Hochwertiges Saatgut exakt auslesen
Landwirtschaft
Neue Petkus-Konstruktion verbessert Saatgutreinigung
Gewichtsausleser sind der letzte Sortierprozess einer Saatgutlinie. Solche Maschinen werden eingesetzt, um verschiedenes Material mit annähernd gleicher Größe nach ihrem spezifischen Gewicht zu trennen. So werden angefressene, beschädigte Saatkörner, aber auch Fremdmaterial aus Saatgut, Kaffee, Erdnüssen sowie Linsen oder Mandeln in der Lebensmitteltechnologie sortiert und gereinigt.
Grundgerüst
Grundgerüst ist ein Schütteltisch, der in Längs- und Querrichtung geneigt werden kann. Der Tisch ist einem Tuch oder feinen Draht bespannt und wird von einem Luftstrom von unten durchblasen. Dadurch werden Saatgut oder Linsen auf ihrem Weg über das Tuch nach ihrem spezifischen Gewicht geschichtet. Durch die Schüttelbewegung wandern die schwereren Fraktionen zu den oberen und die leichteren Fraktionen gleiten auf der schweren Schicht zu den unteren Abläufen.
Doch nicht immer sind gewünschte und unerwünschte Körner so einfach in leicht und schwer zu unterteilen. Die Neigung des Tisches, Luftstrom und Schüttelbewegung lassen zwar eine Feineinstellung zu, doch die „Mittelfraktion“ geht oft noch verloren. Der Maschinenhersteller Petkus weiß: „Die Mittelfraktion im Gewichtsausleser ist die Grauzone, in der Erlös vernichtet wird.“ Bei voller Tischauslastung muss der Luftstrom erhöht werden. Das aber hebt auch schwerere Körner an, die nach unten mit den feinen Teilen verloren gehen.
Meist wird diese Fraktion erneut über den Tisch geschickt. „Die Mittelfraktion zu rezirkulieren, würde einen extra Prozess bedeuten und wesentlich länger dauern“, sagt Dr. Khaled Raed von der Petkus-Tochter Röber Institut GmbH. Eine neuerliche mechanische Belastung führt zudem zu Kornbruch und reduzierter Keimfähigkeit
Neue Tischbespannung
Eine neue Tischbespannung sortiert zielgenauer in eine Leicht- und Schwergutfraktion und eliminiert die problematische Mittelfraktion, teilt der Konzern jetzt mit. Eine zickzack-förmige Rippenkonstruktion (middlings excluded) erhöht die Trennkraft im letzten Drittel des Tisches. Spezielle Lamellen am Produkteinlass sortieren das Korn vor.
Die Rippenkonstruktion ist eine mechanische Hürde für die Körner, über die das Saatgut nach oben oder unten springt. Da der Luftstrom nicht mehr vertikal über das Deck strömt, nimmt er zwischen den Rippenflanken kanalisiert auch schweres Gut nach oben mit. Nach Petkus arbeitet das Prinzip vergleichbar wie das Lamellensieb im Mähdrescher.
Schnitt in Querrichtung durch einen Gewichtsausleser mit zickzack-förmiger Bespannung: 1 = schwere Partikel werden von den geschlossenen Rippenflanken bergauf nach links geworfen, 0 = leichte Partikel werden durch den nach rechts-oben gerichteten Luftstrom aus den perforierten Rippenflanken nach rechts gefördert. Grafik: Petkus Gruppe
Was jetzt bei der Sortierung über die Trennkante wandert ist leichtes Konsumgut, was übrig bleibt, schweres und hochwertiges Saatgut. Diese Trennkante kann je nach Leistung des Gutstroms in ihrer Höhe verändert werden.
Die vielen Einstellmöglichkeiten können als „Rezept“ digital abgespeichert werden, was während der Saison bei häufigem Fruchtwechsel die Handhabung erleichtert. Mit einem Remote-Service kann der Gewichtsausleser aus der Ferne bedient und gewartet werden.
Nach Herstellerangaben eignet sich der neue Gewichtsausleser für Getreide, Mais, Feinsaaten, Hülsenfrüchte, Öl- und Grassaaten, für die Abtrennung von Verunreinigungen bei Linsen, Erbsen, Bohnen, Kaffee, Erd- und Haselnüssen oder Mandeln in der Lebensmitteltechnologie.
Zusätzlicher Erlös
Die Leistung liegt um 20 Prozent niedriger als bei den üblichen Standardgeräten. Doch die bessere Trennung erhöht den Gewinn. Bei einem durchschnittlichen Handelspreis für Weizensaatgut für die Schwerfraktion als Saatware und bei einem durchschnittlichen Weizenpreis an der MATIF für die leichte Konsumware erhöht sich der Handelsanteil durch die neue Technik um 18 Prozent. Bei 2.000 Tonnen Weizen könnten nach Herstellerangaben 140.000 Euro mehr Erlös erzielt werden. Die Reinheit im Schwergut liegt bei 99,3 Prozent.
Roland Krieg; Grafik: Petkus-Gruppe