Investition für die Kinder Afrikas

Landwirtschaft

Afrika muss die demografische Dividende nutzen

Unicef-Studie

Die Zahlen sind beeindruckend. Derzeit sind 50 Prozent der Menschen auf dem afrikanischen Kontinent jünger als 18 Jahre alt. Bis zum Jahr 2030 kommen 170 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen Mittelmeer und dem Kap der Guten Hoffnung dazu. Im Jahr 2050 leben 40 Prozent aller Jugendlichen unter 18 Jahre in Afrika und 2100 die Hälfte. In diese junge Zukunft muss die Welt investieren, damit Afrika seine demografische Dividende einstreichen kann, sagte Sandie Blanchet. Sie ist Leiterin des Unicef-Büros in Brüssel, der Organisation, die im Oktober dieses Jahres die Studie „Generation 2030: Africa 2.0“ erstellt hat. Sie hat diesen Montag die Studie im EU-Entwicklungsausschuss vorgestellt. Zu Beginn der afrikanischen Woche der EU und eine Woche vor dem 5. EU-Afrika-Gipfel Ende November in Abidjan in der Elfenbeinküste.

Mit der demografischen Dividende sind die Chancen der jungen Bevölkerung gemeint, die bei Gesundheit und in stabilen Verhältnissen dem gesamten Kontinent ein enormes Wachstum bescheren kann. Schlagen die Programme fehl, steigen Armut und Migrationsdruck. Die Nachrichten vom afrikanischen Kontinent sind meist schlecht. Doch Sandie Blanchet weiß auch von positiven Beispielen zu berichten.

Der Niger ist einer der ärmeren Staaten in Afrika. Doch in den letzten 15 Jahren ist die Quote der Grundschüler von20 auf 69 Prozent angewachsen. „Das ist einfach unglaublich“, sagte Blanchet. Auch mit wenig Geld hat das Land diesen Sprung realisieren käönnen. Der Etat für Schulen und Lehrer wurde konsequent von 17 auf 22 Prozent angehoben. Damit wurde die Zahl der Schulen verdoppelt, die Zahl der Lehrer verdreifacht. Die Zahl der Kinder in Familien ohne Grundschulausbildung beträgt zwischen sechs und sieben Kinder. Mit Grundschulabschluss sinkt die Zahl auf durchschnittlich 5,8 Kinder und nach einem Sekundärschulabschluss sogar auf 3,6 Kinder. Die Investition in Bildung hat die Fertilitätsrate gesenkt wie auch die Zahl der Kinderehen. Nach Blanchet zeigt Niger, was mit konsequenter Politik und Partnerschaft mit dem privaten Sektor möglich ist.

Der Gipfel in Abidjan hat die Arbeit mit Jugendlichen als Schwerpunkt. Der Unicef-Bericht zeigt die Hausaufgaben auf. In Afrika muss das Gesundheits- und Sozialsystem systematisch ausgebaut werden. Die Aus- und Fortbildung ist für die Bewältigung der Herausforderungen notwendig. Dafür müssen Afrikas Kinder und Jugendliche vor Gewalt und Ausbeutung geschützt werden.

Es muss an den Grundlagen der Entwicklung gedreht werden. Mit 49 Prozent leben mehr Kinder als Erwachsene mit 38 Prozent von weniger als zwei US-Dollar am Tag. „Kinder leiden mehr unter extremer Armut“, stellt Blanchet fest. Wer mangelernährt ist, bleibt körperlich und geistig unter seinem Potenzial. Kinder, die täglich bis zu zehn Kilometer zum nächsten Brunnen laufen müssen, haben keine Zeit, in die Schule zu gehen. Das Thema Kinder und Jugendliche ist also sehr komplex. Doch spricht Blanchet von einem „moralischem Imperativ“ der Industrieländer, den Kindern zu helfen. Ohne Afrika sind die Sustainable Developement Goals nicht zu erreichen.

Lesestoff:

Die Studie finden Sie unter www.unicef.org/publications/index_101219.html

Roland Krieg

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