Kein Wolf, keine Probleme?
Landwirtschaft
Hunde sind das Problem britischer Schäfer
Wölfe und Weidetierhalter passen nur wenig zusammen. In Deutschland wird die Rückkehr des Wolfes emotional intensiv diskutiert. Ein langfristiger Kompromiss, der Umweltschützer und Schäfer gleichermaßen zufriedenlässt, ist nicht in Sicht.
Großbritannien ist frei von Wölfen
Wölfe sind in Großbritannien nicht unbekannt. Von England bis Schottland und auf Irland hat es die Raubtiere gegeben, wurden aber schon vor Jahrhunderten ausgerottet. In Irland vermutlich im 15., in Großbritannien möglicherweise im 16. Jahrhundert. Es gibt derzeit keine Pläne, den Wolf wieder anzusiedeln.
Das allerdings bedeutet nicht, dass die britischen Schäfer sorgenfrei sind. Im vergangenen Jahr haben Hundeangriffe auf Schafe einen Schaden von etwa 1,2 Millionen britischen Pfund verursacht. Das sind rund 1,3 Millionen Euro. Die Polizei hat in Nordirland, Schottland und Wales weniger Hundeangriffe verzeichnet, aber in England haben die Zwischenfälle zugenommen. Die Schadenssummen lagen gegenüber 2018 um 15 Prozent höher.
Die Polizei führt die steigende Anzahl der Zwischenfälle auf den Verzicht von Hundeleinen beim Ausführen der Hunde zurück. Die Tiere können auch fei von zu Hause aus in die Landschaft streunern. Sind auf den Weidezäunen Hinweise auf das Anleinen angebracht, halten sich die meisten Briten auch daran. Das reicht aber nicht.
Schäfer verärgert
Die aktuelle Umfrage der britischen Schäfervereinigung zeigt, dass 95 Prozent der Schäfer in den vergangenen 18 Monaten Hundeattacken auf ihre Tiere haben erleben müssen. In 49 Prozent der Fälle wurden Schafe getötet. Pro angezeigten Schadensfall beläuft sich die Schadenssumme auf durchschnittlich 1.100 Euro. Die Schäfer haben ihre Haltung den Erfordernissen anpassen müssen. Zäune müssen stabiler gebaut werden und Flächen, auf denen es häufige Angriffe gab, werden vermieden. Phil Stocker vom Schäferverband zeigt sich frustriert über die Ergebnisse der Umfrage von 2020: „Hundeattacken auf Schafe sind zahlreich wie immer und bringen die Schäfer emotional und finanziell unnötigerweise unter Stress.“
Die Ergebnisse
Ob die Zwischenfälle auf Weiden in Betriebsnähe oder auf entlegenen Weiden auftreten, mache nur einen Unterschied von zwei Prozent aus. 51 Prozent der Fälle ereignen sich auf Weiden mit einem begleitenden Fußweg. Nur 38 Prozent der Schäfer melden jeden Zwischenfall bei der Polizei. 24 Prozent melden niemals einen Hundeangriff. Nur 28 Prozent der meldenden Schäfer fühlt sich bei der Polizei auch ernst genommen.
Durchschnittlich gab es im vergangenen Jahr sieben Zwischenfälle pro Betrieb. Einige haben um die 100 Fälle gemeldet. Das sind keine Kleinigkeiten, denn im Durschnitt werden pro Hundezwischenfall jeweils vier Schafe verletzt oder vier getötet.
In 47 Prozent der Fälle ist ein einziger Hund involviert, in 28 Prozent sind zwei Hunde beteiligt. Fast drei Viertel der Schäfer vermutet, dass die Hundebesitzer sich gar nicht bewusst sind, was ihre Tiere anrichten.
Lesestoff:
Alle Umfragedaten finden Sie unter https://www.nationalsheep.org.uk/dog-owners/survey-results/
Roland Krieg
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