Jordaniens neue Getreidemühle
Landwirtschaft
Eigenversorgung und Exporte von Akaba im Blick
65 Prozent des weltweiten Weizens werden mit Mühlentechnik der Schweizer Bühler Gruppe vermahlen. In mehr als 140 Ländern wird der Weizen in verschiedene Mehle gemahlen. Einer der neuesten Standorte ist Akaba in Jordanien. Die 180.000 Einwohnerstadt im Süden des Landes ist die einzige Hafenstadt am Ende des Golfs von Akaba, der nördlich vom Roten Meer abzweigt und dessen Ende sich das Land mit Israel teilt. Dort hat die jordanische Al-Hazaa Investmentgroup eine neue Mühle mit einer Tageskapazität von 240 Tonnen eröffnet. Bislang musste das Mehl aus dem 300 Kilometer entfernten Amman für die Verarbeitung herangeschafft werden.
Die Standortwahl fiel nach Mühlenmanager Hamza Al-Hourani nicht nur wegen fehlender Mühen aus, sondern auch die Nähe zum Roten Meer, über das verschiedene Mehltypen auch exportiert werden können. Dem Fachmagazin „Getreidewelt“ gegenüber habe die Region genug Weizen für die Eigenversorgung und Exportmöglichkeiten. Mehl soll in den Jemen, nach Saudi-Arabien und Ostafrika verkauft werden. Die Mehltypen sind für arabisches Brot, für Süßwaren, Waffeln und Tortillas geeignet.
Mit dem Jemen, aber auch Syrien und dem Libanon sind gleich drei Staaten mit großer Ernährungsunsicherheit in der Nähe. Russlands Überfall auf die Ukraine hat die Weizenversorgung des Landes nur wenig beeinträchtigt, weil es Ware aus Bulgarien, Rumänien und anderen EU-Ländern bezieht.
Das östliche Nachbarland Saudi-Arabien hat für die jordanischen Müller noch eine besondere Projektion in Aussicht. Unweit des Golfes von Akaba und des Roten Meeres wird die Planstadt „Neom“ entstehen, die für eine Investitionssumme von 420 Milliarden US-Dollar eine Technologiestadt in der ganzen Region die Einnahmequellen des Landes diversifizieren soll. 2017 vorgestellt, wurde zwei Jahre später bereits der Flughafen eröffnet. Am Ende soll „Neom“ eine Flächenausdehnung von der Größe Belgiens haben. Im März dieses Jahres wurde der Grundstein für eine Wasserstofffabrik gelegt. Für Neom müssen Beduinen ihre traditionellen Regionen aufgeben. Für Al-Hazaa und seiner Mühle in Akaba ist es ein sicherer Absatzmarkt.
Der Bau der neuen Mühle hat sich in der Pandemie stark verzögert, soll aber in weniger als zwei Jahren abgeschlossen sein.
Lesestoff:
Roland Krieg
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