Intelligent bewässern

Landwirtschaft

Bewässerungsprojekt in Brandenburg

Beregnung

Das Brandenburger Landwirtschaftsministerium stellt regelmäßig ein Förderprojekt in den Mittelpunkt, das aus dem Agrarfonds ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes) unterstützt wird. Das Projekt des Monats Oktober zeigt, wie eine automatisierte Bewässerung auf Teilflächen erprobt und für den Praxiseinsatz einer Rentabilitätsbetrachtung unterzogen wird.

Dem außergewöhnlich heißen Sommer 2018 ging bereits ein äußerst warmer Frühling mit sehr geringen Niederschlägen voraus. Brandenburg zählt ohnehin zu den klimaempfindlichsten Regionen Mitteleuropas. Bereits in Normaljahren sind Ertrag und Qualität landwirtschaftlicher Produkte stark vom Wasserangebot abhängig. Ganz besonders gilt das für den Anbau von Sonderkulturen, Feldgemüse und Hackfrüchten, die bewässert werden müssen.

Die bislang genutzten Technologien sorgen für eine gleichmäßige und ausreichende Bewässerung des Gesamtschlags, ohne eine Über- und Unterversorgung einzelner Teilflächen verhindern zu können. Das geht einher mit einem Mehrverbrauch an Wasser und Energie. Negative Umweltauswirkungen wie Bodenerosion oder erhöhte Nährstoffausträge können ebenfalls die Folge sein.

Im Rahmen des EIP-Agri-Projektes „Precision Irrigation“ wird seit 2016 eine anwenderfreundliche Systemlösung erprobt, die eine teilflächenspezifische und bedarfsgerechte Präzisions-Bewässerung ermöglichen soll. Dabei wird sowohl über ein Bodenfeuchtemodell als auch über Infrarot-Thermografie (berührungslose Messung der Pflanzentemperatur) der aktuelle Wasserversorgungszustand der Ackerkulturen ermittelt.  Ziel soll es sein, situativ und weitgehend automatisch gesteuerte Bewässerungsanlagen und ein darauf abgestimmtes Bewässerungsmanagement zu erreichen.

Dafür wird von 2016 bis 2019 das Zusammenwirken aller sensorischen, informations­technischen und mechanischen Systemkomponenten unter Praxisbedingungen getestet und einer Rentabilitätsbetrachtung unterzogen. In Gefäßversuchen sowie auf bewässerten Ackerschlägen bei Testbetrieben in Altdöbern und Wernikow wird die Ermittlung des Wasserbedarfs verschiedener Pflanzenkulturen mit Hilfe von Infrarot-Thermografie erprobt. Anschließend werden Algorithmen zur Umwandlung der thermografischen Signale in teilflächenspezifische Bewässerungsinformationen entwickelt. Mit diesen präzisen Informationen werden schließlich die Düsen von Großberegnungsmaschinen automatisch angesteuert.

Im Ausnahmesommer 2018  mussten die landwirtschaftlichen Praxispartner aufgrund der hohen Wasserdefizite fast rund um die Uhr bewässern. Am Standort Dahlhausen etwa wurde von Mai bis Juli 2018 eine klimatische Wasserbilanz (Niederschlag minus potenzielle Verdunstung) von -358 mm registriert. Zum Vergleich: 2017 betrug diese im gleichen Zeitraum +44 mm. Eine ähnliche Situation war am Standort Schöllnitz zu verzeichnen.

In Normaljahren hingegen, wenn Niederschläge und Bewässerung einander abwechseln und das Wasserspeichervermögen des Bodens die Wasserversorgung des Pflanzenbestandes maßgeblich beeinflusst, wird mit der situativen, teilschlagspezifischen Bewässerung ein ökologischer und ökonomischer Nutzen ermöglicht.

Unter der Leitung des Forschungsinstituts für Bergbaufolgelandschaften (FIB) e.V. besteht das Projekt-Team aus der IRRIGAMA Projektgesellschaft, dem Fachverband Bewässerungslandbau Mitteldeutschland (FBM) e.V., dem Unternehmen Hydro-Air international irrigation systems GmbH sowie den landwirtschaftlichen Betrieben Grünhagen Ackerbau GmbH und dem Agrarbetrieb Altdöbern.

Mit Hilfe des Europäischen Landwirtschaftsfonds ELER wird die Steuerung des Zusatzwassereinsatzes in der Pflanzenproduktion von 2016 bis 2019 erprobt. Die Gesamtinvestition umfasst 1.010.798 Euro; die Zuwendung beträgt 915.534 Euro, davon umfasst die ELER-Förderung 732.427 Euro, weitere 183.107 Euro kommen aus Landesmitteln. Der Förderung lag die Richtlinie des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zur Förderung von Projekten im Rahmen von EIP „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ zugrunde.

Lesestoff:

Weitere Informationen unter www.eip-pi-bb.de/de

MLUL

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