Illegale Königinnen in Europa

Landwirtschaft

Aethina tumida bedroht die Bienen

>Vier Jahre nach dem Verschwinden der Biene sind auch die Menschen verschwunden, prophezeite Albert Einstein 1949. Seit 1977 leiden die fleißigen Insekten unter der aus Asien eingeschleppten Varroa-Milbe. Ein weiterer Parasit der Biene ist der kleine Beutenkäfer Aethina tumida, auch Bienenstockkäfer genannt.

Madige Bedrohung
Der Bienenstockkäfer kommt aus Südafrika und wurde 1996 erstmals in den USA nachgewiesen, wie die Landwirtschaftskammer NRW berichtet. Dort hat er sich rasant ausgebreitet und seit dem alleine in Florida einen Schaden von rund 3 Millionen Dollar pro Jahr angerichtet. Die Auswirkungen auf die Vegetation durch Ausfall der Bestäubung ist nicht abzuschätzen. Der Beutenkäfer ereichte 2000 Ägypten und 2002 Australien.
Die Käfer legen ihre Eier an Orte, die von den Bienen nicht erreicht werden können. Die Weibchen legen bis zu 69 Eier pro Tag und leben mehrere Monate. Die Larven ernähren sich von Honig, Wachs und Pollen, zerstören dabei die Waben und bringen durch ihren Speichel den Honig zum Gären. Der faulig-säuerlich riechende Honig fließt dann aus den Waben heraus und die Bienen verlassen mit einem so genannten Notschwarm den Stock.
Dr. Werner Mühlen von der Landwirtschaftskammer hat bereits im März 2004 beklagt, dass die Lebensweise der Käfer weitestgehend unbekannt ist. Den Bieneninstituten sind die Hände gebunden, da keine Forschungsmittel zur Verfügung stehen und die knappe Personalsituation kaum Forschungsfreiraum gestattet. Schon vor einem Jahr beklagten die Experten das Aussterben von bundesweit rund 300.000 Völkern, weswegen 2003 etwa 40.000 Völker aus dem Ausland wieder eingeführt wurden. Die Kammer warnte bereits damals: Gelangt der Käfer über unkontrollierte Importe nach Deutschland, steht die Tradition der Imkerei in ganz Europa vor einen Zusammenbruch.

Importe aus Texas
Illegale Königinnen-Importe aus Texas brachten den Bienenstockkäfer auch nach Portugal, wo eine Ausbreitung durch das Abtöten der Völker verhindert wurde. Allerdings wurden auch rund 3.000 Königinnen zwischen April und September 2004 nach Frankreich an 116 Imker in 56 Départements verteilt, so der Verein Mellifera e.V. aus Rosenfeld, der im Internet die Kampagne www.bienenstockkaefer.de leitet.
Der französische Imkerverband "Union Nationale de l'Apiculture Francaise (U.N.A.F.) bezweifelt, dass alle Königinnen auf Käferbefall untersucht wurden. Es sollen auch Königinnen nach Luxemburg und Deutschland gelangt sein.
Der kleine Beutenkäfer ist in den USA verbreitet, aber es besteht keine Anzeigepflicht. Deshalb reicht für den Import in die EU ein Gesundheitszeugnis aus, welches bescheinigt, dass um die exportierende Imkerei im Umkreis von 30 km kein Beutenkäfer gefunden wurde. Seit dem 11.12.2003 gibt es zusätzlich ein strenges Kontrollverfahren der Versandkäfige und Begleitbienen. Erst nach der Kontrolle dürfen die Bienen ausgeliefert werden. Die U.N.A.F. bezweifelt die Seriosität der durchgeführten Kontrollen.
Die Bienenkäfer Kampagne sieht die Imker in Deutschland bedroht. Breitet der Beutenkäfer sich aus, ohne dass es eine vertretbare Bekämpfungsstrategie gibt, gäben viele Bienenzüchter auf. "Ein nicht wieder gut zu machender Strukturverlust wäre die Folge, eine flächendeckende Bienenhaltung wäre kaum noch zu erwarten." Die amerikanischen Imker halten den Parasiten mit Medikamenten in Schach, was für den Verein Mellifera keine Alternative ist: "Die Bienengesundheit darf nicht durch weitere Parasiten und Medikamente belastet werden". Die Varroa-Milbe und die gentechnisch veränderte Landwirtschaft stellen die Imker bereits ausreichend auf die Probe.
Die Kampagne fordert eine strengere Kontrolle der Importbienen und strafrechtliche Konsequenzen für illegale Importe, wie sie nach Portugal durchgeführt wurden. Landwirtschaftsministerin Renate Künast wird aufgefordert, dafür zu sorgen, dass der kleine Beutenkäfer in die Liste der relevanten Krankheiten beim Internationalen Tierseuchenamt aufgenommen wird. Nur so nehmen die Länder außerhalb Europas den Parasiten ernst. Des Weiteren fordert der Verein alle Imker auf, eine rigorosere Haltung gegenüber den Importbienen einzunehmen: "Es gibt keinen fachlichen Grund, Bienen oder Königinnen zu importieren. Züchtung und Vermehrung unserer Bienen kann auch nach schwerwiegenden Völkerverlusten aus dem europäischen Bestand erfolgen."

