Jägerfreuden...
Landwirtschaft
sein heißt mehr als jagen
Rund 250.000 Mitglieder zählt der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) und vertritt rund 75 Prozent aller Jagdscheininhaber. Erst seit November des Jahres 2009 hat der DVJ ein Büro in Berlin, damit die Jagdinteressen auch gegenüber der Politik vor Ort vertreten werden können, erklärt Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Berliner Büro. Vergleichbar zum Bauernverband gibt es mit FACE auch eine Vertretung europäischer Jagdverbände in Brüssel.
Die Pirsch in Feld und Flur, die in Jagdliedern romantisiert wird, ist längst nicht mehr das einzige, mit dem sich die Jäger beschäftigen. Der DJV gewährte Agrarjournalisten einen Einblick in die aktuelle Themenliste.
Die Hege der Vielfalt
Die Jagd wird oft verzerrt abgebildet. Der Zahnarzt, der am Wochenende ein neues Geweih für das Wohnzimmer schießt ist die Ausnahme, nicht der Regelfall. Bundes- und Landesjagdgesetze regeln die Grundausbildung in Wildbiologie, Naturschutz, Jagdrecht und Waffenkunde. Jäger und Grundeigentümer sind zur Hege des Bestandes verpflichtet. Sie sollen ihn artenreich und gesund halten. Das Reviersystem markiert die Verantwortung der einzelnen Jäger.
Vor dem Hintergrund des „Wald-Wild“ – Konflikts sind die Jäger bemüht, den Reh- als Sündenbock aus der Schusslinie zu nehmen. Mit der Pilotstudie „Wald, Wild und biologische Vielfalt werden die großen Säuger im Wald zu Bio-Ingenieuren.
So bieten die hinterlassenen Trittstörungen vor allem kleinwüchsigen, rosettenbildenden Arten an trockenen und nassen Standorten eine Keimgelegenheit, die ihnen in einer geschlossenen Vegetationsdecke verwehrt bleibt. Mit dem Kahlen Bruchkraut, dem Niederliegenden Mastkraut und dem äußerst selten vorkommenden Zerstreutblütigen Vergissmeinnicht haben sich regelrechte Trittflurenvertreter etabliert.
Auch das Suhlen an Ufern hält kleine Gewässer offen und bietet Amphibien und Libellen einen Lebensraum. Nicht zuletzt bilden Dung und Aas von Wildtieren auch Habitatbausteine. Weil die Behandlung von Weidetieren oftmals wegen medikamentöser Belastung des Dungs Blatthornkäferarten kaum noch Lebensraum bietet, stellt Wildtierdung einen alternativen Lebensraum dar.
Auch wenn solche Käfer, Moose und Pflanzen wenig spektakulär sind.
Natur: Vergessen?
Die lilafarbene Kuh ist der Auslöser für eine gemeinsame Studie von DJV und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gewesen. Die in diesem Jahr veröffentlichte Studie zeigt, wie entrückt nicht nur die Stadtkinder mittlerweile von der Natur sind. Ob das Reh die Frau vom Hirsch ist, wie die Deutsche Wildtierstiftung bereits vor einigen Jahren fragte, verwirrt auch manche Erwachsene. Die Studie „Natur: Vergessen“ bringt weitere Entfremdungen ans Licht. Das pflanzen von Bäumen wird zu 85 Prozent als „gut“ bewertet, während 70 Prozent der Meinung sind, dass das Fällen eines Baumes schädlich für die Natur ist. Nur 32 Prozent der Kinder wussten, dass ein Huhn nur ein Ei am Tag legt. 36 Prozent Legehennen mindestens drei Eier am Tag zu.
Fehlendes Wissen mündet in Fehleinschätzung. Die Natur wird zur romantischen Kulisse, die kaum noch genutzt werden kann. Das zu ändern ist die Jägerinitiative „stiftung natur + mensch“ mit dem Lernort-Natur-Koffer angetreten, der an Schulen verteilt wird. Bestimmungshefte, Becherlupen und Fellproben begeistern nicht nur Schüler und Lehrer, sondern hat auch die Anerkennung als „offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erhalten. Bislang haben rund 1.500 Akteure in 6.000 Stunden Ehrenamt im Monat mehr als 150.000 Schüler im Jahr erreicht, so Leppmann.
WILD
Meist zu Ostern wird die Feldhasenpopulation thematisiert. Hintergrund ist das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), das der DJV mit seinen Landesverbänden seit 2001 betreibt. Dabei geht es nicht nur um Fuchs, Feldhase und Dachs, sondern um ausgewählte weitere Wildtierarten und deren flächendeckende Einschätzungen. Dieses Monitoring stellt nicht nur das Fundament für die Artenvielfalt, sondern auch für jagdpolitische Entscheidungen bei eingewanderten Arten wie Marderhund und Waschbär dar.
Wildbret
Mit Rezeptvorschlägen arbeiten die Jäger auch an der kulinarischen Verbreitung ihrer Jagdergebnisse. Durch die ständige Bewegung ist Wildbret fettarm und vitamin- sowie mineralienreich. Damwildfleisch ist dabei vergleichbar mit Kalbfleisch, der junge Hirsch mit Rindfleisch. Wildfleisch eignet sich hervorragend zum Einfrieren und wird in der Decke um Kilopreis von drei bis vier Euro verkauft. Allerdings muss der Abnehmer gleich das ganze Tier nehmen und kommt so auf 50 bis 60 Euro. In etwa liegen die Preise für Wildtierfleisch auf dem Niveau von Ökofleisch – und ist direkt aus der freien Natur.
Lesestoff:
Morgen geht es um die Jägersorgen. U.a. um das Wildschwein.
Die Populationskarten von WILD finden Sie unter www.jagdnetz.de
Schüler und Lehrer finden über www.lernort-natur.de den Weg zu Ihrem Koffer und aktuellen Informationen.
Den DJV finden Sie unter www.jagd-online.de
Roland Krieg; Foto: DJV