Keine Angst, aber Sorgen
Landwirtschaft
EU-Erweiterung in der Biobranche
> Mit den 10 neuen EU-Ländern kamen 78 Millionen Verbraucher, davon 4 Millionen Bauern, 38 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche, davon 0,5 Millionen ökologisch bewirtschaftet hinzu. Jedoch sind die Länder sehr unterschiedlich, wie Bernhard Jansen von Eko Connect, dem International Center for Organic Agricultur in Central and Eastern Europe auf dem East/West Trade Seminar der BioFach in Nürnberg vortrug. Beispielsweise bietet Tschechien 263.000 ha Ökolandbau, die von 835 Betrieben bewirtschaftet werden. Polen hingegen hat über 2.100 Betriebe, die allerdings nur 61.000 ha bewirtschaften. Insgesamt schätzt Jansen die Wachstumschancen in den neuen Ländern als gut ein, denn in der laufenden Agrarreform erhöhen Direktzahlungen und Agrarumweltprogramme den Reiz, auf ökologischen Landbau umzustellen. Beschleunigt wird der Prozess durch die mangelnde Kapitalausstattung der Betriebe, die sich die teuren Betriebsmittel der knonventionellen Landwirtschaft gar nicht leisten können. In den neuen EU-Ländern hat das Grünland als Produktionsbasis für Milch und Fleisch einen Anteiul von 70 Prozent an der Ökofläche. In Tschechien und Slowenien sind es jeweils über 90 Prozent. Ausgerechnet das sind allerdings die Problemmärkte der EU-15. Mangels Absatzlogistik und zu geringem Verkauf muss oftmals teuer produzierte Ökomilch billig im konventionellen Markt untergebracht werden. Ökomilch und –fleisch erfahren einen Preisdruck, der mit den neuen Ländern eher erhöht wird. Jansen fordert daher „einen runden Tisch“ aller Beteiligten, um „das Problem, dass auf uns zurollt“ zu lösen.
Schwierig ist auch der heimische Markt. Die neuen Länder haben eine um rund die Hälfte geringere Kaufkraft als die alte EU. Lediglich Metropolen wie Warschau, Riga oder Prag nehmen ausreichend Ware auf. Ein tschechischer Naturkostladen bietet nur rund 30 Prozent Biowaren an. Ohne konventionelle Produkte könnte er gar nicht existieren. Die Westhandelsketten übernehmen jedoch auch bereits die Vermarktung von Biowaren und listen bis zu 50 verschiedene Produkte.
Daher fordert Eko Connect die neuen Ländern auf, weniger die Bauern zu fördern, sondern mehr die Vermarktung und Verbraucherinformation. Der Verbraucher gilt in den neuen Ländern als Minimumfaktor.
roRo