Ist das Schwein eine Lerche oder eine Eule?
Landwirtschaft
Forschung am Biorhythmus der Kuh

Chronobiologie ist die Lehre von der inneren Uhr der Lebewesen. Derzeit kommt das Thema durch die Zeitumstellung zweimal im Jahr auf die Tagesordnung. Erforscht ist das Thema aber nur bei Menschen und Mäusen. Dr. Pål Westermark will am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN) jetzt die innere Uhr bei Kühen und Schweinen erforschen.
Lerche oder Eule?
Menschen, die früh morgens agil sind gelten als „Lerche“; Menschen, die eher abends aktiv werden gelten als „Eule“. Westermark selbst bezeichnet sich als „frühe Eule“. Das Wissen über die Chronobiologie hat in den letzten Jahren zugenommen. „In jeder Zelle sitzt sinnbildlich eine kleine Uhr, die zuverlässig wie ein elektronisches System funktioniert. Deshalb haben wir in Berlin unter anderem auch mit Physikern zusammengearbeitet, um das innere Uhrwerk besser zu verstehen“, so der Biophysiker Westermark. „Äußere Umstände haben eine enorme Auswirkung auf unsere innere Uhr, die wiederrum das eigene Immunsystem und praktisch fast alle Lebensfunktionen mehr oder weniger stark beeinflusst. Klar ist, in jedem Säugetier und vermutlich in jedem Lebewesen tickt eine innere Uhr.“ Das haben auch Forschungen unter anderem an Fruchtfliegen und Pflanzen ergeben, deren innere Uhren mittlerweile gut verstanden werden.
Stalldesign und innere Uhr
Vor der Frage nach dem richtigen Tierwohl will der schwedische Wissenschaftler jetzt den Einfluss unterschiedlicher Lebensrhythmen auf körperliche Funktionen, Leistung und Wohlbefinden der Kuh überprüfen. Das betrifft vor allem das Licht, das Essverhalten, Stress- und Ruhezustände, die Regeneration im Schlaf, den Lärm und das Stalldesign. „Dabei geht es uns auch darum, die individuellen genetischen und erblichen Ursachen zu identifizieren“, so Westermark. „Unsere Vision ist zu lernen, was die innere Uhr für das grundlegende Wohlbefinden der Tiere bedeutet. In der Folge hat das auch eine immense Bedeutung für die Humanbiologie.“
roRo; Foto: Thomas Häntzschel (FBN)