Kaum weniger Kühe

Landwirtschaft

Weitere Appelle an die EU

Das Landvolk Niedersachsen vergleicht die Zahl der Milchkühe im Mai 2008 mit diesem Jahr. Trotz der Krise in der Milchviehhaltung ist die Zahl der Kühe kaum gesunken. Mit 4,205 Millionen Milchkühen stehen in diesem Jahr nur 0,3 Prozent weniger Tiere in den Ställen als im Vorjahr. Das spiegelt sich auch im allgemeinen Trend wieder, dass insgesamt mit 12,9 Millionen Rindern auch nur 0,2 Prozent weniger Rinder gehalten wurden. Am meisten abgenommen hat die Zahl der Mutterkühe. Hier fiel der Maivergleich mit 1,2 Prozent am deutlichsten aus.

Milchkühe: Regionale Unterschiede
Überdurchschnittlich viel Kühe verließen in Baden-Württemberg und Bayern den Stall. Hier sank die Herde um 1,9 und 0,8 Prozent. In Hessen sank der Bestand um 1,6, in Sachsen-Anhalt um 1,8 Prozent. Aufgestockt wurden die Bestände in Nordrhein-Westfalen (plus 1,6) und Niedersachsen (+ 1,1 Prozent).
Stärker als die Bestandsabstockung ging die Zahl der Betriebe zurück. Die Zählung ergab einen Rückgang um 3,4 Prozent der milchviehhaltenden Betriebe auf nunmehr 97.400 Betriebe. Die meisten, 92.445, liegen im Westen.

Bauern wollen faire Preise

Milch: Keine Leitwährung für Billigprodukte
Im aktuellen „stern“ mahnt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, dass Milch „nicht zur Leitwährung für Billigprodukte“ werden dürfe. Sie zeigt sich optimistisch, dass die Talfahrt der Preise bald gestoppt sein werde, weil die wachsende Weltbevölkerung ernährt sein wolle. In dem Magazin wehrt sie sich gegen Vorwürfe, die Agrarpolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten seien für die niedrigen Milchpreise verantwortlich. Es sei, wie der kürzlich erfolgte Marktbericht der EU ausweist, die sinkende Nachfrage, so Aigner.
Gleichzeitig hat Aigner zusammen mit ihren Amtskollegen aus Österreich, Frankreich, Griechenland, Litauen, Lettland, der Slowakei und Slowenien einen Brief an die EU formuliert, die Interventionspreise befristet anzuheben, die Exporterstattungen weiter zu erhöhen und die Milchquotenerhöhung aus dem letzten Herbst „einzufrieren“.

Maßnahmen belasten EU-Haushalt
Der kürzlich vorgelegte Frühwarnbericht der EU zeigt, dass die Milchkrise Auswirkungen auf den EU-Haushalt habe. Für die gesamte Budgetperiode hatte die EU 137,9 Millionen Euro für Maßnahmen im Milchmarktbereich vorgesehen. Bis Ende März habe sie bereits 75,3 Millionen ausgegeben, was schon mehr als 10 Millionen Euro mehr waren, als vorgesehen. Die gesteigerten Interventionsausgaben für Butter und Magermilch, die bis Ende Juli wirksam wurden, sind in dem Bericht noch gar nicht verrechnet.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) unterstützt diese Vorschläge ausdrücklich. Vor allem die Anhebung der Interventionspreise vor den Listungsgesprächen der Molkereien mit dem Lebensmittelhandel könnte positive Signale aussenden. Angesichts der Kritik an dem Mechanismus der Exportsubventionen forderte der DBV, diese vor allem bei der Lieferung in die öl- und rohstoffexportierenden Ländern zu forcieren.

„Maßnahmen suggerieren politisches Handeln“
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat dagegen eine neue Aktion angekündet, weil die in den letzten Wochen umgesetzten und vorgeschlagenen Maßnahmen „weit davon entfernt sind“ eine schnelle und notwendige Marktentlastung zu erzielen, heißt es in einer Presseerklärung. Die Vielzahl der „kleinen korrigierenden Maßnahmen“ sollen „offensichtlich ein politisches Handeln suggerieren“, so der BDM weiter. Der Verband schlägt eine „freiwillig verpflichtende Mengenstillegung gegen Vergütung“ (FMS) vor. Ein entsprechendes Schreiben gehe in den nächsten Tagen an die Molkereien raus. Mit dem FMS hätte jeder Milchbauer die Möglichkeit bis zu zehn Prozent seiner Quote stillzulegen, was insgesamt bundesweit zu einer Marktentlastung in Höhe von fünf Prozent führe. Damit würden die Milchbauern die Verantwortung für ihren Markt selbst in die Hand nehmen. Je Stilllegungsprozent bekämen die Bauern 0,2 Cent, was mit der erlaubten Milchquote verrechnet wird. Verzichtet ein Bauern auf fünf Prozent seiner Quote ergibt das einen Multiplikator in Höhe von einem Cent. Dürfte er beispielsweise 95.000 Kilo Milch liefern, bekäme er 950 Euro von der Molkerei.

VLE; Foto: roRo

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