Jäger des verlorenen Schatzes

Landwirtschaft

Hohenheimer Stiftungsprofessur der KWS Saatgut

Sie sollen auf den schlechtesten Böden gedeihen, mit wenig Wasser auskommen, gleichzeitig aber hohe Erträge bringen und Krankheiten oder Schädlingen trotzen – die Ansprüche, die an die Nutzpflanzen der Zukunft gestellt werden, sind enorm. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, richtet die Universität Hohenheim den Blick zunächst in die Vergangenheit: Viele der gewünschten Eigenschaften sind bei Vorläufern der heutigen Sorten von Reis, Mais und Getreide bereits vorhanden – und müssen lediglich wiederentdeckt werden.

Suche im Stammbaum
„Landwirtschaftlicher Forschung ist in den vergangenen Jahren wenig Beachtung geschenkt worden. Doch Nahrungs- und Energiekrise, Bevölkerungswachstum und Klimawandel haben die Aufmerksamkeit der Welt wieder stärker auf die Ernährungssicherung gelenkt“, so Prof. Dr Karl SchmidtDr. Karl Schmidt, der am 01. Dezember als erster Inhaber der F.W. Schnell-Stiftungsprofessur für Nutzpflanzenbiodiversität und Züchtungsinformatik ein einzigartiges europaweites Projekt begann.
Per Gen-Analyse sucht der ausgebildete Biologe nach unterschiedlichen Mustern im Erbgut der Pflanzen, die diese resistenter gegen Kälte, genügsamer im Wasserbedarf oder toleranter gegenüber salzigen Böden machen. Dabei wird Dr. Schmidt die Methoden der Populationsgenetik und Evolutionsbiologie zum Einsatz bringen und die Stammbäume einzelner Genabschnitte in Nutzpflanzen von der wilden Vorläuferart bis zur modernen Zuchtlinie nachzeichnen. „Durch klassische Kreuzung überprüfen wir dann an den Nachkommen, ob unser Verdacht stimmt und wir die gewünschte Eigenschaft wirklich am vermuteten Muster in den Genen ablesen können.“ Herauskommen sollen Muster zwischen genetischer Ausstattung der Pflanze und der jeweiligen Umwelt. Bei den ersten Domestikationen der Nutzpflanzen war es beispielsweise wichtig, dass die Samen an den Stengeln blieben. Später lassen sich die gemeinsame Evolution zwischen Schädlingen und Pflanzenresistenzen nachzeichnen. Erst danach wurden die Pflanzen gezielt auf hohe Erträge gezüchtet. Wenn die Professur, die in den nächsten acht Jahren zur Hälfte der KWS Saat AG finanziert wird, die wenigen Gene, die für die Adaption an Umweltbedingungen verantwortlich sind, identifiziert hat, dann „können wir die Züchtung wesentlich beschleunigen“, so Dr. Schmidt.

roRo; Foto: Uni Hohenheim/Eyb

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