Bienenmonitoring in Deutschland
Das Problem der Völkerverluste will seit dem 24. Februar ein Bienenmonitoring untersuchen. Dem Monitoring gehören alle deutschen Bieneninstitute aus Celle, Freiburg, Halle, Hohenheim, Hohen Neuendorf, Kirchhain, Mayen, Münster und Veitshöchsheim an, die beiden Imkerverbände Deutscher Imkerbund und deutsche Berufs- und Erwerbsimker und wird von Bayer, BASF und Syngenta sowie dem Deutschen Bauernverband (DBV) finanziert.
In diesem Jahr werden rund 1.500 Bienenvölker untersucht, um die Ursachen für Völkerverluste herauszufinden. Auf der konstituierenden Sitzung wurden allgemeine Krankheitsuntersuchungen, Virus-, Rückstandsuntersuchungen, die Honiganalyse und die Dateneingabe besprochen. Einige Nachbarländer sollen auch einbezogen werden. Auf der nächsten Sitzung im Oktober werden die ersten Ergebnisse erwartet.

Optimistisch in die Zukunft
Brandenburgs Imker haben große Sorgen. Seit 1990 ist die Anzahl der Völker um drei Viertel auf 29.500 zurückgegangen. Auch die Reihen der Imkerschaft lichten sich und die, die sich weiterhin dem stacheligen Gewerbe widmen, werden immer älter. In Brandenburg gibt es nur noch 2.300 Imker, obwohl das Land für die Immen geradezu "ein Paradies" ist, wie Landwirtschaftsminister Dr. Dietmar Woidke betont. "Die Chancen stehen gut, sich als Imker in Brandenburg selbstständig zu machen oder dazu zu verdienen. Unbezahlt und unbezahlbar sind die positiven Wirkungen, die die Imker auch für den Naturschutz bringen". Woidke wirbt für das Handwerk mit dem ältesten Süßungsmittel heute im Rahmen der Buchvorstellung "Imkerei - Schritt für Schritt". Geschrieben hat es Prof. Kaspar Bienefeld, Chef des Länderinstituts für Bienenkunde im oberhavelländischen Hohen Neuendorf. Um den Nachwuchs für die Imkerei zu interessieren legte der Experte Wert auf leicht verständliche Beschreibungen und Unterhaltung. Fotos und Zeichnungen sollen den Einstieg in das süße Gewerbe erleichtern. Das Werk hat 96 Seiten Umfang, kostet 14,95 € und heißt "Imkern Schritt für Schritt - Für Einsteiger und Jungimker" (ISBN: 3-440-09751-X).

VLE

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