Kakaobauern integrieren
Landwirtschaft
UNCTAD-Bericht zu Kakaobauern
Kakao ist ein bedeutender Rohstoff für die Erzeuger- und Konsumentenländer. Doch die Wertschöpfung ist ungleich verteilt, wie das Kakaobarometer 2015 ausweist. Kakaoproduzenten in Ghana und der Elfenbeinküste erwirtschaften mit zwei Hektar Land gerade einmal zwischen 2,07 und 2,69 US-Dollar am Tag und liegen nur wenige Cent über der Armutsgrenze von 1,90 USD. Tatsächlich unterschreiten die Familien diesen Wert, weil durchschnittlich fünf Personen von dem Einkommen leben müssen. Die junge Generation wechselt daher lieber zum Anbau von profitableren Kautschukbäumen und Palmöl. Oder sie verlassen ihre Dörfer.
Der aktuelle UNCTAD-Bericht zu Kleinbauern in der Kakaoproduktion beklagt, dass die Versuche der Integration in die Wertschöpfungskette in den 1980er und 1990er Jahren fehlschlugen. Multinationale Konzerne haben die Erzeugung vertikalisiert und damit die Kontrolle über den globalen und lokalen Kakaohandel erzielt.
Ein Grund für die Marktkonzentration ist die hohe Volatilität der Kakaopreise. Von 2000 bis 2002 stieg der Preis von 888 US-Dollar pro Tonne auf 1.778 USD, um im Jahr darauf um 14 Prozent zu fallen. 2010 wurde ein Preis von 3.133 USD pro Tonne erreicht. Wechselnde Lagerbestände und politische Krisen in der Elfenbeinküste sind Treiber dieser Entwicklung gewesen.
Zwischen 80 und 90 Prozent der Kakaoproduktion wird von Kleinbauern mit zwei bis vier Hektar erzeugt. Sie sind mit der arbeitsintensiven Pflege der Bäume, Ernte der Früchte und Trocknen der Bohnen beschäftigt. Das Marketing ab Hof übernehmen nationale Vermarktungsplattformen, die für die Kakaobohnen Festpreise zahlen. Mit der Marktliberalisierung in den 1990er Jahren verkaufen die Kakaobauern ihre Ware oft schon direkt an Exporthändler oder Broker. Die Veredlungsschritte Rösten und Schälen werden außerhalb der Farmen im Abnehmerland durchgeführt. Erst in den letzten Jahren findet dieser Prozess zunehmend im Erzeugerland statt – aber noch immer außerhalb der Farmen.
Die Marktmacht auf der Abnehmerseite wuchs in den 1990er Jahren und hat rund zehn globale Firmen hervorgebracht. Heute repräsentieren Callebault, Cargill und ADM etwa 50 bis 60 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion. Die vertikale Produktion hat über Rückverfolgbarkeit und optimierte Ressourcenallokation zu einigen Vorteilen geführt. Aber durch die Industrialisierung des Prozesses sind auch keine Anreize für die Weiterentwicklung der Kakaobauern entstanden. Die Kleinbauern als Rückgrat der Kakaoproduktion sind zum schwächsten Glied in der Kette geworden. Sie sind direkt von den Volatilitäten des Weltmarktpreises abhängig.
Die UNCTAD kommt nach Analyse der Marktsituation zu folgenden Handlungsempfehlungen: Der Wettbewerb zwischen den Kakaohändlern müsse lokal, national und international wieder gestärkt werden. Die Kakaomärkte sollen für alle Teilnehmer transparenter werden. Die Kleinbauern sollen sich zu kommerziellen Vereinigungen zusammenfinden und ihre Marktmacht gegenüber den Händlern vergrößern. Am Ende sollen auch die Kakaobauern neben den Bohnen verschiedene veredelte Produkte anbieten können, um damit höhere Preise zu erzielen.
Für die Umsetzung brauche es einen Ansatz mit allen Akteuren der Wertschöpfungskette Kakao.
Lesestoff:
Das aktuelle Kakaobarometer finden Sie auf www.kakaoforum.de
UNCTAD: Cocoa industry: Integrating small farmers into the global value chain, 2016 http://unctad.org/en/Pages/Home.aspx
Roland Krieg; Foto: roRo