„Hessen soll Ökomodellregion werden“
Landwirtschaft
Hinz eröffnet Öko-Feldtage in Hessen

Hessens Staatsministerin für Umwelt und Landwirtschaft , Priska Hinz, hat am Mittwochmorgen die zweiten Öko-Feldtage auf der Staatsdomäne Frankenhausen eröffnet. Seit 2014 forciert Hinz die Umstellung auf den Biolandbau mit einem politischen Rahmenprogramm aus Förderungen und dem Ansatz der Öko-Modellregionen. Mit sieben Prozent aller Ökobauern in Deutschland und einem Flächenanteil von 14 Prozent in Hessen gehört das Bundesland zur Spitzengruppe des Ökosektors. Das Ziel von Hinz sind 25 Prozent Flächenanteil in Hessen bis zum Jahr 2025. „Das ist ehrgeizig“, wie sie sagte, „aber Hessen soll eine Öko-Modellregion für Deutschland werden.“ Hinz kündigte an: „Wir werden eine Pestizidreduzierungsstrategie für Hessen entwickeln.“
Zielzahlen, wie die 25 Prozent Ökoanteil sind eher Vorgaben für die Politik, damit ein messbares Ergebnis für den Erfolg von Rahmenbedingungen vorliegt. Die Politik kann Betriebe nicht zur Umstellung zwingen, räumte Hinz in einer Gesprächsrunde über die Agrarpolitik am Nachmittag ein. Aktiv kann die Politik mit Berufsqualifikation und landwirtschaftlicher Beratung sowie einem Förderprogramm darauf hinwirken, dass der Anteil von 25 Prozent erreicht wird. Dafür müssten nach Hinz zehn Prozent der Fläche neu nach ökologischen Prinzipien bewirtschaftet werden.
Die Umstellung alleine reicht nicht. Für Ackerbauerzeugnisse ist ein aufnehmender Markt vorhanden. „Die Milch ist ein Problem“, sagte die Ministerin. Hessen bräuchte noch eine weitere Öko-Molkerei. Beim Schlachten ist das Land weiter, wie sie im Gespräch mit Herd-und-Hof.de aufzeigt: „Ich übergebe am Donnerstag einen Bewilligungsbescheid für einen Schlachthof in Nordhessen. Der wird künftig die Wertschöpfungskette für Schlachtschweine schließen. Damit wissen die Schweinehaltenden Landwirte, wo sie ihr Vieh hinbringen können. Von dort gehen die Teile direkt an die verarbeitenden und verkaufenden Betriebe. Darüber hinaus hat am Mittwoch die mobile Schlachteinheit ihre Betriebsgenehmigung bekommen. Damit wird auf den Betrieben die Schlachtung selber durchgeführt. Das Schlachtvieh wird nach dem Ausbluten zum Metzger gebracht, der es zerlegt und verkauft. Für viele Betriebe ist das eine Alternative zum Tiertransport, der womöglich noch über die Landesgrenze hinaus geht.“
Diese Wertschöpfungsketten entstehen in den hessischen Öko-Modellregionen, denn die reine Direktvermarktung ist nicht für alle Betriebe eine Vermarktungsalternative. Bäcker, Metzger und Käsereien werden „Kümmerer“ auf dem Weg in die regionale Wirtschaft.
Die Nutztierhaltung in Hessen sinkt. Zur Frage, ob das Land Anreize für eine Vergrößerung der Nutztierhaltung plant, antwortet Hinz: „Aus meiner Sicht müssen wir nicht zwingend mehr Nutztiere auf der Fläche haben. Es ist den Landwirten selber überlassen, die Tierhaltung auszubauen. Zweitens ist mir ehrlich gesagt lieber, extensivere, aber dafür gute Tierhaltungsbedingungen zu haben, als das wir Sorge haben müssen, wie wir von einer Großvieheinheit wieder runter kommen müssen.“
Wenn der europäische Agraretat bleibt, kann Hessen die Umstellung bis zu 25 Prozent Anteil finanzieren. Mit Blick auf die drohenden Kürzungen im Brüsseler Etat, forderte Hinz: „Wir brauchen mehr Geld aus der GAP für die Umstellung auf den Ökolandbau.“ Das könne auch mit zusätzlichen Konditionalisierungen in der ersten Säule erreicht werden. Skeptisch ist sie für neue Umschichtungen zwischen den Säulen ab dem Jahr 2020. Neue Modulationen liegen derzeit noch nicht vor.

Landesbauernpräsident Karsten Schmal (Foto) blickt auf die ersten Öko-Feldtage von 2017 zurück: „Ich war schon vor zwei Jahren tief beeindruckt vom Publikum.“ Rund die Hälfte der praktischen Besucher sind konventionelle Landwirte. Die Feldtage sind für Schmal eine gute Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen, spricht aber auch die Probleme an. Einige Milchbauern, die vor zwei Jahren in die Umstellung gingen haben im letzten Jahr ihre Molkerei verloren. Es sei schwer gewesen, sie im konventionellen Sektor wieder zu integrieren, sagte Schmal. Der Ökosektor müsse sich am Markt noch besser entwickeln.
Prof. Jürgen Heß von der Agrarwissenschaftlichen Hochschule in Kassel sieht in der Ausrichtung ebenfalls einen Motor für die Entwicklung der Branche. Vor allem beim Energieverbrauch stehe die ökologische Landwirtschaft nicht besser da als der konventionelle Betrieb. Auf den Öko-Feldtagen sind zwar technische Innovationen für den Betrieb der Traktoren mit erneuerbaren Energien zu sehen, doch sei das noch viel zu wenig.
Roland Krieg