Heimische Eiweißquelle

Landwirtschaft

Lupine statt Soja

Kaum einer kennt sie, denn sie ist nicht weit verbreitet. Lupinus angustifolius, die Blaue Süßlupine. Die meisten der äußerst ästhetischen Pflanzen werden in Australien angebaut. 530.000 Tonnen Lupinen werden dort jährlich von rund 424.000 Hektar geerntet – 93 Prozent stellt die Blaue Süßlupine.

Viele Vorteile – ein gravierendes Hemmnis
In Deutschland ist die Blaue Süßlupine eine noch verhältnismäßig junge Kulturpflanze, bietet jedoch eine ganze Reihe Vorteile. Die Blaue Blaue LupineSüßlupine ist glutenfrei und daher in der menschlichen Ernährung günstig für Zöliakie-Patienten. Sie weist für Diabetiker einen niedrigen glykämischen Index auf, hat eine cholesterinsenkende Wirkung und einen hohen Gehalt an Vitamin B12. Für Tierhalter kann die Pflanze als eiweißreiche Hülsenfrucht importiertes Soja ersetzen und damit das Thema Gentechnik im Futterbau umgehen.
Für den Ackerbauern ist die Blaue Süßlupine interessant, weil sie eine bis zu zwei Meter tiefe Pfahlwurzel bildet und daher auch auf Standorten mit schwieriger Wasserführung gedeihen kann. Zudem sammelt die Leguminose Stickstoff für die Nachfrucht – es muss weniger gedüngt werden.
Allerdings hat die Pflanze einen gravierenden Nachteil: Alle Lupinen sind anfällig für den Pilz Colletotrichum lupini, der die so genannte Anthracnose hervorruft und durch diese Krankheit den ganzen Bestand vernichten kann. Deshalb ist der Lupinenanbau in Deutschland vor wenigen Jahren zum Erliegen gekommen.

Resistenzen gefunden
Allerdings weist die etwas resistentere Blaue Süßlupine Toleranzen gegen den Pilz auf und Dr. Brigitte Ruge-Wehling vom damaligen Bundesinstitut für Züchtungsforschung (BAZ) fahndet in Groß Lüsewitz schon seit längerem nach Resistenzgenen, die den Schutz gegen den Pilz erhöhen können. Das deutsche Lupinensortiment wies aber lange keine erfolgverheißende Sorte auf. Mit Hilfe eines Selektionsmarkers wurde die Wissenschaftlerin allerdings in einer australischen Sorte fündig und konnte mit dem „Smart Breeding“ das Resistenzgen in deutsche Linien einbauen.
Mittlerweile haben sich die Labor- und Feldversuche der neuen Linien sogar als deutlich resistenter erweisen als die ursprüngliche australische Sorte.

Smart Breeding:
Smart Breeding ist die Umschreibung für “Marker gestützte Selektion”. Hierbei suchen DNS-Schnipsel entlang des Erbguts definierte Informationen, die für die Nachkommen der Pflanze vorhanden sein sollten. So werden gewünschte Merkmale schneller aufgespürt als bei der klassischen Züchtung, bei der erst der Aufwuchs der Folgegeneration auf das Merkmal untersucht werden kann.
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Jetzt will das in Julius Kühn-Institut (JKI) umbenannte Institut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen den Rückstand im Zuchtfortschritt gegenüber den Hauptkulturen Weizen und Kartoffeln reduzieren. Dr. Ruge-Wehling: „Wenn uns das gelingt, kann die Blaue Süßlupine in künftigen Fruchtfolgen einen festen Platz haben.“

Ehrung
Die Wissenschaftler des JKI in Mecklenburg-Vorpommern haben ihre Ergebnisse kürzlich im australischen Fremantle auf der 12. Internationalen Lupinenkonferenz (ILA) vorgestellt. Auf Vorschlag von ILA-Präsident Dr. Erik von Baer wurde Dr. Brigitte Ruge-Wehling als Mitglied in die ILA aufgenommen.

roRo; Foto: BAZ/JKI

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