Jeder Pflanze nur, was sie braucht

Landwirtschaft

Need-Farming: Präziser als Precision Farming

DLG-Feldtage

Seit Jahresbeginn ist der niederländische Feldspritzen-Spezialist Agrifac mit einem neuen Pflanzenschutzkonzept unterwegs. Drohnen kartieren die Felder. Je nach Bewuchs und Bodenvariabilität entwickeln sich Pflanzen innerhalb eines Feldes unterschiedlich. Das gilt auch für den Befall mit einem Schaderreger, der in der Regel nicht gleich vom ganzen Feld Besitz genommen hat. Kartierung und Schadstellenbeobachtung sind Voraussetzung für das so genannte Precision Farming.

So werden die ersten zehn Meter mit Bewässerung, Dünger und Pflanzenschutzmittel anders behandelt als die folgenden 20 Meter und auf der Rückfahrt kehren sich die Verhältnisse um. Vorteile der Digitalisierung ist die schnellere und präzisere Ermittlung eines unterschiedlichen Bedarfs an Dünger und Pflanzenschutzmittel. Das Einsparen von Betriebsmitteln schützt die Umwelt und schont den Geldbeutel des Landwirts

Auf den DLG-Feldtagen hat Agrifac die nächste Präzisionsstufe vorgestellt und behandelt jede Pflanze individuell mit der Menge an Pflanzenschutzmittel, die sie benötigt. Das so genannte Need-Farming geht in Richtung Einzelpflanzenbetreuung. Denn selbst in einer Präzisionsbehandlung wird die Feldspritze auf eine Mindestmenge eingestellt, die über eine, wenn auch kleine, Fläche ausgebracht wird. Dabei bekommt eine große Pflanze im Durchschnitt noch immer zu viel Spritzbrühe ab und die kleine Pflanze zu wenig. Und die von einer Krankheit nicht befallene Pflanze wird umsonst behandelt.

Damit die Einzelpflanzenbehandlung funktioniert, ist die Feldspritze technisch hoch aufgerüstet. Grundlage ist der Überflug mit einer Drohne, die bis auf den einzelnen Pflanzenstandort auf Grund der Blattverfärbung den Grad der benötigten Spritzbrühe berechnet. Diese Information muss nicht nur an der Feldspritze, sondern an jeder einzelnen Düse ankommen.

Damit muss jede Düse sekundenschnell angesteuert werden, um eine kleine Menge, eine mittlere Menge, große Menge oder keine Menge an Spritzbrühe abzugeben. Die Entscheidung muss so getaktet sein, dass sie in normaler Arbeitsgeschwindigkeit von Pflanze zu Pflanze fällt.

Darüber hinaus muss die Durchflussregelung vom Wasserdruck unabhängig geregelt werden, dass jede Tropfengröße an jeder Düse mit der gleichen Effektivität auf die Pflanze kommt. Zudem müssen die Düsensektionen und einzelnen Düsen auch unabhängig voneinander ihr individuelles Programm abspulen können. Die mittlerweile standardisierte Abstandsregelung im Gelände ist dabei inbegriffen.

Was technisch sehr anspruchsvoll ist, setzt die Arbeitsschritte Beobachtung, Erfassung und Korrektur von individuellem Wachstumsverhalten einzelner Pflanzen im Bestand um. Der technische Aufwand kostet Geld. Solche Maschinen sind alles andere als preiswert und werden derzeit in Australien und Neuseeland genutzt. Für deutsche oder niederländische Betriebe ist die Anwendung meist zu kostspielig. Auf den großen Betrieben in Ostdeutschland hingegen würde sich das lohnen. Doch kleinere Betriebe sind dadurch nicht vom technischen Fortschritt ausgeschlossen. Gerade im Bereich des Pflanzenschutzes ändern sich das Portfolio der verfügbaren Wirkstoffe und die Gesetzgebung ständig. Oft wird die Spritzarbeit schon an Lohnunternehmen abgegeben, die gleichzeitig als Service auch eine Pflanzenschutzberatung anbieten. Für diese Unternehmen kann sich die Anschaffung der teuren Technik lohnen und breiten deren Nutzen in die Fläche aus.

Roland Krieg; Foto: roRo

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