Honignachrichten

Landwirtschaft

Was hilft gegen die Varroa-Milbe?

> ?Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.? Albert Einstein hat diesen Satz 1949 geprägt.
In der Tat, die Biene leidet immens unter einem erst gegen 1977 eingeschleppten Parasiten aus Asien: Die Varroa-Milbe. Zu Forschungszwecken wurden asiatische Bienen in die Bundesrepublik geholt und unbemerkt die kleinen Milben, die sich fortan über ganz Europa ausbreiteten. Die europäischen Bienen hatten diesem Parasiten nichts entgegenzusetzen und in ganzen Landstrichen verendeten die Völker. Sperrbezirke wurden eingerichtet, Völker zusammen mit ihrem Wanderwagen an Ort und Stelle verbrannt ? und doch rechnet der Imker noch heute jährlich mit 10 Prozent Verlust. Auch trotz chemischer Keule. Das meist eingesetzte Mittel ist Bayvarol, ein Pyrethroid, gegen das die Milben im Zeitverlauf allerdings auch resistent werden. Folgen der Chemie sind gerade in importierten Honigen immer wieder zu finden.
Deswegen gibt es bereits seit längerem Versuche mit Alternativen, wie der Ameisensäure, die auch ein natürlicher Bestandteil des Honigs ist. Nach dem Abschleudern im Juli und August ist die beste Zeit der Anwendung. Die Ameisensäure wird dabei auf einen Schwarm aufgetragen und zum Verdunsten in den Bienenstock gelegt.
Problematisch erscheint, dass es zwischen Biene und Milbe kein stabiles Parasit-Wirt-Gleichgewicht zu geben scheint, wie es bei den asiatischen Bienen der Fall ist. Zwischen 1999 und 2002 unternahm Dr. Peter Rosenkranz von der Universität Hohenheim auf der Ostseeinsel Gotland einen Selektionsversuch. Verschiedene europäische Bienenrassen mit einem dreiprozentigen Milbenbefall wurden ausgesetzt und extensiv bearbeitet. Zu Beginn gingen nur zwei von fast 150 Völkern durch die Milbe ein. 2002 hingegen überlebten nur 27 der eingewinterten 118 Bienenvölkern. Das Ergebnis ist nicht nachhaltig: Der bisherige Verlauf bestätigt frühere Erfahrungen, nach denen Bienenvölker 3 bis 5 Jahre nach einer Infektion mit Varroa-Milben eingehen.

Zucht resistenter Völker
Langfristig erfolgreich scheint nur die Zucht resistenter Völker zu sein. Bei langsamer Verbreitung der Milbe hätten die Bienen Zeit gehabt, sich auf den Parasiten einzustellen, erklärt Albrecht Stoß vom Landesverband der Thüringer Imker. In der Region Gehlberg soll das nun nachgeholt werden. Dort wird bereits seit 1911 eine Zone bereitgehalten, die praktisch bienenfrei ist. Hier könne ohne Wildgene Bienenvölker neu gezüchtet werden. Bienenvölker, die sich in den vergangenen Jahren als besonders wehrhaft gegenüber der Varroa-Milbe erwiesen haben, werden jetzt aufgestellt. Über die Begattung von Bienenköniginnen aus ganz Deutschland soll ihr Erbgut dann möglichst rasch vermehrt werden. Der Imker rechnet damit, dass erste dauerhafte Erfolge in 30 Jahren zu erzielen sind.

Heimischer Honig hat es schwer
Varroaresistente Völker sind auch dringend notwendig, denn momentan stammen nur 20 Prozent des Honigs aus Deutschland. Aber auch das Wetter mit starken Regenfällen haben den Bienen in diesem Jahr zugesetzt. Da die Tiere bei solchen Witterungsverhältnissen ihren Stock kaum verlassen konnten, stand den Insekten im Sommer nur wenig Nahrung zur Verfügung, erklärt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Nur die Frühjahrstracht brachte bis zu 35 kg Honig pro Volk.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es rund 20.000 Bienenvölker. Diese zu halten ist angesichts einer älter werdenden Imkerschaft schwierig, so Agrarminister Dr. Till Backhaus. Die Imker haben Nachwuchsprobleme: ?Bei den Jungimkern runden wir das Anreizprogramm ab und fördern auch die Anschaffung von Bienenvölkern und Imkereimaterial - im Übrigen aus reinen Landesmitteln - mit bis zu 50 Prozent?, heißt es im Ministerium.

Für Kleinproduzenten in der Dritten Welt ist Honig ein geeignetes ?Diversifizierungsprodukt", das beispielsweise neben Kaffee oder Baumwolle zusätzliche Erlöse ermöglicht, ohne nennenswerte Bodenfläche zu beanspruchen. Der faire Handel weist darauf hin, dass . Honig von Fedecocagua, einem Verband von kaffeeproduzierenden Kleinbauern aus Guatemala oder Lacandona-Honig aus dem Chiapas in Mexiko bereits seit 1979 im Handel ist. Wo sich in ihrer Nähe ein Geschäft für Produkte aus dem fairen Welthandel befindet können Sie unter www.oeko-fair.de nachschauen.

VLE

Zurück