Hühner reisen mobil übers Grün

Landwirtschaft

Das Hühnermobil für die Freilandhaltung

Das Huhn ist ein Vogel, der das weite Freie meidet. Dennoch ist es gern an der frischen Luft und nimmt zehn Prozent seines Körpergewichtes an Grünfutter auf. Für ein einzelnes Huhn ist es wenig, aber im Vergleich zur Kuh der gleiche Prozentsatz.
Hühnerhaltung im Freien ist die freundlichste Haltung, die bei Verbrauchern auch am beliebtesten ist. Sie ist aber auch die Haltung, die nach Wegfall der Käfighaltung am wenigsten realisiert wird und zuletzt sogar rückläufig ist. Die Haltung ist anspruchsvoll, induziert den Betrieben einiges an Problemen: Verschlammte Ausläufe, infizierte Tiere, Umweltprobleme mit hohen Nährstoffeinträgen und fehlendes Grünfutter. Iris Weiland aus dem hessischen Bad Sooden-Allendorf hat daher den Stallbau vom Auslauf her neu gedacht.

Hühnermobil 225

Herausgekommen ist eine verzinkte Kantblechkonstruktion mit oberem Warmbereich und unterem Kaltscharrraum. Holzsitzstangen und Firstbelüftung, Mistband über einem Kunststoffgitterlaufboden und Fuchsschutz. Vor allem ist der Stall mobil: Ein Umsetzen soll nicht länger als 15 Minuten dauern und mit einem kleinen Traktor zwischen 60 und 100 PS bewerkstelligt werden können. Je nach gewünschter Mobilstall-Größe für 225, 800 oder 1.200 Legehennen. Deswegen hat der mobile Stall eine geschlossene Bodenplatte und nimmt die trockene Einstreu mit.
Die Konstruktion ist praxistauglich auf die Bedürfnisse der Betriebe angepasst und sichert zweitens den Tieren eine maximale artgerechte Haltung zu.

Die Tiere haben einen Rückzugsraum, leben auf Grünland und haben viel Platz. Beim kleinen Modell müssen die Bauern mit einem Flächenbedarf von 15 bis 40 Quadratmeter pro Huhn rechnen, ist aber von den Witterungs- und Bodenverhältnissen abhängig. Diese bestimmen den Vegetationsaufwuchs und daher die Futtergrundlage. Für einen kleinen Stall wird eine Gesamtbeweidungsfläche von bis zu einem Hektar ausgegangen. Wird der Stall alle 14 bis 20 Tage weitergesetzt, dauert es zwei bis drei Monate, bis er wieder auf seine erste Fläche zurückkommt.
Durch diesen Clou werden die eingangs erwähnten Probleme durch Mobilität gelöst. Für das große Hühnermobil rechnet Iris Weiland mit bis zu zwei Hektar Weidefläche.

Arbeitsaufwand

Beim täglichen Eiereinsammeln werden die einzelnen Tiere noch auf ihre Gesundheit begutachtet und das Funktionieren der Tränke und Futterversorgung geprüft. Dafür müssen die Bauern 40 Minuten einplanen.
Das Abdrehen des Mistbandes, das Auffüllen des Wassertanks sowie das Versetzen des Stalles erfolgt wöchentlich, wobei der Stall auch wintertauglich ist. Dann reicht en Umsetzen im Sechs-Wochen-Takt. Für diese Arbeiten fallen etwa 45 Minuten an. Der Futtertank reicht für zwei Wochen, seine Befüllung ist in zehn Minuten erledigt. Der meiste Aufwand wird nach dem Ausstallen fällig. Dann wird das Hühnermobil gründlich gereinigt, was acht bis zehn Stunden aufwand benötigt.
Vom kleinen bis zum großen Hühnermobil fallen je Arbeitskraft zwischen 270 und 650 Arbeitszeitstunden pro Jahr an.

„Ökonomie der Transparenz“

Die Landwirte, die bislang auf das Hühnermobil zurückgreifen, können mit zehn bis zwanzig Cent Mehrerlös pro Ei rechnen. Die Kunden sind bereit, diese Preise zu zahlen. Das Hühnermobil ist durch seine Präsenz in der Landschaft den Kunden leicht darzustellen. Freilaufende Hühner, sicherer Stall – das passt zu den Kundenwünschen. „Es gibt eine Ökonomie der Transparenz“, betont Iris Weiland auf der Grünen Woche, wo das Hühnermobil in der Bio-Halle 1,2 zentral aufgestellt ist.

Hühner in der Fruchtfolge

Das Hühnermobil kann in der betrieblichen Kleegrasfruchtfolge mitrotieren und sorgt damit auch noch eine effektive Flächennutzung. Für die Nachfolgefrucht hinterlassen die Hühner um die 60 Kilo Rein-Stickstoff je Hektar, der nicht mehr gedüngt werden muss. Hochgerechnet könnte die gesamte Eierproduktion Deutschlands auf einem Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erfolgen. Das gleiche gilt für die Mast.
Das regelmäßige Versetzen erlaubt die Hühnerhaltung sogar in Wasserschutzgebieten, erklärt Weiland. Selbst im Sommer ist der letzte Standplatz noch zwei Wochen lang gut zu erkennen. Eine Kontrolle auf regelmäßiges Umsetzen also leicht möglich.
Nur das Aufstellen ist nicht so leicht. Je nach Größe des Hühnermobils müssen die Landwirte zwischen 30.000 und 160.000 Euro investieren. Rund 125 Euro je Henne. Manche Bauern finanzieren den Stall über eine Kundenbeteiligung – die kaufen dann gleich „ihre Eier“ direkt beim Bauern. Und sie brauchen in den meisten Kreisen einen Bauantrag. Wo dieser nicht zwingend erforderlich ist, muss eine Bestätigung der Genehmigungsbehörde vorliegen. Die Stallbauexpertin hält für Interessenten auch gleich die passenden Unterlagen bereit.

Roland Krieg, Fotos: roRo

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