Steinfurt könnte 35.000 Kubikmeter Holz aus seinen Hecken gewinnen und damit 80 Millionen kWh Energie für rund 4.000 Einfamilienhäuser bereit stellen. Das Heckenpflegekonzept ist dabei das zweite Standbein neben den Energieplantagen der energetischen Holznutzung im neuen Clustermanagement des Kreises.

Full-Service-System
Ordentliche Heckenpflege ist zeitaufwendig. Pro 100 Meter wächst im Jahr etwa ein Schnittkubikmeter Holz heran, der zu Häckseln verarbeitet werden kann. Mit ordentlichem Werkzeug und effizienter Logistik übernehmen Profis die Pflege und Verarbeitung. Landwirte und Kommunen sollen demnächst ihre Hecken in ein digitales Wallhecken-Informationssystem einbringen können. Ist die Hecke geeignet wird ihr Zustand fortlaufend aktualisiert. Das Heckenmanagement erkennt wann wo welche Hecken geschnitten werden können und bietet die entsprechenden Abschnitte als Los für eine öffentliche Ausschreibung zur Pflege an. Bis zu 20 Euro je sm3 können erzielt werden.
In der Pilotregion Rheine geht es los und bis Ende 2009 soll das Konzept flächendeckend greifen. Die ganz große Vision: Ausweitung des Konzepts im Jahr 2010 auf das Nachbarland Niederlande.

Lesestoff:
Die Kurbeschreibung des Konzepts finde Sie auf www.agenda21.kreis-steinfurt.de in der Rubrik Ökologisches Wirtschaften / Holzclustermanagement

roRo

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