26 Millionen Hektar Ökofläche
Landwirtschaft
Stetiges Wachstum weltweit
> Im sechsten Jahr präsentierten heute die IFOAM zusammen mit dem Forschungsinstitut für Biologischen Anbau (FiBL) aus der Schweiz die aktuellen Zahlen des weltweiten Ökolandbaus. Gegenüber des letzten Jahres nahm die Fläche um 9,9 Prozent auf 26.458.270 ha zu. Australien mit rund 11 Millionen Hektar, Argentinien mit 2,8 Millionen und Italien mit knapp über einer Million sind das große Ökotrio mit der meisten Einzelfläche. Obwohl Argentinien und Italien Flächenverluste in Höhe von 5,4 und 9,6 Prozent zu verzeichnen haben. Die EU bewirtschaftet rund sechs Millionen Hektar, wie Dr. Helga Willer vom FiBL zeigte. Eine sehr hohe Dynamik sei in Indien zu verzeichnen, da es starke Förderungen durch die Regierung und einen guten heimischen Markt gibt. Australien, Lateinamerika und Ozeanien exportieren überwiegend ihre Bioprodukte. Bemerkenswert sind die Zahlen, weil nur zertifizierte Flächen erfasst werden konnten. Der so genannte ?informelle Biobereich?, so Bernhard Geier vom IFOAM, taucht gar nicht erst auf. Kritisch sind die Zahlen zu würdigen, weil gerade Australien und Lateinamerika überwiegend Grünland ökologisch bewirtschaften. Aber, so Dr. Willer, aber exakte Zahlen zwischen Grün- und Ackerland sind auch aus der ansonsten gut mit Statistik versehenen Bundesrepublik nicht zu bekommen.Der Report kann auf den Seiten www.ifoam.org und www.fibl.org kostenpflichtig heruntergeladen werden.
Die Firma Organic Monitor sammelt seit fünf Jahren Zahlen und Fakten über den Handel und Verbrauch biologischer Waren. Amarjit Sahota beziffert den erfaßten Warenwert ökologischer Produkte auf 25 Milliarden US-Dollar weltweit für das Jahr 2003. Während sich die EU eher in der Phase der Konsolidierung befindet, weise die USA ein gesundes Wachstum auf und Asien, allen voran Japan, China und Taiwan, eine breite und starke Nachfrage nach Bioprodukten. Nur in Fernost wird noch der größte Teil über spezialisierte Fachmärkte vertrieben. In den USA und Westeuropa haben die Supermärkte die Vormachtstellung übernommen.
Ein heikles Thema sind die Zertifizierungen, die es weltweit in verschiedenen Ausprägungen gibt. Beate Huber vom FiBL verglich das amerikanische National Organic Program (NOP) , individuelle Ansätze einzelner Länder und die EU-Ökoverordnung 2092/91 sowie ISO 65. Die Amerikaner lassen praktisch nichts anders als NOP zertifizierte Waren in das Land. Die Europäer haben Ausnahmen in einer Drittländer-Liste zusammen gefaßt. Zertifizierungen dienen, so Beate Huber im Gespräch mit Herd-und-Hof.de, dem Vertrauen der Verbraucher. Anfang der 1980er Jahre haben die Verbände in Deutschland selbst kontrolliert und die Regelungen mit den hohen administrativen Aufwänden für die Bauern gab es noch gar nicht. Insgesamt seine Zertifikate auch weltweit positiv zu sehen, auch wenn sie ein Handelshemmnis für einen regionalen Marktzugang darstellen könnten, oder gerade für den internationalen Handel. Der nicht zertifizierte Betrieb produziere weltweit nur für den regionalen Markt, so dass seine Produkte gar nicht erst wirklich in den Handel gelangen.
Ökolandbau für die Armutsbekämpfung?
Das Thema Zertifikate ist auch ein großes Kapitel in der auf der BioFach vorgestellten neuen Studie ?Ökologischer Landbau ? Ein Beitrag zur nachhaltigen Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern??. Die Studie wurde vom ökologischen Anbauverband Naturland in Kooperation mit Misereor und dem Naturschutzbund (NABU) erstellt. Ausführlich behandelt die Studie, welche Rolle der Ökolandbau bei der Ernährungssicherung einnehmen kann und welche Chancen Kleinbauern haben, umzustellen: Denn ?Armut lebt auf dem Land?, so Birgit Wilhelm von Naturland. Gerade in den Entwicklungsländern gibt es eine große Anzahl Bauern, die Biolandbau per Zufall betreiben, weil sie sich Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel gar nicht erst leisten können.
Weltweit gibt es ausreichend Nahrungsmittel, um alle Menschen zu ernähren. Die Studie zeigt, dass ökologische Anbaumethoden nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch Ertragssteigerungen mit sich bringen. Natürlich sinkt der Flächenertrag der Einzelfrüchte, jedoch ist die Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden mit einer Intensivierung der Flächennutzung verbunden. Eine direkte monetäre Vergütung liegt im Einsparpotenzial für konventionelle Betriebsmittel.
Meist fehlt es den Bauern an Wissen und Beratung, die Produktion umzustellen. Florian Schöne vom NABU weist darauf hin, dass Ökolandbau alleine die Armut nicht beseitigt. Politische Rahmenbedingungen, die für den Zugang zu Land oder den Aufbau einer Infrastruktur sorgen müssen parallel umgesetzt werden.
Zertifizierungen sind dann fragwürdig, so die Studie, wenn es um die Ernährungssicherung der Armen geht oder neue Abhängigkeiten entstehen.
Herausgegeben wird die Studie vom Forum Umwelt & Entwicklung und ist unter www.forumue.de kostenfrei zu bestellen.
roRo