Heringsfischerei in MV
Landwirtschaft
Kutter rüsten um
>Traditionell startet die Heringsfischerei in Mecklenburg-Vorpommern in den ersten Januarwochen. Bis Mitte Januar wurden nach Angaben des Ministeriums bereits 261 Tonnen Hering angelandet. Die Fangsortierung und die Qualität des Hering wird von den Fischereibetrieben als ausgezeichnet beschrieben. Etwa die Hälfte der Anlandungen setzen sich aus der Sortierung I und II zusammen, heißt es aus Schwerin.Netze wechseln
Die Fahrzeuge der Kutterklasse 12 bis 17 Meter müssen von Dorsch- auf Heringsfang umgerüstet werden. Das Ergebnis kann auch der Laie erkennen, der sich die Kutter im Hafen einmal anschaut, sagte Norbert Kahlfuss, Vorsitzender des Landsverband der Kutter- und Küstenfischer (LVKK) zu Herd-und-Hof.de. Die Dorschnetze haben eine Maschenweite von 105 mm, während die Heringsnetze nur 32 mm aufweisen. Und da die Fischer nach EU-Regeln nur eine Sorte Netz an Bord haben dürfen, heißt es: wechseln!
Dazu muss der Fischer einen ganzen Tag opfern, an dem er nichts verdient. Zum einen sind die Netze sehr groß, zum anderen müssen alle Schwimmkörper, die das Netz an der Oberfläche und die Gewichte, welche die Netzöffnung nach unten offen halten, abgemacht werden. Nur dann können die Netze gut zusammen gelegt werden und verheddern sich nicht an den Kugeln. Viele Fischer haben einen eigenen Netzschuppen oder lagern die Netze unter einer Plane auf einer Palette im Hafen. Da hat jeder Fischer seine Vorlieben, sagte Norbert Kahlfuss.
Mit dem Netzwechsel alleine ist die Arbeit aber noch nicht getan, denn auch die Leinen müssen ausgetauscht werden. Die Kutterfischer unterscheiden dabei zwischen den Leinen, die vor dem Netz laufen und den so genannten Kurrleinen. Die Kurrleine ist praktisch die Verbindung des Netzes über eine Winde mit dem Kutter. Angehängt sind die Netze an den seitlich abstehenden Scherbrettern. So ergibt sich das Bild der Kutter, die links und rechts ihre Netze hinter sich her ziehen und von einem Schwarm lachender Möwen begleitet werden. Fischerromantik.
Oftmals fahren die Fischer zu zweit heraus, um im Gespann zu fischen. Dann ziehen die Boote gemeinsam ein Netz zwischen sich her, um den Hering zu fangen.
Während des Telefonats sah Norbert Kahlfuss, wie ein Fischer im Hafen von Sassnitz gerade seinen Fang anlandete. Er schätzte von seinem Fenster den Fang auf 25 bis 30 Tonnen.
Sei das für 09:30 Uhr morgens nicht schon ein bisschen viel? Der Kutter sei aber mindestens die ganze Nacht schon unterwegs gewesen, schätzte Kahlfuss. Vielleicht auch schon einen halben Tag früher. In der Regel sind die Fischer zwei bis drei Tage "für eine Reise" draußen. Nachts bei mehr als - 5 °C auf dem Wasser endet die Fischerromantik ziemlich schnell. Zur Zeit stehen die Heringsschwärme so dicht vor der Küste, dass die Fischer die Fanggründe bereits in einer Stunde Fahrt erreicht haben.
Eis behindert die Reusenfischer
Der Deutsche Bauernverband (DBV) meldete diese Woche, dass der eisige Frost der letzten Tage vor allem in Nord- und Ostdeutschland bodenbürtige Schädlinge reduziert hat. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass Wassertränken und Fütterungsanlagen einfrieren und wirtschaftliche Schäden entstehen. Die "kleinen Fischer" haben bei Eisgang an der Ostseeküste Probleme aus dem Hafen zu fahren, ergänzte Norbert Kahlfuss. Die großen Kutter können dünnes Eis zerbrechen. Die Reusenfischer allerdings können bei dem Wetter ihre Netze gar nicht erst aufbauen. Das dünne Eis ist so scharfkantig, dass es die Netze beim Herausnehmen zerschneiden würde. Dicker werdende Eisschichten werden durch den Wellengang so umhergetrieben, dass sie die Netze mitsamt der Pfähle einfach mitnehmen und zerstören. Da heißt es: warten! Im Greifswalder Bodden, bei Wolgast und der Peenemündung soll die Reusenfischerei Ende Februar losgehen.
Quoten und Ertrag
In diesem Jahr steht den Fischern in Mecklenburg-Vorpommern eine Quote von insgesamt 15.800 Tonnen Hering zu. Zwischen 2002 und 2005 wurden durchschnittlich 10.260 Tonnen angelandet. Das Ministerium in Schwerin meldet, dass den Fischern der "Sassnitzer Seefischer" eG, die seit dem 1. Januar 2005 in der Kutterfisch Cuxhaven organisiert sind, 5.000 Tonnen als Eigenquote bereitgestellt wurden.
Am Mittwoch veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium Schwerin die Fangergebnisse aus dem letzten Jahr. Mit 21.708 Tonnen hatten die Fischer der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei 2005 rund 3.657 Tonnen mehr Fisch in den Netzen. Der Erlös stieg dabei um 21 Prozent auf 11,71 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis pro Kilogramm Fisch bleib mit 54 Cent gegenüber dem Vorjahreserlös von 53 Cent stabil. Nach Minister Dr. Till Backhaus wirke sich dabei das "neue Fischverarbeitungszentrum in Sassnitz-Mukran ... für die Fischer stabilisierend für die Einnahmen aus." Das gilt allerdings nicht für alle Fischarten. Bei Flunder, Aal, Zander und Hornhecht mussten die Fischer Einbußen in der Fangmenge hinnehmen.
Süß- und Salzwasser
Fisch ist einer der Themenschwerpunkte Mecklenburg-Vorpommerns auf der Grünen Woche gewesen. Da stand der Ostsee-Schnäpel der Müritzfischer im Vordergrund.
Um "die Wettbewerbsfähigkeit der Fischereiunternehmen im Land zu stärken", so Dr. Backhaus bereits Ende letzter Woche, gab es für den Ausbau von fünf Häfen und die Verbesserung ihrer Ausrüstung im vergangenen Jahr 8,3 Millionen Euro Fördergelder. 7,7 Mio. kamen dabei von der EU aus dem "Finanzinstrument zur Ausrichtung der Fischerei (FIAF)". In Sassnitz beispielsweise wurden Kai- und Steganlagen modernisiert und in Gagern eine Hebevorrichtung zur vereinfachten Anlandung von Hering gebaut.
Roland Krieg