Ist das Schwein mit seinem Leben zufrieden?
Landwirtschaft
Die Fallstricke der Tierwohlforschung
Tierschutz wird als „positive welfare“, oder „good welfare“, aber auch als „happiness“ und „good life“ umschrieben. Alle Begriffe sprechen dem Tier positive Erfahrungen zu, die aber kaum genau definiert sind. Daher ist auch die Forschung nicht eindeutig, was untersucht werden soll. Wissenschaftler der Vetmeduni Wien und der Universität für Bodenkultur Wien schlagen einen neuen Rahmen vor, Forschungsziele für das Tierwohl zuharmonisieren und eine gleiche Sprache zu verwenden.
Die Stufen der Zufriedenheit
Beim Thema „positive welfare“ geht es darum, was im Tierschutz proaktiv für das Wohlbefinden von Tieren getan werden kann. Aufgrund der Analyse vorliegender wissenschaftlicher Arbeiten in diesem Bereich identifizierten Wiener Forscher zwei eindeutig abgrenzbare Zugänge, wie dieser Zustand erreicht werden kann: „hedonic positive welfare“ („hedonistisches positives Wohlergehen“), wenn die Tiere tun, was sie wollen, sowie „positive welfare balance“ („positives Wohlfahrtsgleichgewicht“). Das bedeutet, dass sich das Tier in guten und schlechten Zeiten insgesamt wohlfühlt. „Eudaimonia“ – „Zufriedenheit mit dem eigenen Leben“, ist eine mögliche neue dritte Sichtweise, die die Forscher in die Tierschutzwissenschaft einführen.
„Wiener Tierwohl“
Um hier für mehr Klarheit zu sorgen, schlagen die Wissenschaftler die Nutzung des „Vienna Frameworks“ vor, das auf die verschiedenen Ansichten anwendbar ist und diese für andere Wissenschaftler eindeutig nachvollziehbar macht“, so Erstautor Jean-Loup Rault, Leiter des Instituts für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung der Vetmeduni Vienna. Die einzelnen Parameter wurden aus der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur abgeleitet und konzentrieren sich auf die Frage „Was ist wichtig für „positive welfare“?
Das „Vienna Framework“ umreißt verschiedene Aspekte wie Häufigkeit, Dauer, Erregung, Kontext, frühere Erfahrungen, individuelle Unterschiede, die den Tieren ein Gefühl von Entscheidungsfreiheit vermitteln, und den langfristigen Nutzen für das Tier. Das Rahmenwerk soll Forscher ermutigen, die Relevanz dieser Aspekte für ihre eigene Forschung zu berücksichtigen, um ihre Forschungsergebnisse besser vergleichbar zu machen, indem sie klar darlegen, wie ihre Arbeit diesen Ansichten und Aspekten entspricht. Außerdem weisen die Forscher explizit darauf hin, dass das „Vienna Framework“ flexibel genug ist, um an individuelle Forschungsfragen angepasst zu werden.
Lesestoff:
Der Artikel „Positive Welfare and the Like: Distinct Views and a Proposed Framework“ von Jean-Loup Rault, Sara Hintze, Irene Camerlink und Jason Richard Yee wurde in Frontiers in Veterinary Science veröffentlicht. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fvets.2020.00370/full
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