Investoren in der Landwirtschaft
Landwirtschaft
Thünen-Studie zu Investoren in der Landwirtschaft
Das Thünen-Institut hatte bereits Ende 2011 eine Studie zum Thema der nichtlandwirtschaftlichen Investoren in der Landwirtschaft veröffentlicht und kam zu einem differenzierten Bild [1]. Sie bewirtschaften auch Ökoflächen und schaffen Arbeitsplätze. Allerdings träten sie aggressiv am Bodenmarkt auf.
Beteiligung der Investoren
In einer Folgestudie hat das Thünen-Institut untersucht, welche Auswirkungen die Investoren auf die Betriebe und die Agrarstruktur haben. Es geht um die Kapitalbeteiligungen nichtlandwirtschaftlicher und überregionaler Investoren in Betrieben, die als juristische Personen, wie GmbH oder als Genossenschaft organisiert sind. Diese Formen befinden sich überwiegend in Ostdeutschland.
Zunächst einmal ist eine Abgrenzung nicht einfach. Etwa die Hälfte der GmbHs ist im Eigentum ortsansässiger Familien. Mittlerweile bilden auch rein landwirtschaftliche Unternehmen überregionale Firmengeflechte:
Wenn nichtlandwirtschaftliche Investoren einsteigen, bilden sie eine Allein- oder Mehrheitsbeteiligung. Der Einstieg solcher Investoren sei nicht neu, so die Studie, aber der Anteil der Betriebe in der Hand externer Investoren nehme langsam und stetig zu.
Das hängt mit der zunehmenden Attraktivität der Landwirtschaft zusammen, sagen die beiden Autoren Andreas Tietz und Bernhard Forstner: „Investoren streben dabei vor allem Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen oder Gesamtübernahmen an, um eine bestimmende Rolle ausüben zu können.“
Langfristiges Engagement
Die meisten Investoren kommen aus Westdeutschland, steigen gewinnorientiert und langfristig ein. Die Betriebe öffnen sich, weil sie Kapital brauchen. Entweder aus wirtschaftlicher Schwäche heraus, oder weil sie investieren wollen. Oftmals fehlen Nachfolger.
Das Thünen-Institut kann keine eindeutigen positiven oder negativen Auswirkungen aufführen. Die Investoren trennen sich von unrentablen Betriebszweigen. Dem Beschäftigungsabbau stehen neue und besser vergütete Arbeitsplätze entgegen. Doch ein Manko bleibt im Einzelfall bestehen: Die Gewinne fließen aus der Region ab, nicht alle investieren weiter im Ort.
Eigentumskonzentration
Die Agrargesellschaften in den neuen Ländern sind nach Analyse des Instituts „hochgradig auf wenige Personen konzentriert“. Auch durch Altschuldenregelung, Flächenprivatisierung und EU-Agrarpolitik verfügen „einzelne ortsansässige Personen über sehr große Vermögensanteile“. Das macht die Betriebe offenbar für Investoren interessant. Aber: Die Investoren zeichnen sich durch hohe Fachkompetenz aus. Mindestens eine „emotionale Verbundenheit zur Landwirtschaft“ ist immer gegeben. Ein Effekt trifft auf jeden Fall zu. Der Einstieg von Investoren erhöht die Eigentumskonzentration. „Der vor allem in Mecklenburg-Vorpommern geäußerten Befürchtung einer Rückkehr zu Strukturen, die sich dem Großgrundbesitz im 19. Jhd. annähern, kann daher nicht gänzlich widersprochen werden“.
Dennoch haben die Betriebe einen unabhängigen Strukturprozess durchlaufen. Die Politik könne diese Entwicklung, die von Investoren nur erhöht wird, nur „marginal beeinflussen“. Umweltverträglichkeitsprüfungen zur Einschränkung der Tierkonzentrationen sei eine Möglichkeit. Viel mehr geht nicht. Die unscharfe Trennung zwischen „erwünschten und nicht erwünschten Investoren“ grenzt rechtliche Möglichkeiten ein. „Politisch sollte ein derartiger Eingriff auf einem klaren betriebs- und agrarstrukturellen Leitbild aufbauen“, so das Fazit des Instituts.
Lesestoff:
Die Studie finden Sie unter www.vti.bund.de -> Thünen-Publikationen -> Thünen-Report: „Kapitalbeteiligung nichtlandwirtschaftlicher und überregional ausgerichteter Investoren an landwirtschaftlichen Unternehmen in Deutschland“ von Bernhard Forstner und Andreas Tietz (Thünen Report 5, 2013)
[1] Thünen-Studie über nichtlandwirtschaftliche Investoren
Roland Krieg; Grafik: Thünen-Bericht