Hunger in Ostafrika vorausgesagt
Landwirtschaft
Ostafrika: Hungerfrühwarnsysteme haben funktioniert
Die seit 60 Jahren schwerste Hungersnot in Ostafrika, die rund zehn Millionen Menschen betrifft, haben Wissenschaftler vorausgesehen. Im August 2010 haben das amerikanische Entwicklungshilfeministerium und das Famine Earley Warning Systems Network (FEWS NET) in einer ausführlichen Darstellung bereits auf die jetzige Situation hingewiesen. Chris Hillbrunner von FEWS NET beklagt, dass die politischen Entscheider nicht die notwendigen Schritte unternommen haben. Dem Wissenschaftsmagazin SciDev sagte er, dass die Experten schon im August sehr sicher waren, dass die Monate Oktober bis Dezember nur wenig Regen bringen. Auch eine zusätzliche Regenarmut für März bis Mai in diesem Jahr wurde wahrscheinlich, weswegen mehrere Warnungen herausgegeben wurden. Außerdem haben in den betroffenen Staaten mehrere Treffen stattgefunden.
La Nina
Der Ausgangspunkt, so der Bericht, ist die Beobachtung von La Nina im zentralen Pazifik gewesen, ein Wetterereignis, dem trockene Perioden in Ostafrika folgen. Auch die geringeren Frühjahrsniederschläge des Jahres 2011stehen in diesem Zusammenhang. Der Bericht weist auch aus, dass Somalia, Norosttansania, Teile Kenias und der nördliche Sudan betroffen werden könnten – die Großregion, die derzeit vom Hunger betroffen ist. Vor knapp einem Jahr wurde für weite Teile der Region ein Rückgang des Niederschlags von bis zu 50 Prozent vorhergesagt.
Nahrungsmittelvorhersage
Die gesamte Region befand sich gerade in einer
Erholungsphase nach Dürren zwischen 2007 und 2009. Danach hat es auch
überdurchschnittliche Ernten gegeben. Die Vorhersage für die Ernten ab August 2010
bis ins Jahr 2011 hinein fiel auf Grund der Wetterprognosen wie folgt aus:
In Südostkenia, Somalia und Nordtansania wird es im
Februar 2011 signifikante Ernteausfälle geben. Zwischen Oktober 2010 und März
2011 werden Wasser und Grünland als Futterressourcen in bedeutenden pastoralen
Regionen knapp. In Abhängigkeit zur Heftigkeit von La Nina wird auch die
langfristige Niederschlagsvorhersage für das Jahr 2011 am Horn von Afrika
deutlich negativ ausfallen.
Steigende Preise
Die knappen Waren haben sich zwischen Juni 2010 und Juni 2011 enorm verteuert. In Somalia liegen die Dieselpreise nach Auswertungen von FEWS NET um 45 Prozent, der Preis für ein Kilogramm Sorghum um 240 Prozent höher als vor einem Jahr. In Kenia stieg der Dieselpreis um 30 Prozent, ein Kilo Mais kostet 51 Prozent mehr, in Äthiopien hat sich der Dieselpreis in zwölf Monaten verdoppelt. In der Summe wirken die Preise genau auf die sensiblen Bereiche des Transportes für Wasser und Nahrungsmittel.
Klimavoraussagen ernst nehmen
Molly Hellmuth vom Internationalen Forschungsinstitut für Klima und Gesellschaft an der Columbia Universität in den USA hat in der Juni-Ausgabe „Klima und Gesellschaft“ Wert darauf gelegt, dass die Politik bei ihrer Katastrophenhilfe mehr auf die Klimaforscher hören sollten. Vorhandene Klimadaten müssten in das Risikomanagement aufgenommen werden.
Lesestoff:
Warnende Analyse von US-Entwicklungshilfeministerium und FEWS Net im August 2010: www.fews.net/docs/Publications/La_Nina_Brief_East%20Africa_Aug_2010_final.pdf
Hellmuth, Molly, „A better climate for disaster risk management“ in Climate and Society No. 3 2011: http://portal.iri.columbia.edu/portal/server.pt?open=512&objID=1086&mode=2
Roland Krieg