Insektensterben: Die Rolle des Lichtes
Landwirtschaft
Auch LED reduzieren die Zahl der Insekten
Im vergangenen Jahr hat das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag (TAB) einen Bericht über die Lichtverschmutzung herausgebracht und das Thema Insektensterben „neu beleuchtet“. Jede Straßenlaterne zieht Tausend Insekten pro Nacht an, die bis zur totalen Erschöpfung der Lichtquelle entgegen fliegen [1].
Der Umstieg auf LED-Leuchten spart bei Konsumenten zwar Strom, ist aber für Nachtfalter keine Verbesserung. Lichtverschmutzung steigt weltweit an und hat eine große Bandbreite an negativen Effekten auf Insekten. Der Lebenszyklus wird gestört, die Tiere erreichen das Erwachsenenstadium nicht, das Verhältnis zwischen Räuber und Beute verändert sich und die Generationenfolge wird gestört. Am Ende stört Licht auch die Bestäubung. Unklar ist nach Douglas Boyes, ob Licht eine indirekte oder direkte Auswirkung auf die Bestäubungsleistung hat. Der Ökologe vom UK Centre für Ökologie und Hydrologie hat in einer neuen Arbeit auch über die Lichtverschmutzung von LED-Leuchten geschrieben [2].
Der neue Trend zu LED-Leuchtmittel wurde bislang noch wenig untersucht. Weißleuchtende Birnen scheinen aber einen noch größeren Effekt auf Insekten auszuüben, als bisherige Glühbirnen. Erste Ergebnisse zeigen, dass LED-Lampen mit einem höheren Anteil an gelbem Licht Insekten weniger stören.
Die Überprüfung von Straßenlicht im Süden von England hat hohe Effekte hervorgebracht. Zum einen hat die nächtliche Beleuchtung Wildinsekten in Hecken um 47 Prozent, auf Grünland um 33 Prozent reduziert. Die Tiere werden nicht nur während einer, sondern bei allen Entwicklungsstadien, gehemmt. Zum anderen locken LED-Lampen nahezu die gleiche Anzahl an Insekten wie herkömmliche Beleuchtung an. Für Nachtfalter waren sie sogar attraktiver.
Als zusätzliche Nebeneffekte vermuten die Wissenschaftler ein Ansteigen von Parasiten in beleuchteten Regionen, die auf Wildinsektenpopulationen negativ wirken. Es gibt auch Hinweise, dass Pflanzen über das Dauerlicht als Nahungspflanze an Wert verlieren.
Die Studie ist keine repräsentative und gilt nur an dem Ort der Versuche. Zudem ist offen, ob sich die ungewünschten Ergebnisse auf größere Regionen übertragen lassen. Etwa 1,1 Prozent der Region entlang der Versuchsstrecke wird direkt beleuchtet. In Vororten sind mehr als 15 Prozent der Natur beleuchtet. Beim Ackerland sind es lediglich 0,23 Prozent, bei Wald 0,68 Prozent, die direkt angeleuchtet werden. Langfristig habe der Effekt der Lichtverschmutzung einen nur geringen Effekt auf die Population von Nachtfaltern – aber lokal kann der Effekt sehr groß sein. Generell werde mit zunehmender Nachtbeleuchtung weltweit der Effekt immer größer. Das gilt wohl auch für LED-Lampen, für dessen Auswirkungen meist Effekte auf Wirbeltiere, wie Fledermäuse beschrieben sind. Es fehlen auch noch Betrachtungen auf die Nahrungskette insgesamt, wenn lokal die Zahl der Wildinsekten zurückgeht.
Immerhin: LED-Leuchten können mit verschiedenen Lichtanteile gegenüber herkömmlichen Lampen so modifiziert werden, dass die ihre negativen Effekte auf Insekten verringern.
Lesestoff:
[1] Es werde Licht: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/es-werde-licht.html
[2] Boyes, D: Street Lighting has detrimental impacts on local insect population: in: Sciences Advances 25. August 2021 Vol 7, no. 35 DOI: 10:1126/sciadv.abi8322
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