Jagd in MV
Landwirtschaft
Jäger als Partner für den Erhalt der Artenvielfalt
Im Jagdjahr 2014/2015 konnten insgesamt rund 130.000 Schalenwild erlegt werden. Davon wurden etwa 55.000 Stück Rehwild, ca. 7.700 Rotwild, rund 11.500 Damwild und 55.000 Stück Schwarzwild erlegt. In den vergangenen 25 Jahren konnten die Jägerinnen und Jäger im Land Wildbret mit einem Gesamtwert von 140 Mio. € nutzen. „Heimisches Wildfleisch erfreut sich einer immer höheren Beliebtheit und besticht auch durch seine Öko-Bilanz. Da Wild in der freien Natur lebt und Lebendtransporte entfallen, entsteht bei angemessenen Wildbeständen keinerlei Belastung für Tier, Mensch und Umwelt“, betont Agrarminister Dr. Till Backhaus.
Das Ministerium
Zur Delegiertenversammlung des Landesjagdverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 05. März bezeichnete er die Jäger als Partner für den Erhalt der Artenvielfalt. Nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein hat Mecklenburg-Vorpommern die dritthöchste Jägerdichte Deutschlands. Rund 11.600 Personen haben einen Jagdschein, 86 Prozent davon sind Mitglied im Landesjagdverband.
Die Aktivitäten prägen das dörfliche Leben. Backhaus: „Die Jagd spielt in vielen Dörfern unseres Landes eine wichtige Rolle. Die Jägerschaft organisiert viele Veranstaltungen und Feste im Land, die von den Menschen sehr geschätzt werden. Auch das Engagement der Jägerschaft in der Kinder- und Jugendbildung ist von unschätzbarem Wert für die Wahrnehmung der Natur und die Identifikation mit der eigenen Heimat. So wirkt der Landesjagdverband intensiv bei dem Schulprojekt ‚Lernort Natur‘ mit.“
Stärker bejagt werden sollen Wildschweine. Dabei geht es um die Verringerung des Übertragungsrisikos der Afrikanischen Schweinepest, gegen die es noch immer keinen Impfstoff gibt. In Ostpolen und im Baltikum hat es im letzten Jahr 1.640 Fälle bei Wildschweinen und 42 Fälle bei Hausschweinen gegeben. Bis Mitte Februar 2016 wurden bereits mehr als 300 Fälle bei Wildschweinen gezählt.
Der Wolf
Beim Thema Jagd steht auch der Wolf auf der Agenda. Backhaus. „Mit dem Managementplan für den Wolf sowie der Förderung von Präventions- und Schadensausgleichsmaßnahmen sind wir auf dem richtigen Weg hin zu einem konfliktfreien Miteinander zwischen Mensch und Wolf. Wir haben die Jäger von Anfang an in die Erarbeitung mit eingebunden und werden das auch künftig in sämtlichen Belangen tun, denn Naturschutz funktioniert nur mit den Menschen. Viele Jäger sind inzwischen sogar Wolfsbetreuer geworden. Diese Zusammenarbeit weiß ich sehr zu schätzen.“ In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach Einschätzung der Wolfsbetreuer zwei reproduzierende Rudel in der Lübtheener und Ueckermünder Heide. Hinzu kommt ein Einzeltier in der südlichen Müritzregion. Da der Wolf nach wie vor mit dem höchsten Schutzstatus versehen ist, fordert der Minister die Tierhalter zu präventiven Maßnahmen gegen Wolfsrisse auf.
Die Jäger
Dr. Volker Böhning, Präsident des Landesjagdverbandes, sieht die Jägerschaft vor großen Herausforderungen: „Die Zeit ist gekennzeichnet von Naturrückbau zugunsten der Be- und Zersiedelung der Landschaft, zu Gunsten von Industrialisierung, Mobilität und Freizeitansprüchen.“. Parallel verflache das Wissen um Lebensabläufe und Regulationsmechanismen der Natur.
Jäger haben ein gutes Image. Seit der Wende stieg der Zahl der Jagdscheininhaber im Bundesland um mehr als 2.000. erfreulich sei das zunehmende Jagdinteresse bei Frauen.
Während die Bundesregierung derzeit die bleifreie Jagd vorbereitet [1], berichtet der Jagdverband von Schwierigkeiten bei der Nachsuche. In MV ist die bleifreie Munition schon vorgeschrieben. Die Tötungswirkung habe deutlich abgenommen, so dass 87 Prozent der Jäger berichten von abnehmenden Pirschzeichen wie Schnitthaar oder Schweiß am Anschuss. Zudem habe sich die Fluchtdistanz deutlich erhöht. Der tierschutzgerechten Tötung (schnell und schmerzarm) müsse die gleiche Priorität wie die Senkung des Bleigehaltes in der Munition eingeräumt werden.
Beim Thema Wolf haben die Jäger eine andere Sicht. Sie rechnen mit einem jährlichen Zuwachs der Population in Höhe von 30 Prozent, was auf die Dauer nicht konfliktfrei bleibe. Die Jäger begrüßen die geplante Einrichtung eines Wolfs-Beratungszentrums, wollen aber auch die konfliktträchtigen Themen Vergrämung und Entnahme verhaltensauffälliger Tiere auf der Agenda sehen.
Ein ganz anderes Thema erhitzt die Jäger aber auch: Beim jährlich zu entrichteten Beitrag and ie Berufsgenossenschaft „fühlen sich die Jäger regelrecht abgezockt.“ Zusammen mit dem Deutschen Jagdverband hat der Landesverband bereits mehrere Musterverfahren wegen der Beitragshöhe und der Frage nach der Pflichtmitgliedsschaft angestrengt. Allerdings wird es noch mehrere Jahre dauern, bis ein Urteil gefallen ist. Die Landesjäger empfehlen „nach Eingang der Beitragsbescheide allen Jägern in Widerspruch zu gehen und gleichzeitig eine Ruhendstellung zu beantragen.“
Lesestoff:
[1] Nachlese Bundesrat – WaldgesetzRoland Krieg