Hilfe für chinesischen Tai-See

Landwirtschaft

Taihu-See: Sauberes Wasser von der Quelle zum Verbraucher

Der Tai oder auch Taihu-See ist Chinas drittgrößter See zwischen Changzhou und Huzhou direkt westlich von Shanghai. Vom Jangtse gespeist ist er Trinkwasser-Reservoir für Millionen Menschen in einer industriellen Megaregion. 2007 geriet er als „Grünes Monster“ in internationalen Schlagzeilen, weil nährstoffreiche Abwässer die Blaualgen blühen ließen. Säuberungscrews holten am Ende rund 6.000 Tonnen Blaualgen aus dem durchschnittlich nur zwei Meter tiefen Gewässer mit der Größe von 2.250 Quadratkilometer [1].

Neben Nährstoffen landen auch Schwermetalle im Wasser und belastet nicht nur das Trinkwasser, sondern auch das Beregnungswasser für die Landwirtschaft. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) arbeitet mit chinesischen Partnern im Modellprojekt SIGN (Sino-German Water Supply Network) unter dem Motto „Sauberes Wasser von der Quelle bis zum Verbraucher“ an der Verbesserung der Wasserqualität im Tai-See. Modellprojekt, weil die Blaualgenblüte wegen organischer Einträge auch an anderen Seen auftritt.

Frühwarnsysteme

SIGN betrachtet den gesamten Wasserkreislauf und erstreckt sich von urbanem Abwasser- und Regenwassermanagement über Monitoring- und Frühwarn-Systeme, Schadstoffminderung, Trinkwasseraufbereitung und Trinkwasserverteilung, Weiterbildung und Markteinführung bis hin zu Handlungsempfehlungen für Wasseraufbereitung und Ressourcenmanagement. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt drei Millionen Euro geförderte Verbundprojekt startete im April 2015 und ist auf drei Jahre angelegt.

Erst im November und Dezember reisten Wissenschaftler der KIT-Arbeitsgruppe Umweltmineralogie und Umweltsystemanalyse an den Tai-See. Sie nahmen Proben aus den Renaturierungsregionen im Uferbereich des Gewässers und waren auf dem chinesischen Forschungsschiff des Nanjing Institute of Geography and Limnology (NIGLAS) auf dem nördlichen Tai-See unterwegs.

Dabei entwickeln, bewerten und nutzen die Forscher neue Monitoring-Technologien, um räumliche und zeitliche Veränderungen der Wasserqualität zu untersuchen. Während der China-Reise setzten sie erstmals das an Flachwasser angepasste Sensorsystem BIOFISH ein. Dieses basiert auf einem System, das für ein früheres Projekt am Jangtse-Fluss entwickelt und nun an die besonderen Bedingungen des Tai-Sees angepasst wurde, das heißt an das dortige flache Wasser und die häufig vorkommenden Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, die verschiedene Giftstoffe bilden und die Gewässernutzung erheblich einschränken. Der BIOFISH misst in der jeweils eingestellten Tiefe verschiedene chemisch-physikalische Parameter und zeichnet sie zeitlich und räumlich hoch aufgelöst auf: Temperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, photosynthetisch aktive Strahlung, Trübung sowie Gehalt an organischen Stoffen, Sauerstoff, Chlorophyll a und anderen Stoffen.

Reinigungspotenzial

Die Proben werden auf dem Schiff per Knopfdruck entnommen und nun auf unerwünschte Einträge untersucht. „Die Ergebnisse der Messungen mit dem BIOFISH und der Profilierungsboje werden wir zu den Schadstoffgehalten aus Wasser- und Sedimentproben in Beziehung setzen und daraus umweltrelevante Prozesse im Wasser des Tai-Sees ableiten“, erklärt Professor Stefan Norra vom KIT. So suchen die Experten nach Schadstoffabbauenden Organismen und überprüfen die Wirksamkeit der bisherigen Renaturierungsmaßnahmen. Die Arbeit am und im Tai-See ist hochpolitisch, denn China hat ein Programm zur Überwachung und Behandlung von verschmutztem Wasser gestartet. Ein Schwerpunkt liegt in der Region des Tai-Sees.

Lesestoff:

[1] Das grüne Monster vom Taihu Lake

Roland Krieg

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