Kälber schonend kastrieren

Landwirtschaft

Schweizer Veterinäre kastrieren Kälber schmerzfrei

In der Schweiz werden jährlich rund 25.000 Kälber kastriert. Vor allem in der Mutterkuhhaltung können männliche Tiere nicht mit der Herde laufen und werden nach Tierschutzgesetz nach vorheriger Schmerzausschaltung kastriert. Vorwiegend mit dem Gummiring oder nach der Burdizzo-Methode [1].
Die Kastration der Kälber ist auf jeden Fall schmerzhaft und darf in der Schweiz und in Österreich nur nach einer lokalen Anästhesie durchgeführt werden [2]. Das ist in Deutschland bei Kälbern unter vier Wochen nicht vorgeschrieben. In Deutschland macht das der Veterinär mit einem chirugischen Eingriff oder der Bauer selbst mit den Gummiringen.

Vetsuisse Bern

Nach Tests der Veterinäruniversität Bern haben die Schweizer eine neue Gummiring-Methode entwickelt, die den Abheilungsprozess um 30 Prozent verkürzt. „Das Tierwohl ist uns wichtig, weshalb wir nach einer noch besseren Praxis gesucht haben“, erklärt Adrian Steiner von der Nutztierklinik. Die Kastration wird in den meisten Fällen von den Schweizer Landwirten selber durchgeführt; die gesetzliche Verordnung erlaubt dies, wenn die Bauern den vom Bund verlangten Kurs zur Schmerzausschaltung absolviert haben.
Besser sei es schon, die Herden nach Geschlechtern zu trennen, aber sowohl in der Mutterkuhhaltung als auch beim Bioweidebeef mit achtzehn Monaten ist das gar nicht möglich.
Bei der neuen Gummiring-Methode wird die Schwellung des gesunden Gewebes um 75 Prozent reduziert.

Lesestoff:

Die Schweizer Methode wurde gerade veröffentlicht: Becker, Johanna, Doherr, Marcus et al.: Acute and chronic pain in calves after different methods of rubber-ring castration, The Veterinary Journal, May 2012; http://dx.doi.org/10.1016/j.tvjl.2012.04.022

[1] Der italienische Veterinär Burdizzo entwickelte die nach ihm benannte Methode Ende des 19. Jahrhunderts. Mit einer großen Zange wird der Samenleiter durch die Haut gequetscht und nach einer starken Kompression von bis zu 60 Sekunden veröden die Gefäße bis zum Hoden. Die Schmerzbelastung ist nach [2] geringer als mit dem Gummiring, macht aber junge Kälber nur steril und kastriert sie nicht.

[2] Steiner, A, Stoffel, M: Kastration von männlichen Kälbern – eine Übersicht. 4. Leipziger Tierärztekongress 2008, S. 25-28

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