Hohe Düngerpreise zum Teil selbst verschuldet

Landwirtschaft

Hohe Preise generieren Ideen für mehr Unabhängigkeit

Michael Scannel von der Generaldirektion Agrar fasste am Dienstag die Situation auf den Agrarmärkten zusammen. Die hohen Erzeugerpreise sind ein Ausdruck der weltweiten Knappheit. Die steigenden Preise bei den Betriebsmitteln, wie die Düngerpreise sind ein Ergebnis der steigenden Energiepreise. Über Futtermittel spielen die hohen Preise auch auf den viehhaltenden Betrieben eine gewichtige Rolle. Die hohen Energiepreise gefährden den Wiederaufbau nach der Pandemie. Die Gaspreise haben einen großen Kostenanteil bei der Produktion von Stickstoffdünger und die EU ist bei Gas überwiegend von Importen aus Russland abhängig.

Es ist ein Puzzel aus Zusammenhängen entstanden, das auf den europäischen Betrieben bis nach Brüssel für sehr viel Aufregung sorgt [1]. Die Runde geht weiter. Am Ende der Woche treffen sich die Energieminister erneut, der Europäische Rat hat in seiner Dezembersitzung das Thema erneut auf der Agenda. Die Kommission hat bereits Vorschläge für Lösungen aus der Preiskrise gemacht. Nach Scannel beobachtet die Kommission aber auch den Düngemittelmarkt, ob dort kartellrechtlich nicht widriger Nutzen gezogen wird. Die ganze Welt sitzt im gleichen Boot. Russland und China haben ihre Exporte an Stickstoffdünger reduziert, Belarus ist bei Kali wegen der der Sanktionen nachgezogen. Solange die Erzeugerpreise so hoch bleiben, können sie die Mehraufwände kompensieren, erklärte Scannel.

Die Kommission prüft derzeit die Aussetzung der Antidumpingzölle auf Stickstoffimporte. Scannel aber macht wenig Hoffnung. Bei Preisen von 700 bis 900 Euro je Tonne, hätte die Streichung von 42 Euro Strafzoll kaum entscheidende Wirkung auf die Preiskurve.

Es geht vielmehr ans Eingemachte. Scannel verweist wie die Liberale Ulrike Müller und der Grüne Martin Häusling auf die Einsparoffensive im Green Deal und der Strategie „From-Farm-to-Fork“. Die hohen Preise lenken die Gedanken auf einen grundlegenden Wandel innerhalb der EU. Es werde auch im nächsten Jahr ausreichend Brot geben, erklärte Scannel. Meldungen, es gebe nicht genug Brotgetreide seien Alarmismus. Thomas Waitz von den österreichischen Grünen sagte, die EU könne sich auch rein ökologisch selbst ernähren.

Vielmehr stehen die Abhängigkeiten auf dem Prüfstand. Mehr Eigenversorgung bei erneuerbaren Energien mache unabhängig von Energieimporten und weniger Düngung erfülle die Ziele im Green Deal.

Lesestoff:

[1] Mit den Energiepreisen in die Sackgasse: https://herd-und-hof.de/handel-/europaeischer-rat-wenig-energiegeladen.html

Roland Krieg

© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html

Zurück