Impfen statt Töten?
Landwirtschaft
Experten legen Empfehlungen zur Bekämpfung vor
Zuletzt haben im Rahmen der Seuchenbekämpfung die hohen Zahlen getöteter Enten in Bayern für öffentliche Unruhe gesorgt. In Großbritannien wurden 2001 bei der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche etwa sechs Millionen Tiere getötet. Der wirtschaftliche Schaden wird auf 13 Milliarden Euro geschätzt. Während der Bekämpfung der klassischen Schweinepest wurden in den letzten 15 Jahren nahezu 20 Millionen Schweine getötet, was mit einem Schaden von rund sechs Milliarden Euro verrechnet wird. Bauernverbände und Öffentlichkeit verstehen die Bekämpfungsstrategie, gesunde Tiere innerhalb eines Radius um den Erkrankungsherd herum zu töten, immer weniger.
Markerimpfstoffe einführen
Wissenschaftler, Experten der Veterinärverwaltung, Vertreter der Bauernverbände und der Fleischindustrie haben Ende September im Rahmen einer Koordinierungsmaßnahme für klassische Schweinepest innerhalb des Forschungsrahmenprogramms der EU über eine Änderung der Seuchenpolitik getagt.
Die Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover sieht Einigkeit bei den Experten, Markerimpfstoffe und neue hoch sensitive Tests auf ihren Einsatz hin zu überprüfen. Für die Industrie sollen Anreize geschaffen werden, neuen Markerimpfstoffe zur Marktreife zu führen. Sollte eine Änderung der Seuchenstrategie vorgenommen werden, dann sollten zuvor in einer wissenschaftlichen Risikoanalyse die derzeitigen Bekämpfungsoptionen miteinander verglichen werden. Dazu gehört auch, die Unsicherheit beim Handel mit geimpften Tieren zu beseitigen.
Die europäische Tierseuchengesetzgebung sieht zwar auch die Notimpfung vor, von der allerdings bislang noch nie Gebrauch gemacht wurde:
1. Eine Impfung mit herkömmlichen Impfstoff erlaubt keine labordiagnostische Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren. Daher sind geimpfte Tiere und ihre Produkte vom europaweiten Handel ausgeschlossen. Ein ruinöser Preisverfall wäre die Folge.
2. Obwohl nach europäischem Recht Markerimpfstoffe eingesetzt werden könnten, und so geimpfte von infizierten Tieren unterschieden werden können, und obwohl die Produkte dieser Tiere unter bestimmten Bedingungen europaweit handelbar wären, besteht hinsichtlich der Akzeptanz dieser Produkte bei europäischen und insbesondere außereuropäischen Handelspartnern eine große Skepsis.
Daher fasst die TiHo Hannover als Resümee der Tagung zusammen, dass Vertrauen und Transparenz Schlüsselfunktionen in der Seuchenbekämpfung sind.
roRo