Kartoffelkäferbekämpfung ohne Chemie

Landwirtschaft

Gentechnischer Ansatz zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers

Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam-Golm und chemische Ökologie in Jena haben mit gentechnischen Methoden Kartoffelpflanzen entwickelt, die sich gegen den Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) wehren können. Der wichtige Schädling wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Amerika nach Europa eingeschleppt und kann auch heute noch zu Missernten führen. Zunehmend entwickeln die Käfer Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel, sodass nach neuen Lösungen gesucht werden muss.

Das Konzept der Wissenschaftler basiert auf der RNA-Interferenz, kurz RNAi. Es ist ein natürlicher Mechanismus der Genregulation, der zum Abschalten von Genen in einer Zelle führt. Er dient vor allem der Abwehr von bestimmten Viren, die ihre Erbsubstanz in Form von doppelsträngiger (ds) RNA in pflanzliche Zellen einschleusen und sich auf diese Weise vermehren. Das RNAi-System erkennt die RNA und zerlegt sie in Einzelteile, was schließlich zur Zerstörung der zugehörigen Boten-RNA führt. Die Folge ist, dass die entsprechenden Proteine nicht gebildet werden können.

Wissenschaftler haben diesen Mechanismus genutzt und das Chloroplastengenom der Kartoffelpflanze verändert. Es ist ihnen gelungen, Kartoffelpflanzen zu erzeugen, die dsRNA in ihren Chloroplasten anreichern. Werden die Blätter vom Kartoffelkäfer gefressen, gelangt die dsRNA über den Verdauungstrakt in die Zellen des Käfers.

In Experimenten testeten sie die Wirksamkeit: Die Larven des Kartoffelkäfers wurden neun Tage mit Blättern unterschiedlicher Kartoffelpflanzen gefüttert. Wenn die Käfer Blätter von Pflanzen mit verändertem Chloroplastengenom fraßen, starben sie alle innerhalb von fünf Tagen. Der Vorteil der Methode ist der gezielte Schutz der Pflanze ohne Chemie. Doch die Kartoffel ist gentechnisch verändert, was in Europa bei der Bevölkerung auf starke Ablehnung stößt.

Heike Kreutz, www.aid.de

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