Indische Hühner
Landwirtschaft
Putenfleisch liegt im Trend
> Da lange Zeit der Glaube bestand, dass Kolumbus 1492 Westindien entdeckt hatte, bezeichneten die Spanier die gezähmten Truthühner am Hof des Aztekenherrschers "Indische Hühner". So brachten sie diese 1520 erstmals über den Atlantik nach Europa. Gut zehn Jahre später gab es auch in Deutschland bereits die ersten Puten. Allerdings war dieses Geflügel noch sehr rar und daher kostbar. Noch 1557 bestimmte der Rat von Venedig, auf welcher Festtafel die "Indischen Hühner" verspeist werden durften. Ein langer Weg bis zu den durchschnittlich 17 kg pro Kopf, die heutzutage in der Bundesrepublik verzehrt werden. Aber Geflügelfleisch liegt seit der BSE-Krise weiterhin im Trend und gilt auf Grillpartys bereits als Klassiker.
Bundesweit werden jährlich rund 9 Millionen Puten gemästet, von denen allerdings nur rund zwei Prozent aus biologischer Haltung stammen, wie Bioland kürzlich beklagte und die Pute als Biotier des Monats Juni kürte.
Denn unumstritten ist die Putenhaltung nicht:
Industrieputen
Als Folge steigender Beliebtheit werden schnell wachsende Rassen in der konventionellen Mast eingesetzt und präventiv Antibiotika verabreicht, wie Bioland beklagt. Seit 1999 gibt es zwar eine "Freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen" der Landwirtschaftsministerien und der Geflügelwirtschaft , jedoch teilen sich in der Endmast immer noch vier Puten eine Stallfläche von einem Quadratmeter. Da Puten einen leicht aufbrausenden Charakter haben und in der Tat bei engen Stallverhältnissen "puterrot aufeinander los gehen können, wird ihnen frühzeitig der Schnabel gekürzt. Danach jedoch können die Tiere ihr Gefieder nicht mehr richtig pflegen und haben Probleme bei der Futteraufnahme. Der in Deutschland am häufigsten gehaltene Putenrasse "B.U.T. Big 6 Pute" schwellen die fleischliefernden Muskeln so stark an, dass ihr Skelett diese Last nicht mehr tragen kann. Die Tiere leiden an verbogenen Beinen und Gehbehinderungen und sind nicht mehr in der Lage, aufrecht zu stehen oder auf Sitzstangen Platz zu nehmen. Daher kommt Bioland zu dem Schluss, dass Puten Biobauern wählen würden:
Bio-Puten geht es besser
Puten sind anspruchsvoll und ihr Wesen ist oft widersprüchlich: Sie benötigen stets trockene, saubere sowie gut belüftete Ställe und Ausläufe. Bioputenhalter sorgen daher für ein großzügiges Platz- und Beschäftigungsangebot. Zwei ausgewachsenen Puten steht eine Stallfläche von weit mehr als einem Quadratmeter zur Verfügung - hinzu kommen ein überdachter Schlechtwetterauslauf für "Schmuddelwetter" und ein Grünauslauf.
In Bioland-Ställen sind zudem Sitzstangen vorgeschrieben. Dort können ranghöhere Tiere aufsitzen und die schwächeren können problemlos ausweichen. Beim Aufsitzen wird das Bauchgefieder gut belüftet; die Tiere leiden weniger unter schmerzhaften Brustblasen und Druckstellen an den Fußballen und nicht zuletzt bleiben die Fußballen trocken und sauber. Dies verringert das Infektionsrisiko. Auch im Grünauslauf ist Komfort angesagt: Bäume, Sträucher, Unterstände bieten Schatten und Sichtschutz vor Füchsen, Mardern und Habichten. Mit Lockfutter werden die Tiere zur Nutzung des gesamten Außenbereiches angeregt.
Bioputen werden überwiegend mit Weizen, Erbsen und Ackerbohnen gefüttert - allesamt aus regionalen Bioanbau. Im Freien fressen sie Gras, das reichlich Eisen enthält. Dies trägt zu ihrer intensiven Fleischfarbe bei. Bioputenhalter entscheiden sich in der Regel für langsam wachsende Tiere mit einem geringeren Mastgewicht, die nicht auf Hochleistung gezüchtet und somit für die Freilandhaltung geeignet sind. Denn dank ihres ausgewogenen Knochen-Fleisch-Verhältnisses können sie problemlos laufen und auf Sitzstangen auffliegen. Wenn keine langsam wachsenden Puten verfügbar sind, dürfen - bei Bioland nur per Ausnahmegenehmigung - auch andere Rassen eingesetzt werden. All dies wirkt sich positiv auf die Fleischqualität aus: Bio-Putenfleisch ist fest, saftig und schmackhaft.
Noch steckt die biologische Putenhaltung in den Kinderschuhen und ist für die Zuchtunternehmen wenig bedeutend. Für Bioputenhalter liegt die Herausforderung also darin, geeignete Zuchtlinien und ein eigenes Know-how zu entwickeln. Mehr Details zum Unterschied gegenüber der konventionellen Mast finden Sie unter www.biotiere.de.
Bio muss nicht teuer sein
Unter www.oekolandbau.de finden sie auch aktuelle Geflügelrezepte, wie beispielsweise Putengeschnetzeltes mit Ananas. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) hat dafür begleitend einmal ausgerechnet, dass Putenfleisch, Reis und Ananas aus ökologischem Anbau lediglich mit 3,07 Euro pro Portion zu Buche schlägt. Aus konventionellen Bestandteilen kostet die Portion 2,00 Euro. Die 800 g Putenschnitzel für vier Personen kosten konventionell 6,60 Euro, und ökologisch 8,60 Euro. Auch in Zeiten knapper Kassen ein erschwingliches Vergnügen.
VLE