In Großbritannien geht der Ökolandbau zurück

Landwirtschaft

Schaffen die Millennials in London die Trendwende?

Im letzten Jahr wies Großbritannien 517.000 Hektar Ökofläche aus. Das ist zwar ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber insgesamt ein Minus von 30 Prozent gegenüber dem Spitzenjahr 2008. Damals gab es mehr als 710.000 Ha Ökofläche.

Nahezu zwei Drittel der Ökofläche sind der aktuellen Statistik des Agrarministeriums nach Grünland und nur sieben Prozent wird mit Getreide angebaut. Mit 58 Prozent liegt die meiste Ökofläche in England. 6.600 Ökobetriebe bewirtschaften die Flächen, was einem Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gegenüber 2008 ist die Zahl der Ökobauern um 34 Prozent gesunken, die Zahl der Verarbeiter hat leicht zugenommen.

Der Anbau folgt nicht dem Käufertrend. Mehr Konsumenten als bislang suchen nach Roger Kerr, dem Geschäftsführer des britischen Ökoverbandes, Öko-Lebensmittel. Es werden mehr britische Umsteller, vor allem für den Ackerbau gesucht. Das meiste Grünland wird zudem von Schafen beweidet. Damit droht absehbar selbst bei Milchfutter ein Engpass mit Ökogras. Jährlich müssen nach Angaben der Soil Association rund 160.000 Tonnen Ökofutter importiert werden. Kerr fordert die britische Regierung zu mehr Unterstützung des Ökolandbaus auf. Die Soil Association will ebenfalls den Ökolandbau in der Post-Brexit-Ära stärker berücksichtigt wissen. Die neue Generation von „Millennials“ treibe den Wiederaufstieg der ökologischen Produktion voran. Im Jahr 2016 haben die britischen Konsumenten mehr als 1,73 Millionen britische Pfund pro Woche für Ökolebensmittel ausgegeben. Am stärksten wuchs der Markt für Catering um 15 Prozent.

Der Grund für den harten Rückgang des Ökolandbaus lag in der Unwirtschaftlichkeit. Für die Milchproduktion war der rasante Anstieg der Futterkosten dauerhaft nicht mehr tragbar. Betriebe mit 60 Milchkühen, die rückumgestellt hatten, sparten plötzlich 1.200 britische Pfund im Monat. Offenbar kam die Kommunikationsstrategie gegenüber den Kunden nicht an. Und es fehlte an finanzieller Unterstützung durch die Agrarpolitik. Der „Crash“ im Ökolandbau traf die Ökobauern direkt nach der Finanzkrise. Vor allem Fläche, die sich in der Umstellung befand, wurde wieder zurückumgestellt. Den Mangel an ökologischer Umstellungsfläche  im Getreideanbau führen Umstellungswillige auf die Problemverunkrautung britischer Betriebe zurück. Sie geben dem konventionellen Landbau die Schuld. Ohne chemischen Pflanzenschutz würden Landwirte dem Problem nicht mehr Herr. Doch warum so viele Betriebe den Ökolandbau aufgaben, haben weder Soil Association noch die britische Regierung untersucht. Es mangelt an Daten und lässt daher eine Zukunftsstrategie vermissen.

Hoffnung setzt die Branche auf den allgemeinen grünen Lebensstil, der sich vor allem in London durchsetzt.

Roland Krieg

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