HU Berlin mit neuem Pilz
Landwirtschaft
Ökologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus
>Die Humboldt Universität in Berlin stellt täglich auf der Grünen Woche in Berlin ihre neuesten Forschungen im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau vor. In der Halle 3.2 am Stand 106 sprach Herd-und-Hof.de mit Sandra Lerche über ihre Forschungsarbeit über den "Insektenpathogenen Pilz "Verticillium Lecanii" gegen die kalifornische Blütenthrips".Das ist ein Pflanzensaft saugendes Insekt, dass überwiegend Blätter befällt, die ein großes Transpirationsvolumen aufweisen. Diese Auswahl führt ihm die meisten Nährstoffe zu. Unglücklicherweise stehen auf diesem Speiseplan auch Gurken und Paprika, weswegen der Blütenthrips in Gewächshäusern enorme Schäden anrichtet. Zusammen mit der Verpackung werden die Blütenthripse weltweit verteilt und gelten als Quarantäneschädling - das heißt, Ware wird beim Handel besonders kontrolliert.
Schwierige Bekämpfung
Die vorhandenen chemischen Präparate gegen den unerwünschten Sauger zeigen nicht die erhoffte Wirkung, weil der Blütenthrips versteckt in den Knospen und Blattansätzen sitzt. Zudem weist er eine sehr hohe Reproduktionsrate auf, weswegen, so Sandra Lerche, er schnell Resistenzen gegen die chemischen Mittel entwickeln kann. Das Gewächshaus, dass den Menschen ganzjährig Lebensmittel zur Verfügung stellen kann, funktioniert wegen seiner guten und standardisierten klimatischen Wachstumsbedingungen. Allerdings gilt das auch für Schadinsekten. Die biologischen Gegenspieler hingegen haben mitunter ihre Probleme. Die Raubmilbe kann gegen den Blütenthrips eingesetzt werden, findet auch ausgezeichnete Temperatur und Feuchtigkeitsbedingungen, kann sich allerdings nicht an die Photoperiode anpassen. Das bedeutet, dass die Raubmilbe bei den kürzer werdenden Tagen im Winter nicht mehr optimal ?auf Beutezug geht?.
Pilz mit überraschend hoher Effektivität
Warum also nicht die Schädlinge mit einem Pilz infizieren und auf diese weise unschädlich machen? Der Verticillium Lecanii sieht als Mycel aus, wie man sich einen klassischen Pilz vorstellt. Weiß, watteweich und strahlenförmig auf dem Nährboden ausgebreitet. Der Pilz kann mit der vorhandenen Spritztechnik leicht ausgebracht werden und beginnt sein Entwicklung erst auf dem Tier. Sandra Lerche unterscheidet dazu einmal die parasitische Phase, wenn der Pilz auf dem Tier keimt, einwächst und sich vermehrt. Der Blutkreislauf und die Atmung werden gestört und die Blütenthrips stirbt. Danach beginnt der Pilz mit seiner sakrophytischen Phase und streckt sein Mycel nach außen. An den Strangenden des flachen Geflechtes bilden sich neue Sporen und warten auf neue Thripse.
Neueste Erkenntnisse
Die Sporen werden nicht über den Wind im Gewächshaus auf neue Tiere verbreitet, sondern von Tier zu Tier. Krabbeln gesunde Tiere über die Kadaver ihrer Artgenossen, dann infizieren sie sich. Die Arbeit von Sandra Lerche hat aber auch gezeigt, dass vereinzelt schon Sporen aktiv sein können, wenn die Thripse noch lebt. Der entscheidendste Parameter ist dabei die Luftfeuchtigkeit.
So weist der Pilz eine außerordentliche Effektivität bei der Blütenthrips-Bekämpfung auf. Vereinzelt bieten Holländer schon vergleichbare Präparate an, die aber nur gegen Blattläuse und Weiße Fliege wirken. Der Verticillium Lecanii hingegen wirkt am Besten. Zur Zeit befindet sich das Projekt in der Risikobewertung, bevor es auf den Markt kommt. Ganz in ferner Zukunft, könnte sogar ein Patent herausspringen.
Die Diplomarbeit entstand am Institut der Gartenbauwissenschaften der HU Berlin im Fachgebeit Phytomedizin. Der Fachbereich hat in Dahlem ein neues Gewächshaus eingerichtet.
Roland Krieg
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