Herbstaussaat und Sommerernte
Landwirtschaft
Wie viel weniger Wintergetreide?
Die jährliche Meldung zur Herbstaussaat des Statistischen Bundesamtes (Destatis) basiert auf einer begrenzten Anzahl Ernteberichterstatter in den Bundesländern und datiert auf Ende November.
Demnach wurden im Herbst 2017 auf 5,16 Millionen Hektar Wintergetreide ausgesät, was rund zwei Prozent unter der Aussaatfläche des Vorjahres liegt. Bei Raps ist die Fläche um 2,6 Prozent zurückgegangen.
In der Regel entspricht das nicht der Erntefläche, denn Auswinterungsschäden und Kalamitäten werden den Aufwuchs in den nächsten Monaten reduzieren.
In diesem Winter sind die Angaben aber besonders vage, denn über den November hinweg hat sich die Lage auf den norddeutschen Betrieben weiter verschlechtert. Destatis meldete zwar einen Rückgang allein in Schleswig-Holstein um 27 Prozent – doch konnten die Landwirte wohl die Hälfte der geplanten Flächen nicht bestellen. Der Überschuss an Niederschlag aus dem Herbst hat die Böden so mit Wasser gesättigt, dass Felder in ganz Norddeutschland noch heute sichtbar unter Wasser stehen. Nicht alle Zuckerrüben konnten geerntet werden, geschweige denn neue Flächen bestellt werden. In Schleswig-Holstein beträgt die Anbaufläche von Wintergetreide etwa 200.000 ha. Fallen tatsächlich 50 Prozent weg, fehlen alleine deshalb der deutschen Getreideernte schon heute eine Million Tonnen Getreide.
Im Hintergrund steht aber noch eine weitere Frage: Die meisten der betroffenen Standorte sind Niedermoorstandorte, auf denen durch kontinuierliche Entwässerung der Ackerbau das traditionelle Dauergrünland ersetzt hat. Da rappelt es zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ordentlich. Das Bitten eines Landwirtes in der Brandenburgischen Osthavelniederung auf Absenken der Pegel hat die Untere Naturschutzbehörde verweigert, da die betroffenen Flächen in der Region am tiefsten lägen und ein Absenken des Pegels weitgehende Folgen für die ganze Region, die auch aus Natura 2000-Flächen besteht, hätte. Der Zeithorizont von mindestens 20 Jahren Ackerbau scheint für die Argumentation kein ausreichendes Kriterium zu sein.
roRo